Festival "DIE Kabarett"
Wenn im Kleinen Theater nur Frauen auftreten
Hier treten nur Frauen auf: Das Festival "DIE Kabarett" geht von 22. bis 25. Februar im Kleinen Theater in Salzburg über die Bühne. Das Kabarett-Genre sei für Frauen noch "ein eigenes Pflaster", sagt die Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, Alexandra Schmidt.
SALZBURG. Dreimal mehr männliche als weibliche Kabarettisten gibt es laut dem Kleinen Theater in Österreich. Diese Tatsache hat Katharina Pichler vom Kleinen Theater und Alexandra Schmidt, Leiterin des Salzburger Frauenbüros, schon 2017 beschäftigt. Gemeinsam realisierten sie das erste rein weibliche Kabarett-Festival im deutschsprachigen Raum – "DIE Kabarett".
Wollten etwas verändern
"Mir ist aufgefallen, dass bei den Kabaretts immer nur Typen aufgetreten sind. Ich hab' mich gefragt, wo denn da die ganzen Frauen sind", blickt Pichler auf die Gründungsphase zurück. Aber nicht nur das habe Pichler an der Kabarettszene unfair gefunden: Kabarettistinnen erzählten ihr, dass es backstage als einzige Frau oft "nicht so nett" zuginge, es bei Castings häufig um das Äußerliche gehe. Pichler wollte etwas verändern.
Durch Zufall Kabarettistin
Für "Malarina", alias Marina Lacković, die auch beim diesjährigen Festival auftritt, lag der Berufswunsch Kabarettistin nicht direkt auf der Hand. "Ich weiß nicht, ob es überhaupt der Traum von irgendjemandem ist, Kabarettistin zu werden. Wer steht eines Morgens auf und sagt: Heute lass ich mich auslachen?", scherzt sie.
Lieber wollte Lacković hinter den Kulissen lustige Texte schreiben. Auf Ermutigung von Stand-up-Comedian Denice Bourbon wagte sie den Schritt auf die Bühne dann doch – mit ihrem Programm "Serben sterben langsam", einer Geschichtsstunde von Sarajewo nach Ibiza. Sie selbst habe nicht direkt mitbekommen, dass sie als Frau im Kabarett benachteiligt wäre. Ihr Konzept ging gleich auf: 2019 startete sie ihre Karriere, 2022 erhielt sie den österreichischen Kabarettpreis, 2023 den Kleinkunstpreis "Salzburger Stier. "Entweder man hat Glück und fällt auf die Butterseite – so wie ich, und schaut, dass man möglichst weit gleitet, oder man fällt auf die Brotseite und muss halt kämpfen", so Lacković.
"Ein eigenes Pflaster"
"Ich glaube, dass das Kabarett-Genre schon noch einmal ein eigenes Pflaster ist, wo die Männer gerne im patriarchalen System unter sich bleiben", erklärt sich Alexandra Schmidt die ungleiche Geschlechterverteilung im Kabarett.
Männer würden eher Männer einladen, wenn sie ein Programm aufstellen. Für Lacković spielt auch die kleine Kabarett-Szene in Österreich eine Rolle, warum noch weniger Frauen gebucht werden. Außerhalb von Wien gebe es nicht genügend Spielstätten, um alle Generationen abzubilden. "Wenn die Big Names neue Programme haben, programmiert man die einfach", sagt sie.
Schnell nach Wien
Damit mehr Frauen den Schritt ins Kabarett wagen, brauche es laut Schmidt auch Workshops. "Frauen wollen, bevor sie es selbst ausprobieren, lernen", so die Frauenbeauftragte. Pichler fände einen "Stammtisch für Kabarettistinnen" in Salzburg sinnvoll, um Austausch in der Szene zu schaffen.
Eine Salzburger Kabarettistin fiel weder Schmidt, Pichler noch Lacković auf Anhieb ein. Lacković wundert das nicht. "Man muss einfach in Österreich schnell nach Wien ziehen, wenn man mehr machen will", sagt Lacković, die selbst von Innsbruck nach Wien übersiedelt ist. Da gebe es einfach mehr Möglichkeiten als in den Bundesländern.
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