Ruhige Zeit ist für Einsame besonders belastend
BEZIRK. Advent- und Weihnachtszeit – eine Zeit der Ruhe und Stille, kann für einsame Menschen besonders belastend sein. Die Schnelllebigkeit der Gesellschaft, die zunehmende Anonymität sowie die Zunahme von Singlehaushalten begünstigen das Phänomen ungewollter Einsamkeit. Auch 200 oder mehr „Freunde“ in den sozialen Netzwerken wie Facebook können vor Einsamkeit nicht schützen.
Dabei lässt sich Einsamkeit nicht gänzlich aus dem Leben verbannen, da es im Leben jedes einzelnen immer wieder Momente gibt, in denen man auf sich selbst zurückgeworfen ist, sei es durch Trennung, Krankheit, Umzug oder Auszug der Kinder.
Risko für Gesundheit
Aktuelle Studien zeigen, dass Einsamkeit, ähnlich wie Übergewicht oder Rauchen, ein Risikofaktor für die Gesundheit ist und sich negativ auf Blutdruck, Schlafqualität, Herzinfarktrisiko und psychische Stabilität auswirkt. Zudem sind einsame Menschen anfälliger für Alkohol-, Nikotin- oder Computersucht. Einsamkeit ist allgemein ein häufig anzutreffendes Begleitphänomen anderer seelischer Störungen wie Angst und Depression.
"Einsamkeit und Alleinsein sind grundsätzlich voneinander zu unterscheiden, denn nicht nur ältere und alleinstehende Menschen sind von Einsamkeit betroffen, sondern auch Menschen, die in Partnerschaft leben, Kinder haben, oder in einem Großraumbüro arbeiten", sagt Maria Leibetseder, klinische Psychologin am Landes-Krankenhaus Rohrbach. Einsamkeit ist also nicht unbedingt ein Zustand, der sich aus einem Mangel an sozialen Kontakten ergibt, sondern eher ein Gefühl, das im Kopf beginnt.
"Ob wir uns einsam fühlen, hängt wesentlich von unserer Wahrnehmung und Einstellung zu uns und unserem Leben ab. Diese Einstellung wird geprägt durch negative und belastende Erfahrungen in der Kindheit und Jugend. Viele einsame Menschen waren schon von Kindes Beinen an einsam, da es beispielsweise an verständnisvollen Bezugspersonen mangelte", sagt die Psychologin. Darüber hinaus neigen einsame Menschen zum Vergleich mit anderen, die sie für beliebter, klüger, sympathischer, attraktiver oder interessanter halten als sich selbst. Dies kann das Gefühl der Isolation noch weiter verstärken.
Einstellung zu sich selbst
"Bei der Behandlung von Einsamkeit geht es also nicht nur darum, einsame Menschen mehr mit anderen in Kontakt zu bringen oder ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Betroffene Menschen können mit psychologischer Unterstützung lernen, ihre Einstellung zu sich selbst in eine positive Richtung zu verändern", sagt Leibetseder.
Ehrenamt als Lösungsweg
"Sich selbst liebevoll zu behandeln, in einer ehrenamtlichen Tätigkeit eine sinnvolle Aufgabe zu finden, können erste Schritte aus der Einsamkeit sein", sagt Leibetseder. Vielen hilft auch ein Haustier. Einen tierischen Begleiter zu haben, für den man sorgen kann, ist von unschätzbarem Wert.
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