Adventsingen über der Baumgrenze
Beim Hirtenspiel für 36.000 Menschen im Großen Festspielhaus steht heuer ein blinder Hirte im Mittelpunkt.
SALZBURG (lin). Kurz nach dem Krieg, im Jahr 1946, fiel der Startschuss für die nach den Salzburger Festspielen erfolgreichste Veranstaltung des Landes Salzburg. Und wie seit mehr als 70 Jahren kommen die Fans des Salzburger Adventsingens auch heuer in Scharen aus 43 Ländern nach Salzburg, einer reist angeblich sogar aus Neuseeland an. Der Titel ist "Der blinde Hirte" und spielt, so Autor und Spielleiter Hans Köhl vom Veranstalter Salzburger Heimatwerk, fast permanent über der Baumgrenze: "Das Spiel entwickelt sich vom Dunkel ins Licht. Es gibt keine Elisabeth, und natürlich kommt auch das Jesuskind in der Krippe bei uns nicht vor. Unser Held ist ein blinder Hirte in karger Gegend, die an die Dachstein-Hochebene 'Am Stein' erinnert. Und dieser Hirte hat eine Vorahnung von der Geburt Christi. Man könnte auch sagen, er sieht mehr als die Sehenden."
Eigenartiger Musikmix
Zu hören und zu sehen gibt es bei dieser vorweihnachtlichen Herbergssuche in 16 Szenen und Chöre, Orchester, Vokal- und Instrumental-Ensemble, Hinterkinder, Engeln und natürlich Maria und Josef vor allem Volksmusik. Aber die 19 Lieder und Weisen der heimischen Musiktradition werden - und das ist ebefalls schon Tradition beim Salzburger Adventsingen - mit moderner Musik konfrontiert. Komponist Shane Woodborne hat sich in der 2017er-Version vor allem auf die Chöre konzentriert. Das Lied "Von guten Mächten" zum Beispiel wird polyphon verdichtet: "Da gibt es zeitgleich vier verschiedene Rhythmen, das wirkt wie ein vielstimmiges Echo, die erste Probe hat meine Erwartungen absolut erfüllt", sagt Woodborne, der sich auf seine langjährige Erfahrung und Gespür für das Miteinander von Volksmusik und moderner Klassik verlassen kann.
Hellmut Hölzl schneidert - seit einer gefühlten Ewigkeit - die Kostüme für das Adventsingen. "Der Fundus, der sich da so angesammelt hat, ist riesig, und doch ist das jedes Jahre eine neue Herausforderung. Ich bin bis den Proben immer dabei, lese die Texte ganz genau und versuche, der Regisseurin präzise zu folgen", sagt Hölzl und fügt hinzu: "Tracht gibt es keine, ich verstehe meine Kostüme eher als Gemälde."
Die Bühne von Dietmar Solt ist wie immer flach, trotzdem neu konstruiert, mit Dachstein und Krippenstein im Hintergrund, und mit Altholz und echtem Putz ausstaffiert. Die Regisseurin Caroline Richards hat auf der Alm gemeinsam mit dem Betreuungsteam intensiv mit den Kindern gearbeitet: „Wir haben ein tolles Trio der ersten Hirten. Und dass Wolfgang Hundegger aus Tirol kommt, finde ich sehr gut. Es war eine bewusste Entscheidung und er bringt so ein erdiges Feeling in die Produktion.“
Brauchtum im Internet
Die Premiere des Salzburger Adventsingens ist am 1. Dezember, bis zum 17. Dezember sind insgesamt 15 Vorstellungen angesetzt. Die Eintrittespreise bewegen sich zwischen 29 und 65 Euro, 80 Prozent der Karten sind bereits verkauft. Seit einem Jahr gibt es den Kartenverkauf auch online. "Natüliche stehen wir den Kunden auch persönliche zur Verfügung", sagte Stefan Sperr vom Heimatwerk, "aber der online-Verkauf nimmt auch bei uns opermenent zu." Das Brauchtum ist offenbar in der digitalen Gegenwart angekommen.
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