Schauschwemme im Böhmerwald: "Furt schwimman dö Scheida ..."
AIGEN-SCHLÄGL (gawe). Ein heimliches Weltwunder – der Schwarzenbergsche Schwemmkanal – war wieder in Betrieb; allerdings nicht auf seiner ganzen Länge von 52 Kilometern, sondern nur auf ungefähr 50 Metern. Waren in der Hochblüte des Kanals bis zu 800 Arbeiter mit dem Schwemmen des Scheitholzes beschäftigt, so reichten diesmal fünf – aber unterstützt von begeisterten Kindern, die beim Holzeinwerfen und Herausfischen mit großem Eifer zu Werke gingen. Acht Millionen Kubikmeter Holz wurden einst bis Untermühl geschwemmt, dort herausgeholt und dann nach Wien als Brennholz transportiert. Bei der Schauschwemme war es diesmal nur ein halber Meter.
Geniales Bauwerk
Fürst Adam zu Schwarzenberg hatte im 18. Jahrhundert große Güter im ausgedehnten Waldgebiet des Böhmerwaldes erworben. Er erkannte rasch die wirtschaftliche Bedeutung des Holzes. Der stark angestiegene Brennholzbedarf der Städte bot einen blühenden Absatzmarkt. Nachdem der Abtransport dorthin mit Fuhrwerden äußerst mühsam war, legte der Forstingenieur Josef Rosenauer 1774 einen genialen Plan vor. Die Pioniertat bestand in der Überwindung der kontinentalen Wasserscheide zwischen Donau und Moldau. Der 80 Zentimeter tiefe Kanal hatte ein minimales Gefälle, war typischerweise am Kanalboden 2,20 Meter breit und oben 2,80 Meter. Gespeist wurde er während der Holzschwemme durch Wasser aus dem Plöckensteiner See und durch 22 Bäche, die durch Schleusen abgesperrt und in den Kanal geleitet wurden. Eine ingenieurtechnische Meisterleistung, mit der Holz bis zur großen Mühl geschwemmt wurde. Vergangenen Mittwoch konnte man einen kleinen Teil dieses als „achtes Weltwunder“ bezeichneten Bauwerkes bei der Schrollenbachschleuse in Oberhaag wieder in Betrieb sehen.
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