"Ja, ich will provozieren"

Sein Büro ist angeräumt mit tausend Schätzen aus aller Welt. Buddha-Statuen, afrikanische Skulpturen oder fernöstliche Malereien leben hier in friedlicher Koexistenz. "Das sind meine privaten Schätze – alle zusammengetragen in Salzburg übrigens. Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler und mittlerweile ein Experte für afrikanische und außereuropäische Kunst", lächelt Anton Gugg, ein gelernter Archäologe und Kunsthistoriker. Und ergänzt: In meinem Büro in der Stadt habe ich noch einmal so viele Sachen herumstehen und bei mir zu Hause schaut es genauso aus."

Und diese Leidenschaft für Kunst braucht es auch, um die Stadtgalerie in Lehen – eine von vier städtischen Galerien, die der 61-Jährige leitet – zu bespielen. Der 270 Quadratmeter große und sieben Meter hohe Ausstellungsraum am ehemaligen Stadtwerke-Areal sei als Raum einzigartig und spannend, erzählt Gugg, der – bevor er vor zwölf Jahren in die Kulturabteilung der Stadt ging – 30 Jahre lang als Kulturjournalist gearbeitet hat. Spannend deshalb, weil die Stadtgalerie zwar gemeinsam mit dem Fotohof und der Galerie Eboran eine Art "Kulturdreieck" darstelle, aber insgesamt als "Fremdkörper" umzingelt von kolossalen Wohnbauten stehe.
Anders als im früheren "Vogelhaus" im Mirabellgarten, dem Vorläufer der Stadtgalerie, müsse er sich sehr bemühen, Publikum hierher nach Lehen zu locken. "Hier kommt man nicht zufällig vorbei und auch Touristen gibt es hier keine."

Und die Bewohner? Sie haben großteils migrantischen Hintergrund und müssen von Anton Gugg im positiven Sinn des Wortes "provoziert" werden. "Ich will hier kontroverse Themen aufbringen, keine Hausfrauen-Runde einrichten." Nicht auf platte Art und Weise, sondern indem bewusst bestimmte Themen im Kunstkontext angerissen werden. "Sexualität zum Beispiel", sagt Gugg und erzählt von der zu Ende gegangenen Ausstellung "Unheimlich schön, schön unheimlich", in der Salzburgs Außenseiter der 70er und 80er-Jahre gezeigt wurden. Darunter waren ein paar freizügige Ausstellungsstücke – da sind schon mal viele vor den Fenstern stehen geblieben, auch wenn sie noch nicht hereingekommen sind."

Das soll sich künftig ändern, Gugg will bei den jährlich sechs bis sieben Ausstellungen "experimenteller" werden, Besucher aktiver einbinden, jungen Salzburger Künstlern mehr Raum geben und auch völlig neue Zugänge andenken. "Zum Beispiel: Wer an einem bestimmten Stichtag mit seinem Kunstwerk hier ist, soll es unjuriert ausstellen dürfen – das wäre einmal etwas Neues."

Noch stehen einander auf dem Areal Kulturbetriebe, High-Tech-Labors und Bewohner mit einer Vielfalt an Kulturen einfach nur gegenüber, ohne Berührungspunkte. "Die Stadtgalerie liegt hier an der Schnittstelle und das will ich nutzen", sagt Anton Gugg und lässt dabei den Blick über seine privaten Kunstschätze schweifen, die ebenso aus vielen unterschiedlichen Ländern stammen.

Bis 26. Juli ist in der Stadtgalerie (Eintritt kostenlos) die Ausstellung "TestBild BildTest" zu sehen.
Am 1. Juli präsentiert Christoph Janacs sein Buch "Hokusais Pinsel" mit 51 Gedichten zu 51 Dichtern.

Mehr Infos zur Stadtgalerie gibt es hier .