2016 – Schicksalsjahr für Salzburg

- Salzburg Museum-Direktor Martin Hochleitner macht sich ein Bild von den Aufbauarbeiten für die "Goldegger Stube"
- Foto: Franz Neumayr
- hochgeladen von Stefanie Schenker
Am 1. Mai 1816 ging Salzburg in den Besitz des Österreichischen Herrschers Kaiser Franz I. über. Das Salzburg Museum bietet zum 200-Jahresjubiläum eine Ausstellungs-Trilogie, die von 30. April bis 30. Oktober zu sehen sein wird.
Sagen rund ums Erz, die Bücherverbrennung am Salzburger Residenzplatz durch die Nationalsozialisten, Literatur nach 1945 – und natürlich Ereignisse aus dem Jahr 1816 selbst, wie das "Jahr ohne Sommer" und welche Auswirkungen dieses historische Jahr auf die Bevölkerung hatte: Damit setzt sich unter dem Titel "Erzähl mir Salzburg" ein Teil der Salzburger Landesausstellung 2016 in zwölf verschiedenen Räumen auseinander. Pro Raum wird jeweils eine Geschichte erzählt – aus kulturhistorischer Perspektive und mit eigenen Exponaten.
Zeitzeugnis gehobener Wohnkultur zu Beginn des 17. Jahrhunderts
So wie die "Goldegger Stube" – die in einem der Räume aufgebaut wurde und ab 30. April zum ersten Mal seit Oktober 2005 wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Sie stammt aus dem Jahr 1606 und aus dem sogenannten Judenhof in Goldegg. 1883 verkaufte sie der Johann Hinterlechner, der den Judenhof geerbet hatte – unter anderem weil er Geld für die Auszahlung seiner sieben Geschwister benötigte – an das Städtische Museum carolino Augusteum. Die mit Zirbenholz getäfelte Stube war einst Teil einer prunkvollen Inneneinrichtung und gibt Zeugnis von der gehobenen Wohnkultur am Beginn des 17. Jahrhunderts.
Für den Ankauf der "Goldegger Stube" nahm der Salzburger Bürgermeister Rudolf Biebl 1883 extra eine – vom Gemeinderat genehmigte – Anleihe auf. Ein Jahr später konnte man die Stube im Museumsgebäude am Unteren Gries bestaunen. Dass die "Goldegger Stube" im Herbst 1944 während zweier Luftangriffe unversehrt blieb, grenzte an ein Wunder. 1948 wurde sie schließlich abgetragen und 1967 in einem neu errichteten Museumsgebäude wieder aufgestellt. Der Umzug des Museums in die Neue Residenz machte den neuerlichen Abbau und die anschließende Lagerung im Depot notwendig.
Wo die Stadtschlüssel an den Kaiser übergeben wurden
Neben den Räumen, die Geschichten erzählen, widmet sich ein weiterer Teil der Ausstellungstrilogie acht speziellen Orten, die mit der Geschichte Salzburgs in Zusammenhang stehen. In Kooperation mit dem Fotohof sind acht Kurzfilme entstanden, die zeigen, wie sich Orte wie die Alte Residenz als dem früheren Sitz der Erzbischöfe über den Wohnsitz Adeliger bis zu den heutigen Präsentationsräumen entwickelt haben. Neben dem Schloss Mirabell, dem Pass Lueg, dem Walserfeld und dem Schloss Schönbrunn, sind das Neutor – dort hatte am 8. Juni 1816 der Salzburger Stadtrat Christian Zezi die Stadtschlüssel an Kaiser Franz I. übergeben – und die Villa Manin in Udine – wo 1797 im Friedensvertrag von Campo Formio das Aus für das selbstständige Erzstift Salzburg besiegelt wurde – Teil dieser Schau. Ein Beitrag widmt sich zudem Mühldorf am Inn, das früher Teil Salzburgs war.
30 Prunkstücke zeigen Glanz des früheren Salzburg
Für den dritten Teil der Ausstellung – die "Schatzkammer Salzburg" – ist es dem Salzburg Museum gelungen, 30 der früher üppig gefüllten Kunstkammer aus der Zeit der Erzbischöfe wieder nach Salzburg zu holen. In den ersten Jahren nach der Übergabe Salzburgs an Österreich sind viele dieser Schätze, darunter wertvolle Handschriften, Waffen, archäologische Objekte, Gemälde oder Münzen weggekommen. "Mit der Ausstellung wollen wir wieder ein bisschen etwas vom Glanz des alten Salzburg zeigen", erläutert Kurator Peter Husty.
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Eines dieser Prunkstücke ist die Original-Rüstung des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Sie befindet sich (noch) im Bayerischen Nationalmuseum und wird rechtzeitig vor Eröffnung der Landesausstellung nach Salzburg gebracht. Die Rüstung wurde zur Zeit der französischen Militärverwaltung von 1809 bis 1810 zunächst nach Paris gebracht und dann teilweise weiter verteilt. "Die Rüstung bestand aus 50 Teilen, darunter waren drei verschiedene Helme. Ein Teil davon – und den bekommen wir für die Ausstellung natürlich nicht – befindet sich heute in London in Privatbesitz, ein Helm ist sogar in St. Petersburg gelandet", weiß Husty.




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