Georg Clementi: Außergewöhnlich und wohltuend anders
Der Salzburger Chansonnier Georg Clementi präsentierte am Freitag, 20. Februar, in Hallein sein aktuelles Programm „Zeitlieder 2“. „Nun sitz ich hier und kriege nicht genug. Deine Geschichten saug ich auf wie ein Vampir“, sang Georg Clementi in einem Chanson. Den Zuhörern im Ziegelstadl erging es ebenso.
Außergewöhnlich und wohltuend anders, so sind die Chansons, die Clementi Zeitlieder nennt. Viele Liedermacher singen gern über private Befindlichkeiten. Um diese Themen macht Clementi einen Bogen. Er lehnt sich weit über den Gartenzaun hinaus und zeichnet ein poetisches Bild des aktuellen Zeitgeschehens. Dabei lässt er sich gerne von seiner Lieblingszeitung, der ZEIT inspirieren. „Weltausschnittsminiaturen“ nannte sie der Journalist Manfred Baumann. Clementi erzählt in seinen Liedern von Menschen, die jeder kennt: Die flotte Facebookerin auf dem Weg ins Burnout, den lärmgeplagten Städter, der sich das Landleben erträumt, den Sinnsucher und den Konsumverweigerer. Der charismatische Sänger tut dies mit großer Interpretationslust, aber ohne Kitsch und Plattitüden, meist lebensbejahend, manchmal melancholisch. Das sind dann jene Lieder, die einem in ihrer Eindringlichkeit den Atem rauben, wenn das leise Sterben eines Menschen thematisiert, die Abtreibung weiblicher Embryos in Indien oder der Mord an dem Filmemacher Pier Paolo Pasolini. Zum Heulen schön: „Da gibt es einen Platz, da scheint die Sonne drauf...“
Begeistert zeigte sich das Publikum auch von Sigrid Gerlach-Waltenbergers Musetteklängen am Akkordeon und Tom Reifs virtuosem Gitarrenspiel.
„Nun sitz ich hier und kriege nicht genug...“ Wie recht doch Clementi hat!
www.zeitlieder.de
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.