Salzburg wird Surf-Paradies

L-Schaden

Dass die SPÖ nicht an eine Annäherung mit der ÖVP glaubt, warum der Bürgermeister so manche „Schrammen abbekommen“ hat und welches Projekt die Herzen jugendlicher Sportler höher schlagen lässt, verrät Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) im Stadtblatt-Interview.

STADTBLATT: Harald Preuner kann sich vorstellen, die SPÖ wieder in seine Arme zu schließen. Sind Sie bereit?
HEINZ SCHADEN: „Schauen wir einmal. Die ÖVP hat erst vor kürzester Zeit das Budget für 2011 schon in der Entstehungsphase abgelehnt. Ich bin sehr skeptisch. Wir haben eine Reihe von Themen, zum Beispiel die Lehrlingsförderung immer einstimmig beschlossen, und auf einmal ist sie ein Streitthema. Ich habe sehr stark den Eindruck, dass Harald Preuner und Claudia Schmidt an sich gerne konstruktiv arbeiten würden, aber aus der Merianstraße (ÖVP-Landesparteizentrale, Anm.) und vom Julius-Raab-Platz (Wirtschaftskammer, Anm.) andere Befehle kommen. Auch die Poller haben wir im November 2008 gemeinsam auf den Weg gebracht, an einem Tisch bin ich mit Johann Padutsch, Harald Preuner und Manfred Lindenthaler (Stadtpolizeikommandant, Anm.) gesessen. Und immer dann, wenn es darauf ankommt, eine Entscheidung umzusetzen, kommt der Schwenk der ÖVP. Deshalb glaube ich an eine Annäherung erst dann, wenn ich sie sehe, und zwar in Form eines Budgetbeschlusses.“

STADTBLATT: In der Politik wird der Ton immer rauer. Ist das der Politik würdig?
HEINZ SCHADEN: „Überhaupt nicht. Das verstehen die Leute auch nicht. Es ist auch für die betroffenen Personen nicht gut. Ich kenne kaum einen Kollegen, der noch sagt: Es macht Spaß. Ich habe natürlich eine Sonderposition als Bürgermeister, ich werde zwar gescholten, aber ich habe auch das Glück, ein bisschen über den Dingen agieren zu können. Die Leute sollten begreifen, dass diese Kämpfe und Konflikte die Außenstehenden überhaupt nicht interessieren.“

STADTBLATT: Badende Jugendliche führten zum Konflikt mit den Anrainern am Almkanal. Jetzt gibt es ein neues Projekt, die stehende Welle, auf der Jugendliche mit dem Surfbrett surfen können. Befürchtet man weitere Streitpunkte?
HEINZ SCHADEN: „Mit den Anrainern sind wir in Kontakt. Sie geben einen ganz schmalen Streifen der angrenzenden Wiese ab. Das wäre eine tolle Geschichte, der Almkanal ist für die Jugendlichen seit Generationen ein fixer Bestandteil. Da können sie sich ausbreiten, da verlangt keiner etwas, außer dass wir die Jugendbetreuer hinschicken, die dafür sorgen, dass es dort sauber bleibt.“

STADTBLATT: Wann und wo genau startet das Projekt?
HEINZ SCHADEN: „Ich hoffe, dass wir rechtzeitig alle Genehmigungen bekommen, so dass wir im September oder Oktober, in der Phase der Almabkehr, mit den Einbauten beginnen können. Wir realisieren die Welle in einem Bereich der Alm, in dem es erstens sehr wenige Anrainer gibt und in dem ohnedies schon eine Stromschnelle da ist. Wir bauen dann eine Art Schaufel ein, deren Neigung man verstellen kann. Das produziert dann die Welle und auf der kann man surfen. Dahinter gibt es ein Abströmbecken: Wenn der Surfer hineinfällt, dann kann er von dort zur Ausstiegsstelle schwimmen. Das wird toll – genau wie am Meer. Außerdem wird es einen kleinen Zuschauerbereich geben. Das Geld dafür ist da, das Projekt ist finanziert.“

STADTBLATT: Wie sehr haben der Olympia- und Festspielskandal Salzburg und dem Bürgermeister geschadet?
HEINZ SCHADEN: „Wirklich vehementest: Der Olympiaskandal ist in Wien und nicht in Salzburg. Das ÖOC und dieser Förderverein haben ein Riesenproblem. Dass mir im Nachhinein das alles umgehängt wird, wo ich nicht wirklich mit innerster Überzeugung in die 2014-Bewerbung gegangen bin, sondern das Land gesagt hat: ‚Bitte bewirb dich.‘, ist ein Schulbeispiel dafür, dass der Stil in der Politik ziemlich schlecht geworden ist. Aber so, wie sich das Land jetzt vom Thema verabschiedet hat, das habe ich noch nie erlebt. Salzburg hat es aber sicher nicht geschadet, ich dagegen habe meine Schrammen abbekommen. Die Festspiele dagegen, die sind schon vergessen, wir merken es am Kartenverkauf.“

