Kritische Kunden, weniger Bienen: Über die Situation der Imker

Trotz schwieriger Bedingungen boomt das Geschäft mit den Bienen. | Foto: Foto: Dmytro Smaglov Fotolia
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BEZIRK (anh). Es grünt so grün, wenn Österreichs Blumen blühen. Im Frühling haben dadurch Bienen alle Hände bzw. Flügel zu tun, um die Pflanzen zu bestäuben. In letzter Zeit ist jedoch immer wieder von schwierigen Zeiten für Imker zu lesen. Da stellt sich die Frage: Wird Österreich vielleicht bald ein Land sein, in dem anstelle von Milch und Honig nur noch Milch fließt?

Eine Frage der Lage
Jein, lautet vorerst die Antwort, denn die Situation der Imker muss differenzierter betrachtet werden: In Österreich sichern laut dem Ministerium für ein lebenswertes Österreich rund 25.500 Imker mit in etwa 382.600 Bienenvölkern die Bestäubung der heimischen Zier- und Nutzpflanzen. Ingesamt produzieren all diese Imker heutzutage tatsächlich weniger Honig als noch vor ein paar Jahren: Waren es im Jahr 2008 noch 5500 Tonnen, so stellte man im Jahr 2014 laut "Statisik Austria" nur noch 4300 Tonnen Honig her.
Ein Grund für die rückläuftigen Produktionszahlen könnten Winterverluste sein. "Die Leute sprechen von Bienensterben, aber der Begriff ist viel zu allgemein. Wir unterscheiden zwischen Winterverlusten und Schäden in der Vegetationsperiode, die überwiegend auf Vergiftungen durch unsachgemäßen Pflanzenschutz oder manchmal leider auch durch böse Nachbarn verursacht werden", gibt Maximiilian Liedlbauer, Präsidenten des Oö. Landesverbandes für Bienenzucht, Auskunft. Laut dem Bienen-Experten habe man in diesem Jahr mit massiven Winterverlusten zu kämpfen: "Die Rückmeldungen von zirka 60 Prozent der oberösterreichischen Imkervereine bringen einen Durchschnitt von 31 Prozent Verlust an Bienenvölkern", erläutert Maximilian Liedlbauer und verdeutlicht damit die schwierigen Produktionsbedingungen, die momentan vorherrschen. Quantität und Qualität des Endproduktes Honig haben also sehr viel mit dem Klima, der Lage der Imkerei und dem jeweiligen Umfeld zu tun. Stimmen diese Faktoren, so sind auch die Verluste geringer oder gar nicht vorhanden, wie im Falle der Erlebnisimkerei Hüttner in Peilstein. Agnes Hüttner sagt: "Es kommt zum Beispiel darauf an, ob im Umfeld Mais oder Raps angebaut wird und wie viel Fläche schon für die Landwirtschaft genutzt wird und wie viel dann noch für die Bienen übrig bleibt. Diese müssen schließlich ausreichend Blüten vorfinden können." All diese Faktoren fließen im wahrsten Sinne des Wortes in das Endprodukt – beziehungsweise direkt ins Honigglas wenn man so will – mit ein.

Bienenweiden zum Schutz der Bienen
Damit die Bienenvölker dennoch langfristig erhalten bleiben, werden auf Initiative von Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger derzeit auf insgesamt 100 Hektar (das entspricht einer Fläche von 222 Fußballfeldern) in den Bauernbund-Ortsgruppen Bienenweiden angelegt, die den Honigproduzenten Pollen und Nektar liefern. „Neben den Bienenweiden und Blühflächen sind auch die Hausgärten eine wichtige Nahrungsquelle“, regt Hiegelsberger den Erhalt von Blumenwiesen an. „Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, damit wir auch weiterhin das Summen der Bienen und damit die volle Pracht der blühenden Blumen, Sträucher und Bäume erleben dürfen.“ Bienen tragen nämlich durch ihre Bestäubungstätigkeit erheblich zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen bei.

Nachfrage nach wie vor groß
Trotz der teilweise schwierigen Umstände ist die Nachfrage nach dem süßen Lebensmittel Honig nach wie vor groß: Im vergangenen Jahr wurden 10.456 Tonnen Honig in Österreich verzehrt, wohingegen die Zahl 2008 noch unter der 10.000-Marke lag. Aus dieser Schere in Bezug auf Angebot und Nachfrage ergibt sich der sehr niedrige Selbstversorgungsgrad Österreichs: Er liegt bei unter 50 Prozent. Mit anderen Worten: Es muss Honig importiert werden, damit die Nachfrage gedeckt werden kann. Gleichzeitig ist aber in den letzten Jahren auch eine Rückbesinnung auf Werte wie Regionalität und Nachhaltigkeit festzustellen. Der Kunde greift wieder vermehrt zu Produkten aus seiner Region, die ohne Zusatzstoffe auskommen. Auch Agnes Hüttner kann diesen Trend bestätigen: "Natur spielt für die Menschen wieder eine größere Rolle. Die Kunden sind kritischer, schauen sich auch die Lage des Betriebes an, wollen wissen, woher der Honig genau kommt und probieren viel. Produkterklärungen sind bei uns daher selbstverständlich."

Biologisches Imkern boomt
Das Interesse an der Imkerei selbst ist ebenfalls unbebremst: In Oberösterreich zählt der Landesverband für Bienenzucht fast 7000 Mitglieder. Alleine im Jahr 2014 kamen 504 neue hinzu. Der Schwerpunkt der Bienenhaltung liegt laut dem Ministerium für ein lebenswertes Österreich in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark, wobei vor allem traditionelle kleinbetriebliche Strukturen dominieren. "Das Mühviertel ist dabei besonders gut vertreten", sagt Maximilian Liedlbauer. Außerdem sei ein Trend hin zur biologischen Imkerei festzustellen. "Wir hatten deswegen dieses Jahr auch einen zusätzlichen Einführungskurs zu halten", ergänzt der Bienen-Experte. Tatsächlich von der Imkerei zu leben, ist jedoch schwierig, weswegen die meisten nur Freizeit- oder Hobby-Imker sind, obwohl manche laut dem Präsidenten schon eine Größenordnung an Völkern halten würden, die einen Zuerwerb bringen könnten.

Tag des offenen Bienenstocks
Wer die Honigerzeugung hautnah erleben möchte, hat am 31. Mai ab 13:00 in der Erlebnisimkerei Hüttner beim "Tag des offenen Bienenstocks" die Gelegenheit dazu. Den Besuchern wird nicht nur Einblick in die Arbeit eines Imkers gewährt, sondern sie können sich bei einer anschließenden Honigjause auch stärken. Dabei stehen auch besondere Sorten wie ein Cremehonig mit Pollen zum Kosten bereit. Der süße Brotaufstrich ist jedoch längst nicht das einzige Bienenprodukt, das in der Imkerei hergestellt wird. Vor mehr als 20 Jahren entwickelte die Familie Hüttner mit der Bienenluftkur ein Angebot, das seinesgeichen sucht. Seither lindern sie chronische Atemleiden ihrer Kurgäste.

Bienenluftkur: möglich von 18. Mai bis 7. August 2015
Führungen in der Erlebnisimkerei: Mai-September nach Voranmeldung (Tel.: 07287/7294), Für Gruppen sind auch andere Termine nach Voranmeldung möglich.
Mehr Informationen: Erlebnisimkerei Hüttner, Vorderschlag 12, 4153 Peilstein, www.bienenluft.com

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Foto: Cityfoto
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