"Man hat keine Zeit mehr, krank zu sein" – Apotheken damals und heute
Von der Kräuterkunde des Altertums zur wissenschaftlichen Pharmazie – in Apotheken hat sich viel getan.
BEZIRK (anh). Im 17. und 18. Jahrhundert blühte der Handel in der Region. Vor allem Gewebtes, Holz, Salz und Eisen waren gefragt. Die Wirtschaftstreibenden und Bürger mussten aber auch medizinisch versorgt werden. Die ersten Apotheken entstanden. Die Apotheke in Aigen-Schlägl wurde 1650 erstmals urkundlich erwähnt und war damals im Stift. Als einzige weit und breit versorgte sie laut dem Buch „Aigen-Schlägl" von Isfried Pichler Patienten von Linz bis Passau oder Krumau. "Eingekauft wurde die Ware auf Linzer Märkten, hierzu durfte der Apotheker eine Markttruhe mit den Truhen des Stiftes Schlägl mitschicken, die mit einem Fuhrwerk nach Obermühl und von dort mit dem Schiff nach Linz gebracht wurden", heißt es in dem Werk. 1884 wurde die Apotheke auf den Marktplatz verlegt. Seither hat sich viel getan. "Ein großer Wandel im vorigen Jahrhundert wurde durch die industrielle Fertigung von Arzneimitteln herbeigeführt", sagt Elisabeth Hollenthoner, die die Apotheke seit 1998 leitet. Österreich sei jedoch bei der individuellen Zubereitung dieser Mittel in der Apotheke weiter führend unter den Industrieländern. "In Europa wird dieses Service, außer in Deutschland und der Schweiz, kaum mehr geboten."
Als zweite Apotheke entstand 1781 jene in Neufelden. Martha Wöß, die sie seit 1984 leitet, stellt heute einen Trend in Richtung Naturheilkunde und Homöopathika fest. Auch die Beratung gewinne an Bedeutung.
Informieren und probieren
Dies bestätigt auch Stefan Dobersberger, der die Apotheke in Rohrbach-Berg seit 2017 führt. Diese wurde 1856 gegründet und befand sich zuerst in zwei verschiedenen Häusern am oberen Stadtplatz, ehe sie 1981 an den jetzigen Standort kam. Laut Dobersberger hätten die Menschen heute "keine Zeit mehr, krank zu sein", wodurch Selbstmedikation wichtiger werde: "Die Leute lassen sich beraten und holen sich dann auch gleich etwas". Und das nicht nur, wenn sie krank sind: "Es gibt ein Weggehen vom klassischen Arztbesuch und Holen der Medikamente hin zur Gesundheitsvorsorge." Die Kunden seien zudem informierter und wüssten meist genau, was sie wollen. "Trotzdem beharren sie nicht auf einer Linie und sind bereit, Alternatives auszuprobieren", so der Experte.
Apotheke als lokales Gesundheitszentrum
Die Apotheke wird immer mehr zu einem lokalen Gesundheitszentrum, was auch Hollenthoner beobachtet: "Der Apotheker ist als Stütze gefragt, wenn es darum geht, ob ein Arztbesuch helfen kann oder nicht." Doris Eiböck, die die 1913 gegründete Haslacher Apotheke seit 2008 leitet, sieht dies ähnlich und betont, dass die Kunden jünger seien. Am meisten frequentiert würden alle vier Apotheken zu Wochenbeginn und freitags sowie in den Grippemonaten von Oktober bis April. Dauerbrenner seien Mittel gegen Husten, Schnupfen, Blutzucker oder Cholesterin, genauso wie Antibiotika und Arznei-Tees. Den Bereitschaftsdienst teilen sich die vier Standorte untereinander auf, für die Mittagszeit ist seit 1. Jänner jedoch nur noch Rohrbach-Berg zuständig.
Apothekenübersicht:
Apotheke zum Weißen Adler
Markt 15, 4120 Neufelden
Tel.: 07282/6264
woess@apotheke-neufelden.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 8-12 Uhr und 14.30-18 Uhr, Sa: 8-12 Uhr
Apotheke Zur Jungfrau Maria
Marktplatz 11, 4160 Aigen-Schlägl
Tel.: 07281/6228
office@apotheke-aigen.at
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr: 8-12 Uhr und 14.30-18 Uhr Mi und Sa: 8-12 Uhr
Stadtapotheke Mariahilf
Stadtplatz 18, 4150 Rohrbach
Tel.: 07289/4273
shop@apotheke-rohrbach.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 8-13 Uhr und 14-18 Uhr, Sa: 8-12 Uhr
St. Nikolaus Apotheke
Marktplatz 26, 4170 Haslach
Tel.: 07289/71223
office@apotheke-haslach.at
Öffnungszeiten: Mo-Do: 8-12.15 Uhr und 14.30-18 Uhr, Fr: 8-12.15 Uhr und 14-18 Uhr, Sa: 8-12.15 Uhr
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