Leere Lokale in Rudolfsheim: Denn Kunst ist kein Patentrezept
Kreative Start-ups und Raum für Veranstaltungen statt Leerstand: Begeistert sind davon nicht alle im 15. Bezirk.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. 28: So viele Geschäftslokale stehen in Rudolfsheim derzeit offiziell leer. Das Problem von bestimmten Grätzeln? Nein. Problemkinder wie einst die Reindorfgasse haben sich gemausert. Dort wird jetzt Bobo-Kultur mit kreativen Start-ups und hippen Cafés gepflegt.
"Hotspots" in Sachen Leerstand gibt es nämlich keine: Auf der äußeren Mariahilfer Straße finden sich drei leere Lokale, ebenso auf der Sechshauser Straße. Die restlichen 22 verteilen sich auf den gesamten 15. Bezirk.
Nebenlagen betroffen
Schlechter Gebäudezustand und starke Verkehrsbelastung: Laut Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung Rudolfsheim zwei ausschlaggebende Gründe für leere Lokale. Beides trifft auf die Sechshauser Straße in Gürtelnähe zu. "Aber auch Nebenlagen oder kleinere ehemalige Einkaufstraßen wie die Ullmannstraße sind betroffen."
Das Problem am Schopf zu packen, gestaltet sich schwierig: Nicht zuletzt ist auch das Engagement der Hauseigentümer gefragt. Alternative Nutzungen wie Gastronomie oder Veranstaltungsräume liegen zwar im Trend, wie das Beispiel Reindorfgasse zeigt. Beliebt bei den Eigentümern sind diese jedoch nicht immer. "Oft wird das eher als Störfaktor gesehen und das leere Lokal dann lieber als Lager genutzt", so Steinbichler.
Kleine Lokale als Problem
Mäßig begeistert von kreativen Überbrückungsmaßnahmen zeigt sich auch die Wirtschaftskammer: "Kunst ist schön und gut. Aber für die Kaufleute entsteht dadurch nicht plötzlich ein Schlaraffenland", so Sprecher David Breitfeller. Das Um und Auf, um mehr Kunden anzulocken, sei die Gestaltung des Umfelds. Ein zusätzliches Problem laut Breitfeller: "Die Ansprüche der Unternehmer haben sich geändert. Kleinere Geschäftslokale mit 20 Quadratmetern will heutzutage niemand mehr haben."
Seitens des Bezirks setzt man dennoch auf Initiativen aus dem Kunstbereich, um Leerstände zu überbrücken. Das Rudolfsheimer Vorzeigeprojekt: "foto k" – natürlich in der Reindorfgasse. "Die Idee, eine Galerie in einem leer stehenden Geschäft zu etablieren, wurde von uns von Anfang an unterstützt", so Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal.
Ebenso werde die Zwischennutzung von leeren Lokalen in Gemeindebauten forciert. Bei Privathäusern seien die Maßnahmen jedoch beschränkt: "Die Gebietsbetreuung führt hier jedoch regelmäßig Gespräche, um Verbesserungen zu erzielen", so Zatlokal.
Eine Liste aller leeren Geschäftslokale gibt’s auf der Online-Plattform www.freielokale.at der Wirtschaftskammer. Seitens der Stadt Wien engagiert sich die Agentur "Kreative Räume": Ab Mai sollen private Hausverwalter oder Immobilienentwickler mit Künstlern und Start-ups zusammengebracht werden.
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