S-Link Projekt
"Wir haben nur Sorge um unsere Liegenschaften"

- Dieter Hofer, Steuerberater und Miteigentümer eines im Jahr 1365 erstmals erwähnten Gebäudes mit Moritz Schliesselberger, Inhaber des ältesten Geschäfts der Stadt Salzburg und Miteigentümer eines 800 Jahre alten Hauses.
- Foto: Schrofner
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Update: 8. September:
Das S-Link Projekt beschäftigt die SalzburgerInnen, das zeigte auch ein Pressetermin heute Vormittag in der Stadt Salzburg. Hauseigentümer, die von der geplanten S-Link-Trasse betroffen sind, haben nun ein geotechnische und ein gutachterliche Stellungnahmen zu möglichen negativen Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Gebäude eingeholt. Das Ergebnis beider Stellungnahmen: Im Falle einer Untertunnelung sind irreparable Schäden an denkmalgeschützten Gebäuden unausweislich. "Es geht uns nur um die Altstadt und die dort lebenden Menschen", sagt einer der Betroffenen, Moritz Schliesselberger, Inhaber von Lederhaus Schliesselberger in der Lederergasse. Die S-Link-Projektgesellschaft hat darauf mit eigenen Stellungnahmen reagiert. Und die betroffenen Hausbesitzer setzen sich mit einer neuen Pressemeldung zur Wehr.
SALZBURG. Die geplante S-Link-Trasse soll vom Mirabellplatz kommend unter denkmalgeschützten Häusern der Dreifaltigkeitsgasse, Lederergasse und weiter Richtung Staatsbrücke und Altstadt verlaufen. Betroffene Hauseigentümer haben heute bei einem Pressetermin die fehlende Risikoanalyse beziehungsweise Machbarkeitsstudie kritisiert. Und dies nun selbst in die Hand genommen und auf eigene Kosten unabhängig voneinander ein geologisches und ein statisches Gutachten erstellen lassen.
"Wir gehören keiner politischen Partei an. Uns geht es einzig um unsere Häuser, von denen einige bis zu 800 Jahre alt sind",
sagt Moritz Schliesselberger. Gemeinsam mit Dieter Hofer, Steuerberater und Miteigentümer eines im Jahr 1365 erstmals erwähnten Gebäudes, vertritt er eine Gemeinschaft von knapp über 22 Hausbesitzern in der Umgebung der Linzergasse.

- Dieter Hofer, Steuerberater und Miteigentümer eines im Jahr 1365 erstmals erwähnten Gebäudes mit Moritz Schliesselberger, Inhaber des ältesten Geschäfts der Stadt Salzburg und Miteigentümer eines 800 Jahre alten Hauses.
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Die Stellungnahmen der beiden Firmen sind zum gleichen Ergebnis gekommen. Und dieses haben
"wir an die Magistratsabteilung 5 geschickt und auch an Herrn Bürgermeister Auinger sowie an das Bundesdenkmalamt. Bis jetzt haben wir keine Antwort erhalten",
so Schliesselberger.

- Dieter Hofer führte die Medienvertreter durch die betroffenen Gebäude.
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"Ein Tunnel hätte massive negative Auswirkungen"
"Einerseits hat der Bau des Tunnels für sämtliche im Einfluss des geplanten Tunnelvortriebes liegenden Bestandsgebäude massive negative Auswirkungen auf die Gebäudestabilität und ein hohes Schadenspotential. Weiters sind die Bodenverhältnisse im 'Salzburger Seeton' denkbar schlecht und es wird empfohlen von einer Untertunnelung der Altstadthäuser Abstand zu nehmen",
fasst Hofer zusammen. Die Experten erklären auch, dass der Einsatz hochmoderner Tunnelvortriebsmaschinen Schäden an den Häusern nicht verhindern können.

