Gewalt steigt bei Jugendlichen
Gemeinsame Aktion von Jugendwohlfahrt, Polizei und Staatsanwaltschaft gegen Jugendgewalt.
SALZBURG (rik). Nicht die Anzahl der Fälle, sondern das Ausmaß an Gewalt, die bei Konflikten unter Jugendlichen angewendet wird, steigt an. Ein Umstand, der den Behörden und Ämtern zunehmend Sorge bereitet. Sie fordern mehr Prävention. Ein Beispiel ist das Schulprojekt „OUT – Die Außenseiter“.
Drei bis vier Mal pro Woche müssen die Mitarbeiter der Salzburger Jugendwohlfahrt ausrücken, um gemeldeten Fällen nachzugehen. Das ist rund doppelt so häufig wie noch vor einem Jahr, schildert Hannes Herbst, Leiter der Gruppe Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung. Insbesondere nach den Vorfällen der jüngsten Vergangenheit, z. B. in Vorarlberg, sind die Menschen wesentlich sensibler geworden und verständigen die Behörden viel häufiger. Die wichtigste Erstaktion ist stets die Gefährdungsabklärung. „Unser Journaldienst ist rund um die Uhr erreichbar und wir gehen jeder Gefährdung nach, um abzuklären, welche Maßnahme notwendig ist“, so Herbst. Das kann von Unterstützungsarbeit in der Familie, Wegweisung eines Elternteils bis hin zur Unterbringung des Kindes in einer geeigneten Einrichtung gehen.
Video und Fotostory
Polizei-Fachbereichsleiter Peter Gunz (medizinische und psychologische Betreuung von Exekutivbeamten) leitet seit zehn Jahren das Gewaltpräventionsprogramm des BMI „OUT-Die Außenseiter“ an Salzburgs Schulen. Insbesondere bei Jugendlichen ab 14 ist Aufklärung wichtig, denn ab diesem Zeitpunkt sind sie strafmündig und ihr Handeln kann unangenehme Folgen nach sich ziehen, klärt er auf: „Wenn sie wissen, dass es beispielsweise ein polizeiliches und möglicherweise gerichtliches Nachspiel hat, wenn sie jemandem etwas wegnehmen oder zuschlagen, dann überlegen sie es sich vielleicht.“ Unrechtsbewusstsein schaffen, Stress- und Konfliktbewältigung sind die Hauptthemen des Gewaltpräventionsprojektes „OUT – Die Außenseiter“. Mithilfe eines Videos, einer Fotostory, Gruppenarbeiten und Diskussionen, arbeitet der Experte in Schulen hauptsächlich mit 13- bis 15-Jährigen.
„Es könnte die Polizei kommen…“
Einer, der das Projekt selbst mitgemacht hat, ist Andreas, Annahof-Schüler in Salzburg: „Wir haben viel dabei gelernt und das Klima in der Schule ist einfach besser geworden, seit alle wissen, es könnte die Polizei kommen.“
Prävention ist bitter nötig, das bestätigt auch Robert Holzleitner von der Jugendstaatsanwaltschaft. Wenn auch nicht gesichert ist, wie viel durch Vorbeugung verhindert wird, so weiß doch niemand, wie es ohne Prävention aussehen würde. Denn in einem ist er sich mit den Polizeibeamten einig: „Die Hemmschwelle bei Gewaltakten unter Jugendlichen ist stark gesunken. Gerauft wurde immer, aber früher war es eben genug, wenn einer am Boden lag. Heute kommen sie und treten dann erst noch mal nach, und das ist furchtbar.“
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