Lust auf Wissen im neuen Land stillen
Angetrieben vom Streben nach Bildung, hat sich Exil-Tibeterin Tenzin Youdon in Salzburg ein Leben aufgebaut.
SALZBURG (lg). Einfach sei es nicht gewesen, aber dennoch: ans aufgeben hat die in Indien aufgewachsene Tibeterin Tenzin Youdon nie gedacht, als sie 2002 einen Neustart in Salzburg wagte. "Der tiefe Wunsch nach Bildung und einem selbständigen Leben hat mich angetrieben. Damit konnte ich auch den eher holprigen Beginn in einem neuen Land, in dem man weder Sprache noch Kultur kennt, gut überwinden Es war mein Wunsch, Deutsch so gut zu beherrschen, als wäre es meine Muttersprache", erzählt die 36-Jährige.
"Mein Bildungsweg wäre in Indien undenkbar"
Doch woher dieser starke Wille und warum gerade Salzburg? "Ich habe Tibet, das Herkunftsland meiner Eltern nie gesehen, wurde in Indien als Exil-Tibeterin geboren. Mein Vater hat sich stark für die tibetische Exilregierung engagiert und geriet dadurch bald in das Fadenkreuz von terroristischen Gruppierungen in Indien. Ich fühlte mich nie sicher. Als ich 2002 meine Schwester, die ebenfalls nach Salzburg emigiert ist, besucht habe, wusste ich: Salzburg kann zu meiner Heimat werden", erzählt die Mutter zweier Kinder ihre bewegende Geschichte. Und: der Bildungsweg, den sie absolviert hat, wäre in Indien undenkbar gewesen.
Vom Tibet-Shop an die Universität
"Spätestens nach der Geburt meiner Kinder hätte ich mich auf den Haushalt beschränken müssen, Bildung spielt ab diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr im Leben einer Frau", führt sie aus. Umso mehr dafür aber im Leben von Tenzin Youdon: nach Kursen an der Volkshochschule und einem Deutsch-Kurs an der Universität Salzburg ging es für sie zur Matura an das Abendgymnasium. Nebenbei führte sie bereits den Tibet-Shop in der Steingasse, um den Alltag bestreiten zu können. "Dort habe ich dann auch meine Schulaufgaben erledigt und gelernt, dazwischen kam es auch vor, dass ich Kunden gefragt habe, wenn ich mir bei so manch einem deutschen Wort nicht sicher war. Sprache lernt man nur durch ständige Kommunikation, das war mir klar." Und weil ihre Wissbegierde nicht zu stoppen ist, inskribierte sie sich für das Pädagogik-Studium, wo sie jetzt ins vierte Semester startet.
Den Tibet-Shop führt mittlerweile ihr Bruder. "Es bleibt ja in der Familie", fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu. An Salzburg schätzt Youdon die Sicherheit und die Gemütlichkeit. Aber auch die Freundlichkeit der Salzburger: "Wenn die Salzburger merken, dass ihnen jemand mit Respekt und Höflichkeit begegnet, dann geben sie das auch zurück. Das ist meine Erfahrung."
Wenn es um die Themen Aus- und Weiterbildung geht, steht das Netzwerk Bildungsberatung Salzburg mit Rat und Tat zur Seite. https://www.bildungsbuch.at/einblicke/
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