Höher, dichter, billiger?

In der Stadt Salzburg stehen zwischen 3.500 und 4.000 Wohnungssuchende auf der Warteliste des Wohnungsamtes. Wird sich daran je etwas ändern?
ANJA HAGENAUER:
Solange die Einwohnerzahl Salzburgs gleich bleibt, in absehbarer Zeit nur ein bisschen etwas. Die gesellschaftliche Entwicklung bringt es mit sich, dass wir mehr Wohnraum brauchen. Früher haben mehrere Personen in einer Vier-Zimmer-Wohnung gewohnt, Ehepaare waren zusammen, bis der Tod sie geschieden hat – und das ist heute alles nicht mehr so. Entgegen dem Hotel-Mama-Trend gibt es viele mit 18, die sagen, ich will weg – auch die brauchen Wohnraum. Und: Auch Migranten und Migrantinnen in zweiter und dritter Generation sind soweit in unsere Gesellschaft integriert, dass sie nicht mehr bis zur Heirat bei den Eltern wohnen wollen.

Das SIR hat im Juli eine Leerstandsstudie veröffentlicht, aus der ein Mobilisierungspotenzial von rund 3.500 leerstehenden Wohnungen hervorgeht. Haben Sie seither etwas unternommen, um diesen Schatz zu heben?
ANJA HAGENAUER:
Es war die Idee von Bürgermeister Heinz Schaden und mir, dass die Stadt als Vermittler auftritt und die Garantie dafür übernimmt, dass die Miete regelmäßig bezahlt wird. Wir würden diese Wohnungen um 70 Prozent des Mietpreis-Indexes anmieten und um 80 Prozent des Indexes weitervermieten. Das österreichische Mietrecht ist leider sehr kompliziert, und wir hätten uns nicht gedacht, dass es ein Jahr dauern würde, um das juristisch zu klären, aber der Amtsbericht ist jetzt in der Endphase und wird demnächst beschlussreif sein.

Gibt es von Eigentümerseite Interesse und um wie viele Wohnungen könnte es gehen?
ANJA HAGENAUER:
Ja, das Interesse gibt es. Einige Wohnungseigentümer haben uns gesagt, wenn wir als Stadt diese Garantie geben können und die Vermietung übernehmen, dann können sie sich vorstellen, ihre Wohnung zu vermieten. Wir erhoffen uns, damit im Jahr rund 150 Wohnungen zu mobilisieren. Es ist es mir wert, dass wir das versuchen, denn jede Wohnung, die wir auf den Markt bekommen, ist eine gute Wohnung.

Sie haben angekündigt, das Wohnungsamt aufzuwerten: Wann wird das passieren und was wird das den Wohnungssuchenden bringen?
ANJA HAGENAUER:
Mir ist es ein großes Anliegen, das Wohnungsamt als Servicestelle für die Bürger zu etablieren, und das auf eine zeitgemäße Art und Weise. Wir werden Schritt für Schritt auf online-Angebote umstellen und mehrere Faktoren miteinander verknüpfen. Viele brauchen nicht nur eine günstige Wohnung, sondern zum Beispiel auch einen Kindergartenplatz. Da wollen wir ein Gesamtpaket anbieten können. Das zweite, was mir wichtig ist: Das Wohnungsamt verfügt über eine enorme Expertise darüber, was an Wohnungen notwendig ist und wie die Wohnungen ausschauen sollen. Zum Beispiel brauchen wir keine Zwei-Zimmer-Wohnungen mehr, sondern Garconnieren und Vier-Zimmer-Wohnungen. Und da soll das Wohnungsamt künftig schon im Vorfeld von gemeinnützigen Bauprojekten mitreden können. Das Wohnungsamt kann sehr viel mehr als Wohnungssuchende abarbeiten.

In den Wohnungen auf Stadt-Grundstücken beträgt die Bruttomiete acht Euro pro Quadratmeter, auf dem freien Markt sind es 14 Euro. 44 Prozent der Salzburger stöhnen laut einer SORA-Studie aus dem Vorjahr unter den Mietkosten, 58 Prozent sagen, dass die Wohnkosten für sie sehr bzw. ziemlich belastend sind. Muss künftig billiger, dichter gebaut werden?
ANJA HAGENAUER:
Neun von zehn Befragten sind mit ihrer Wohnumgebung und ihrer Wohnung zufrieden – auch das sagt die Studie aus. Aber natürlich dürfen wir nicht ruhen, bevor nicht alle zufrieden sind. Auf die Gefahr hin, mir Feinde zu machen: Ich wohne selbst in einem Wohnhaus mit sieben Stockwerken, und jawohl: Ein Stockwerk mehr würde es in vielen Fällen noch vertragen. Die Stadt ist Lebensraum für Menschen, keine Ansammlung von Einfamilienhäusern. Wenn ich in die Höhe kann, dann kann ich mehr Wohnungen bauen und habe mehr Möglichkeiten, Freiraum zwischen den Häusern zu gewinnen. Den kann ich qualitätsvoll und grüner gestalten.

Soll bei Wohnungen, für die die Stadt das Einweisungsrecht hat, an der Ausstattung gespart werden?
ANJA HAGENAUER:
Es gibt Standards, die haben wir und die gehören eingehalten. Ich glaube nicht, dass überluxuriös gebaut wird. In den geförderten Mietwohnungen sind keine goldenen Wasserhähne drinnen. Was man hinterfragen sollte: Muss jede Wohnung völlig barrierefrei sein? Durch barrierefreie Toiletten und Gänge werden viele Quadratmeter verwendet, die dafür im Wohnzimmer dann abgehen.

Für anerkannte Flüchtlinge gibt es sogenannte Startwohnungen, zugewiesen durch die Diakonie. Jährlich werden 30 bis 40 dieser Wohnungen für jeweils drei Jahre neu vergeben. Der Bedarf ist aber viel höher. Wie werden anerkannte Flüchtlinge in der Stadt Salzburg künftig wohnversorgt werden?
ANJA HAGENAUER:
Sie müssen so wie alle anderen auch zu den Gemeinnützigen gehen und sich auf dem privaten Wohnungsmarkt umsehen. Ich kann Flüchtlinge nicht bevorzugt behandeln. Die Regeln gelten für alle. Der Wohnungsmarkt in Salzburg ist nicht einfach, das ist eben so.

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