- Die alte Stadtmauer.
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Laut den beiden gutachterlichen Stellungnahmen soll es auch zu massiven Setzungen und Schiefstellungen in Form von Rissbildungen in Wänden, Gewölben und Decken in allen Geschossen kommen. Aufgrund der damaligen Bauweise sind die Bodenverhältnisse im Untergrund der Altstadt extrem schlecht. "In der Tiefe, in der der S-Link-Tunnel gebaut werden soll, ist ein feinkörniger Seeton (in ca. 17 - 29 Meter Tiefe) und dieser hat eine weiche bis breiige Konsistenz", erklären die Hausbesitzer.
Stellungnahmen der Projektgesellschaft
Auf Nachfrage hat die Magistratsabteilung 5 die Stellungnahmen Ende Juli an die „Salzburger Regionalstadtbahn Projektgesellschaft mbH“ mit dem Ersuchen um Stellungnahme übermittelt. Diese erwähnt, dass
"die Sorgen um das Objekt in der Lederergasse uns hinreichend bekannt sind, da die Eigentümer bereits mehrfach zum Austausch eingeladen waren. Es ist nach unseren umfassenden Ermittlungen festzuhalten, dass bei bescheidmäßiger Umsetzung keine derartigen Schäden an den Gebäuden zu erwarten sind. Ebenso können in der Betriebsphase Gebäudeschäden zufolge von Verkehrserschütterungen jedenfalls ausgeschlossen werden. Es sind auch keine Gefährdungen der baulichen Sicherheit benachbarter Objekte durch Erschütterungen zu erwarten."
In einer weiteren Stellungnahme der Projektgesellschaft stellt Manfred Eder, Zivilingenieur für Bauwesen/Geschäftsführer des Ingenieurbüros Laabmayr & Partner ZT, klar:
„Allen im Auftrag von S-LINK derzeit tätigen Ingenieurbüros sind die Herausforderungen des innerstädtischen Tunnelbaus bestens aus der Beteiligung an zahlreichen nationalen und internationalen Projekten bekannt. Die diesbezügliche oberste Priorität ist hier die Minimierung von Setzungen und Bodenverformungen und die Stabilität und Sicherheit der bestehenden Bebauung. Der Vermeidung von Gefahr für Leib und Leben ist wie in allen Ingenieurdisziplinen selbstverständlich und ganz Besonders im Tunnelbau von entscheidender Bedeutung.
Im zur Diskussion stehende Streckenabschnitt, der nicht Teil des eingereichten und erstinstanzlich bewilligten Projektes ist, werden zurzeit die Baugrunderkundungen abgeschlossen und somit erst die Grundlage für eine nachfolgende – alle Teilaspekte berücksichtigenden – Trassen- und Tunnelplanung geschaffen. Nur auf Basis der Grundlagen und darauf aufbauenden Planungen können seriöse und fundierte Aussagen zu einzelnen Gebäuden getroffen und entsprechende Maßnahmen geplant werden.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die von den Hauseigentümern zitierte Stellungnahme aus 1997 bzw. die nun vorgelegten gutachterlichen Stellungnahmen aus 2024 nicht den derzeitigen Stand der Planungen und Erkundungen sowie auch nicht den technologischen Fortschritt der letzten 25 Jahre berücksichtigen.“
Die gutachterlichen Stellungnahmen sind keine "Ferngutachten"
„Den Vorwurf von S-Link, es handle sich bei den am Mittwoch von uns präsentierten gutachterlichen Stellungnahmen um `Ferngutachten´, weisen wir aufs Schärfste zurück“
, so die Hauseigentümer in einer neuen Pressemitteilung und erklären weiter: "Die privat in Auftrag gegebenen gutachterlichen Stellungnahmen berücksichtigen den derzeitigen Stand der Planungen und Erkundungen sowie die aktuellen technologischen Methoden. Gegenteilige Behauptungen von S-Link sind schlichtweg falsch und gegenüber namhaften Experten einfach vermessen.“, so die betroffenen Hauseigentümer der Altstadt."
"Was ist uns die Salzburger Altstadt wert?"
Walter Hebsacker, langjähriger Baudirektor der Stadt Salzburg a.D., hatte das Projekt bereits 1997 und 2016 auf dem Tisch gehabt. Beide Male kam man zu dem Schluss, dass man es aus verschiedenen Gründen (Kosten, Altstadt, technische Gründe, ...) nicht bauen kann. 1997 erteilten der damalige Abteilungsvorstand sowie der Amtsleiter eine baupolizeiliche Absage.
"Die Begründung damals: Durch den unterirdischen Bahnbau kann es zu einer Bestandsgefährdung von Altstadtbauten kommen, die in ihrem Ausmaß nicht annähernd vorhersehbar sind",
so Hebsacker.
"Unsere Forderung ist klar: Aufgrund unvermeidbar auftretender irreparabler Schäden an dem UNESCO-Weltkulturerbe ist von einer Untertunnelung der mittelalterlichen, bis zu 800 Jahre alten Häuser der rechten Salzburger Altstadt durch den S-LINK abzusehen. Es sollte sich auch die Frage gestellt werden: "Was ist uns die Salzburger Altstadt wert?",
betonen die betroffenen Hausbesitzer.

- V.l.n.r.: Moritz Schliesselberger, Dieter Hofer und Walter Hebsacker, langjähriger Baudirektor der Stadt Salzburg a.D. beim Pressegespräch.
- Foto: Schrofner
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Weitere Experten schließen sich den Stellungnahmen an
Schliesselberger und Co. haben weitere Fachleute, wie zum Beispiel Baurat Helfried Breymann, der bei Großprojekten wie dem Kongresshaus oder der Tieflage des Lokalbahnhofs mitgewirkt hat, um ihre Meinung gebeten. "Sie raten alle von der Trasse unter der rechten Altstadt ab", fasst Schliesselberger zusammen. Es wurde eigens auch eine Website (altstadt-retten.at) ins Leben gerufen, in der alle Fakten und weitere Expertenstimmen aufgeführt werden.
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