25 Jahre Straßenzeitung Apropos
Apropos-Spaziergang mit Evelyne Aigner

Den Menschen hinter der Armut sichtbar zu machen und eine Brücke in die Mitte der Gesellschaft zu schlagen, ist den Mitwirkenden der Straßenzeitung "Apropos" eine Berufung. Nach dem 25-jährigen Jubiläum im letzten Jahr und dem Erfolg des ersten Apropos-Stadtspazierganges mit dem Verkäufer Georg Aigner, erzählt nun seine Frau, Evelyne Aigner, auf ihrer eigenen Tour ihre Lebensgeschichte.

SALZBURG. Am 1. Dezember 1997 erschien die erste Ausgabe der Salzburger Straßenzeitung "Apropos". Letztes Jahr feierte die Zeitung ihr 25-jähriges Bestehen. Die Straßenzeitung, die von professionellen Journalistinnen und Journalisten publiziert und von derzeit 120 Männern und Frauen verkauft wird, die obdachlos, wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind, bietet viele Projekte für ihre Verkäuferinnen und Verkäufer, für Klienten von Sozialprojekten und natürlich für die Apropos-Leser an. Neben Yoga, Chor und der Schreibwerkstatt, in der jeder zu Wort kommen soll, gibt es seit 2017 auch den Apropos Stadtspaziergang mit Verkäufer Georg Aigner. Nun schließt sich ihm seine Frau, Verkäuferin Evelyne Aigner mit ihrem eigenen Stadtspaziergang an und erzählt dabei an ihr wichtigen Standorten in Salzburg ihre Lebensgeschichte.

Evelyn Aigner erzählt ihre Lebensgeschichte an ihr wichtigen Standorten in Salzburg. | Foto: Carmen Kurcz
  • Evelyn Aigner erzählt ihre Lebensgeschichte an ihr wichtigen Standorten in Salzburg.
  • Foto: Carmen Kurcz
  • hochgeladen von Carmen Kurcz

Evelyne Aigner: Pflegekind, Bewährungsstrafe, Hochzeit

In dem sozialen Stadtspaziergang "Spurwechsel" erzählt Apropos-Verkäuferin Evelyne Aigner ihre Lebensgeschichte. Gleich nach ihrer Geburt von ihrer alkoholkranken Mutter im Krankenhaus abgegeben, wächst Evelyne bei einer Pflegefamilie in Kuchl auf. Im "Neustart Saftladen", der ersten Station auf ihrem Spaziergang, erzählt sie von der Suche nach ihrer Herkunft über das erste Treffen mit ihrer leiblichen Mutter bis zu Bewährungsstrafen und ihrem heutigen Ehemann Georg, den sie am Salzburger Hauptbahnhof kennen und lieben lernte.

Start des Spaziergangs vor dem Saftladen. | Foto: Carmen Kurcz
  • Start des Spaziergangs vor dem Saftladen.
  • Foto: Carmen Kurcz
  • hochgeladen von Carmen Kurcz

Auch aus der Zeit ihrer sieben-jährigen Trennung, als er eine Haftstrafe wegen Einbruchs in einer Haftanstalt in der Steiermark absitzen musste, berichtet Evelyne. "Wir haben uns täglich Briefe geschrieben", erzählt Evelyne aus dieser Zeit. "Insgesamt sind es 2.000 Briefe gewesen."
Auf die Frage, ob sie alle Briefe aufgehoben haben lacht Evelyne: "Nein, so viel Platz haben wir nicht. Da hätten wir anbauen müssen." Derzeit wohnt das Ehepaar Aigner in einer 37 Quadratmeter Wohnung in Lehen.

