"Sobald du stehen bleibst, haben sie dich"

Foto: Franz Neumayr
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Sie habe gleich gesehen, dass an diesem Silvesterabend ein ganz anderes Publikum in den Reihen vor der Bühne am Residenzplatz stand als in den vergangenen Jahren, erzählt eine 43-jährige Salzburgerin dem Stadtblatt. "In den esten acht bis zehn Reihen standen fast nur ausländische Männer. Ich habe mir aber zuerst nichts dabei gedacht. Außer, dass sie natürlich auch auf ein glückliches 2016 anstoßen dürfen." Doch, was dann passierte, macht die Salzburgerin auch Tage danach noch zornig und wütend.

"Ich konnte nicht weg. Es war grausig."

"Plötzlich wurde ich von Männerhänden begrapscht, an meinen Brüsten, am Hintern, von hinten hat mir einer in den Schritt gefasst. Ich wurde festgehalten – und als ich 'stop, no!' rief, hat das nicht gewirkt. Es gab keine Stelle an meinem Körper, an der ich keine fremde Männerhand gespürt habe. Und während ich so festgehalten wurde, spürte ich, wie mir einer der Männer seine Zunge ins Ohr steckte, ein anderer leckte mir über die Wange. Und ich konnte nicht weg. Es war grausig", schildert sie.

"Ich habe keinen einzigen Polizisten gesehen"

Die ganze Zeit über hätten die Männer – die alle so ausgesehen hatten wie jene, die sie sonst rund um das Flüchtlingstransitquartier in Salzburg Mitte sehe – mit den Fingern sexuelle Gesten gemacht und "good, good" gerufen. Als sie nach der Polizei zu rufen begonnen habe, seien die Männer – die nicht älter als 35, maximal 40 Jahre alt gewesen sein dürften – von ihr abgerückt und sie habe flüchten können. Was die Salzburgerin nicht versteht: "Ich habe an diesem Abend auf dem Residenzplatz keinen einzigen Polizisten gesehen. Aber ich habe sehr viele ähnlich bedrängte Mädchen und Frauen gesehen, und gemeinsam mit einer Freundin haben wir versucht, ihnen so gut es geht, zu helfen. Ich war so zornig, weil keiner da war, der ihnen sonst geholfen hätte. Aber: Sobald du stehen bleibst, haben sie dich."

Immer mehr Frauen melden sich bei der Polizei

Die 43-Jährige ist eine jener Frauen, die am Silvesterabend in der Stadt Salzburg von mehreren Männern sexuell belästigt wurde und wenige Tage später Anzeige erstattet hat. Mehr dazu hier

Dafür, dass sich viele Frauen erst Tage nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht bei der Polizei melden, hat die betroffene Salzburgerin Verständnis: "Erst als ich die laufende Berichterstattung über die Vorkommnisse in Köln und anderen deutschen Städten gesehen habe, ist mir die Tragweite des ganzen überhaupt erst bewusst geworden. Und dann habe ich mir gedacht, bitte kehren wir doch vor unserer eigenen Haustüre. Deshalb habe ich mich dann an die Medien gewandt. Je mehr Frauen das machen machen und Anzeige erstatten, desto besser. Denn nur gemeinsam sind wir stark. Es darf nicht sein, dass wir Frauen solchen Übergriffen ausgesetzt sind."

Foto: Franz Neumayr
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