"Viva la Vida"
Salzburger feiert trotz vieler Schicksalsschläge das Leben

Seine vier Hunde geben ihm Kraft: Christian Leser mit seinem Hund Aaron. Nach dem Motto "Viva la Vida" feiert er im April das Leben.  | Foto: Anna Wintersteller
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  • Seine vier Hunde geben ihm Kraft: Christian Leser mit seinem Hund Aaron. Nach dem Motto "Viva la Vida" feiert er im April das Leben.
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Im BezirksBlätter-Interview erzählt der Salzburger Christian Leser von seinem Umgang mit HIV und Krebs und warum er mit seinem Verein "Viva la Vida" das "Fest des Lebens" feiert.

SALZBURG. Trotz HIV-Diagnose, Krebs und vielen schweren Momenten spürte der Salzburger Christian Leser stets die Lust am Leben. Anlässlich seines 65. Geburtstags lädt der Salzburger zum zweiten Mal am 15. April zum "Fest des Lebens" des Vereins "Viva la Vida". Die Einnahmen gehen an die Krebs- und Aidshilfe. Die Salzburger BezirksBlätter baten Christian Leser zum Interview. 

 Warum "Viva la Vida"?
CHRISTIAN LESER: Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich offen über HIV sprechen konnte. Irgendwann ist bei mir der Punkt gekommen, an dem ich gesagt habe: Moment einmal, warum soll ich mich verstecken? Wenn du das hinter dir hast, was ich hinter mir habe: Krebs, Herzoperation, Mutter tot, Familie weg, dann sagst du dir irgendwann einmal: Außer für meine Hunde, für was bin ich eigentlich noch da? Und da ist mir der Gedanke gekommen: Ich gründe einen Verein. Der heißt "Viva la Vida", heißt "Es lebe das Leben". Naheliegend war da auch ein "Fest des Lebens". Und mit dem Gedanken bin ich dann zum Chef von der Aidshilfe gegangen und zum Chef von der Krebshilfe. Und alle zwei haben gesagt: Das ist eine irre Idee.

Kann man sich das "Fest des Lebens" ein bisschen so vorstellen wie einen Salzburger Lifeball?
CHRISTIAN LESER: Erstens einmal darf man das so nicht sagen, weil sonst kriegt man gleich Probleme mit dem Gery Keszler. Das Fest ist auch anders ausgerichtet. Es ist nicht schrill. Es gibt vier Konzerte mit Moderation, mit politischen Gästen, mit meinen Ärzten. Mein Innsbrucker Arzt ist zum ersten Fest extra aus Innsbruck gekommen. Der kommt auch dieses Mal wieder. Weil selbst meine Ärzte sagen: Ich bin eigentlich eine Sensation.

Facebook-Ankündigung des Festes

Was wollen Sie mit dem Fest erreichen?
CHRISTIAN LESER: Das eine ist, auf die Krankheit aufmerksam machen. Es wird leider nur einmal im Jahr darüber geredet: am 1. Dezember, dem Welt-Aidstag. Und das zweite ist, ich will mit meiner Geschichte zeigen: Es gibt immer wieder ein Weiter. Du brauchst ein bisschen Glück, du brauchst aber einen eisernen Willen. Ich sag einmal zu 80 Prozent, wenn nicht noch mehr, geht alles vom Kopf aus.

Also wollen Sie Mut geben?

CHRISTIAN LESER: Mut geben, Aufmerksamkeit schaffen und Spaß haben.

Sie haben die Diagnose "HIV-positiv" im Jahr 2000 erhalten. Was hat sich in Salzburg seitdem getan?
CHRISTIAN LESER: Das Witzige ist, dass Menschen wie du und ich eher interessiert sind und es nicht ins Negative ziehen als Ärzte. Ich hatte die meisten Probleme mit Ärzten. Es kann nicht an der Aufklärung liegen, weil die müssten eigentlich mehr wissen als die meisten Leute. Ich habe sieben Zahnärzte gebraucht, bis mich der erste genommen hat.

Glauben Sie, die Leute sind heute generell aufmerksamer?
CHRISTIAN LESER: Es sagt jeder, der über HIV liest: Es gibt Tabletten, es kann ja nichts mehr passieren. Es gibt zum Beispiel seit ein paar Jahren dieses Medikament "HIV-PrEP". Das kann man sich von einem HIV-Arzt verschreiben lassen. Dann kannst du ohne Kondom Sex haben und dich nicht anstecken. Das machen wirklich viele. Dass es andere Geschlechtskrankheiten gibt, ist denen egal.

Christian Leser liebt das Leben | Foto: Anna Wintersteller

Was würden Sie sich im Umgang mit HIV auch von der Politik wünschen?
CHRISTIAN LESER: Öfter darüber berichten, nicht nur einmal schreiben: Es hat wieder jeden Tag mindestens eine Ansteckung gegeben. Das ist zu wenig. Ich weiß, es gibt andere wichtige Themen wie die Teuerungen, hohe Mieten, was weiß ich noch alles. Eines ist interessant: Ich hab es geschafft, zum zweiten Mal alle politischen Parteien in der Gemeinde zu einer Spende für diese Veranstaltung zu bringen. Ich glaube, wenn du die Politiker ein bisschen anstupst, dann reagieren sie. Nur die haben oft andere Probleme im Kopf als HIV.

Was soll jede Salzburgerin und jeder Salzburger über HIV wissen?
CHRISTIAN LESER:  Nimm beim Sex ein Kondom. Es gibt nicht nur HIV, sondern auch andere Geschlechtskrankheiten.

Was bringt Sie jeden Tag dazu, weiter um das Leben zu kämpfen?
CHRISTIAN LESER: Du hast nur ein Leben. Das Leben ist lebenswert. Alleine für meine Hunde da zu sein. In Kroatien im Meer zu schwimmen. Durch den Wald gehen. Das ist ja alles schön. Warum soll ich das aufgeben?

Welchen Rat würden Sie sich selbst im Jahr 2000 geben, als Sie die HIV-Diagnose bekommen haben?
CHRISTIAN LESER: Die Sängerin Anastacia, die zwei Mal Brustkrebs gehabt hat, hat einmal gesagt: Akzeptiere die Krankheit, aber kämpfe auch gleichzeitig dagegen.

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