Straßenspaziergang

Die Geschichten der Straße nicht nur lesen, sondern auch anhören und die Menschen hinter den Geschichten kennenlernen zu können, verspricht der Apropos-Stadtspaziergang. "Wir haben ein halbes Jahr lang mit Verkäuferin Evelyne Aigner einen biographischen, sozialen Stadtspaziergang erarbeitet", informiert die Chefredakteurin von Apropos, Michaela Gründler. "Sie verknüpft dabei ihre Lebensgeschichte mit einzelnen Sozialeinrichtungen." Warum man an einen Apropos-Spaziergang teilnehmen sollte ist für das Ehepaar Aigner klar: "Weil es interessant ist", schießt es sofort aus Georg heraus. "Weil man Einblicke von einer anderen Sicht bekommt!", schließt sich auch Evelyne an.

v.l.n.r.: Verkäufer Georg Aigner, Chefredakteurin von Apropos Michaela Gründler, Verkäuferin Evelyn Aigner und Redakteurin Verena Siller-Ramsl. | Foto: Carmen Kurcz
  • v.l.n.r.: Verkäufer Georg Aigner, Chefredakteurin von Apropos Michaela Gründler, Verkäuferin Evelyn Aigner und Redakteurin Verena Siller-Ramsl.
  • Foto: Carmen Kurcz
  • hochgeladen von Carmen Kurcz

25 Jahre Straßenzeitung "Apropos"

Die Straßenzeitung "Apropos" ist dem „Internationalen Netz der Straßenzeitungen” (INSP) angeschlossen. Die Charta, die 1995 in London unterzeichnet wurde, legt fest, dass die Straßenzeitungen alle Gewinne zur Unterstützung ihrer Verkäuferinnen und Verkäufer verwenden. Die Verkäuferinnen und Verkäufer kaufen die Zeitung, die monatlich erscheint, im Vorfeld um 1,50 Euro ein und verkaufen sie um 3 Euro. Das Ziel ist es die Menschen durch den Verkauf in ihrer Lebenssituation zu stabilisieren, sie in Kontakt mit anderen Menschen zu bringen und ihnen eine Tagesstruktur und eine Gemeinschaft zu geben.
Zudem haben die Apropos-Verkäuferinnen und Verkäufer die Möglichkeit in der Rubrik "Schreibwerkstatt" ihre Lebenserfahrungen in die Welt zu tragen. Diese Sprachrohr-Funktion, die Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten bietet, ist dabei einzigartig in der Medienwelt.

Das Verkäuferehepaar Evelyn und Georg Aigner erzählen beim Stadtspaziergang aus ihrem Leben.Sie haben voriges Jahr ihre kristallene Hochzeit gefeiert. | Foto: Andreas Brandl, Foto Flausen
  • Das Verkäuferehepaar Evelyn und Georg Aigner erzählen beim Stadtspaziergang aus ihrem Leben.Sie haben voriges Jahr ihre kristallene Hochzeit gefeiert.
  • Foto: Andreas Brandl, Foto Flausen
  • hochgeladen von Carmen Kurcz

Chefredakteurin Michaela Gründler ist selbst seit 1999 dabei und wie sie selbst sagt in einer Krisenzeit eingestiegen. Nach 25 Jahren blickt sie voller Stolz auf die Zeit und das Erreichte zurück. "Ein Highlight der letzten Jahre war sicher der Gewinn des Volkskulturpreises im Jahr 2011", so Gründler. "Das war echt schön. Vor allem zu sehen, was es den Verkäufern bedeutet, dass sie eine Herausforderung wie diese geschafft haben."

Mitsparzieren und "Apropos Spurwechsel"

Einblicke in Evelynes Welt kann man in Gruppen ab vier Personen an flexiblen Terminen bekommen. Die Tour dauert etwa eineinhalb Stunden und ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet. Für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende kostet die Teilnahme 5 Euro, Erwachsene zahlen 10 Euro.
Weitere Informationen findest du Online dazu.
Am 28. Juni ab 16.00 Uhr findet zudem im Wintergarten des Hotels Sacher Salzburg die Vernissage "Apropos: Perspektivenwechsel" statt. Diese wird von der Straßenzeitung in Kooperation mit den Lehrlingen des Hotel Sacher Salzburg veranstaltet und ist noch bis zum 15. Juli zu betrachten.

Das könnte dich auch interessieren:

Ausstellung widmet sich der jüdischen Geschichte
Betriebe mit hohem Anteil von Menschen mit Beeinträchtigung
Autarker Stabsraum für Katastrophenfälle
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.