Abrechnung manipuliert?
Anzeige gegen weiteren Wiener Kindergarten
Der Kindergartenverein "Philo Kids" wurde angezeigt, da mutmaßlich Abrechnungen der Kinder manipuliert worden sind. Die Vorwürfe kommentiert die ehemalige Betreiberin als "Rufmord". Die MA 10 wusste nichts von einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Nachdem die Vorwürfe rund um den privaten Kindergartenverein "Minibambini" das Licht der Öffentlichkeit erblickten, gibt es mutmaßlich den nächsten KiGa-Skandal in Wien. Jetzt geht es um den Verein "Philo Kids", gegen den eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien vorliegt.
Worum geht es? Eine angehende Kindergartenpädagogin wollte im Oktober vergangenen Jahres die Leitungsposition einer KiGa-Gruppe übernehmen. Dies wurde ihr aufgrund diverser Regelungen von der MA 10 nicht gestattet, weshalb ihr die Übernahme des "Philo Kids" in Rudolfsheim-Fünfhaus angeboten wurde. Wie "Krone.at" (Paywall) berichtet, war der Verein bereits damals schon in finanziellen Schwierigkeiten, wie es die ehemalige Betreiberin Mahsa Abdolzadeh angegeben hat.
Die erwähnte Kindergartenpädagogin gründete den Verein "Care Bear" und soll sich mit Abdolzadeh getroffen haben. Bei einem Gespräch soll die Betreiberin über Fördereinnahmen seitens der Stadt Wien in Höhe von 40.000 Euro monatlich berichtet haben. Doch für die Pädagogin sei das nicht nachvollziehbar gewesen, denn für "52 anwesende Kinder" wäre das eine "zu hohe Summe". Eine Mitarbeiterin wird wie folgt zitiert: "Ich habe an der Garderobe Namensschilder gesehen, aber nie das Kind dazu. Ebenso in den Mappen".
43.000 Euro im September erhalten
Auf BezirksZeitung-Anfrage sagte eine MA 10-Sprecherin, dass der Magistratsabteilungen diese Sachverhaltsdarstellung nicht bekannt sei. Tatsächlich stimmt die Zahl von 40.000 Euro fast , die der Verein an Förderungen monatlich bekommen hat. Die MA 10 teilte mit, dass die Trägerorganisation beispielsweise im September 2022 rund 43.000 Euro an Forderungen seitens der MA erhalten habe: "Die Trägerorganisation hatte 84 bescheidete Plätze in insgesamt vier Gruppen. Abgerechnet wurden für September 2022 56 Kinder in drei Gruppen", so Sprecherin Mirjana Savić.
"Im Rahmen von standardisierten Förderkontrollen ist es Aufgabe MA 10 zu überprüfen, ob Fördermittel widmungsgemäß von den privaten Trägerorganisationen nach den Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit verwendet werden. Laufend werden routinemäßige bzw. anlassbezogene Kontrollen durch die Stadt Wien – Kindergärten durchgeführt. So wurde natürlich auch die Abrechnung der Kinder im Rahmen des Modells „Beitragsfreier Kindergarten“ der Trägerorganisation „Philo Kids“ seitens der MA 10 geprüft", teilte MA 10-Sprecherin Mirjana Savić der BezirksZeitung mit.
Und wie kam es zu dem Betrag von 43.000 Euro? Eine private Trägereinrichtung bekommt für ein zweijähriges Kind (Ganztagesplatz) monatlich 677,37 Euro, für ein fünfjähriges Kind (Ganztagesplatz) 455,32 Euro und für ein vierjähriges Kind (Teilzeitplatz) 376,90 Euro. Zusätzlich dazu erhalten die Vereine einen "Verwaltungskostenzuschuss", der sich nach der Anzahl der verwalteten Gruppen richtet. Organisationen mit 1 bis 49 Gruppen erhalten monatlich 626,90 Euro pro Gruppe, erklärt die MA 10.
Abdolzadeh spricht von "Rufmord"
Die Ex-Betreiberin Abdolzadeh (auch u. a. Grüne-Umweltbezirksrätin in Döbling) sagte der Zeitung, dass ihr Verein mit dem pädagogischen Zukunftskonzept "unserer Zeit weit voraus" war – "doch dann kam noch Corona, mit einem Lockdown nach dem anderen. Das hat wirtschaftliche Schäden angerichtet, die nicht mehr aufzuholen war". Dem Verein "Care Bare" habe sie nur das Nutzungsrecht für das Konzept um 5.000 Euro verkauft. "Davon sind 4.000 Euro für die Eröffnung des Konkursverfahrens verwendet worden und die restlichen 1.000 Euro in die Konkursmasse geflossen. Mit allem anderen hatte ich null zu tun", so Abdolzadeh.
Angesprochen auf die Vorwürfe von "Care Bear" sagt sie, dass es genau drei Kinder gab, die in der Abrechnung enthalten waren, aber nicht auf den Anwesenheitslisten aufgeschienen sind, wegen "Krankheit" und alle mit MA 10-Ausnahmegenehmigung. "Alles wurde von der Arbeiterkammer, Finanzamt und MA 10 bis ins Letzte kontrolliert", sagt sie und spricht von "Rufmord".
Wenige Wochen nach der Übernahme musste der Nachfolgeverein die Einrichtung aufgrund zu geringer Einnahmen schließen, berichtet die "Krone".
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