STADTBLATT: Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Magistrat. Wie ernst wird das genommen?
HEINZ SCHADEN: „Ich habe systematisch versucht, Frauen aufzubauen und zu fördern. Was natürlich immer wieder tatsächlich ein Problem ist; die werden irgendwann einmal Mütter und dann kommt noch ein zweites Kind und dann kommt es wirklich zu einem Knick in der Karriere. Danach wieder die Karriereleiter zu besteigen, ist wirklich schwierig. Aber es ist auch eine Frage einer grundsätzlich politischen Haltung. Dort wo es gebraucht wird, möchten wir zum Beispiel Teilzeit in Führungspositionen vermehrt forcieren.“

STADTBLATT: Strukturreform: Können tatsächlich 190 Stellen eingespart werden?
HEINZ SCHADEN: „Die ÖVP ist, und auch das ist wieder so ein Beispiel, durch eine gezielte Indiskretion mit den Zahlen an die Öffentlichkeit gegangen. Aber die Strukturreform macht Herr Mag. Hinterberger und nicht die ÖVP. Aber es stimmt, es sind 190 Stellen, die zur Auflassung vorgesehen sind. Wenn wirklich alles abgebaut ist, wird es eine Strukturersparnis von zehn Millionen Euro geben. Also wirklich eine handfeste Geschichte.“

STADTBLATT: Die Bürgerliste fordert hundert zusätzliche Lehrlinge im Magistrat. Passt das zusammen?
HEINZ SCHADEN: „Das ist ein Schnellschuss von der Ulli Saghi. Wir bilden ja sowieso Lehrlinge aus, derzeit haben wir elf. Aber wir bilden zum Beispiel keine Bürolehrlinge aus, die gibt es wie Sand am Meer. Wir bilden dort aus, wo wir selber sagen, wir haben einen Bedarf oder die jungen Leute haben eine Chance am Arbeitsmarkt. Und es gibt im Moment kein Unterangebot an Lehrstellen.“

STADTBLATT: Von der ÖVP gibt es Kritik an der Lehrlingsförderung: Sie greife nicht, sie habe zu hohe Anforderungen und werde deshalb nicht genutzt.
HEINZ SCHADEN: „Die Lehrlingsförderung ist mit der Wirtschafts- und Arbeiterkammer, aber auch mit der ÖVP so beschlossen worden. Auf den Anträgen steht eindeutig ‚einstimmig beschlossen‘ drauf und heuer macht der Fuchs ein Theater. Das ist genau das, was ich sage: ‚Freunde, ich messe euch an eurem tatsächlichen Stimmverhalten und nicht an dem, was ihr mir erzählt.‘ Ich bin aber immer auch zu Veränderungen bereit. Aber jetzt nach vielen Jahren, wo allgemein Zufriedenheit über diese Förderung geherrscht hat und jetzt passt es auf einmal nicht mehr. Ich habe den Eindruck, der Herr Dr. Fuchs will mehr Förderung für die Wirtschaftskammer.“

STADTBLATT: Welche Chancen geben Sie dem Paracelsusbad?
HEINZ SCHADEN: „Es gibt einen Amtsbericht im Entwurf, ich hoffe Claudia Schmidt macht jetzt das, was sie angekündigt hat, nämlich dass das im Herbst zur Beschlussfassung vorgelegt wird – dem Grund nach d‘accord mit mir. Ich habe das Projekt auch schon in die mittelfristige Budgetplanung eingebaut. Am Geld kann es nicht mehr scheitern: Für die kommenden Jahre ist massenhaft genug davon vorgesehen.“

STADTBLATT: Mit dem Residenzplatz und der U-Bahn gibt es weitere verwunschene Projekte. Wie steht es mit denen?
HEINZ SCHADEN: „Der Bund sagt, die Stadtregionalbahn ist eine Privatbahn und will sich nicht ausreichend beteiligen. Beim Residenzplatz habe ich einen Anlauf genommen. Aber gegen den Willen der Bevölkerung ein Projekt durchzuziehen, ist ein Blödsinn. Wenn jemand eine zündende Idee hat, soll er sie vortragen. Derzeit ist aber nichts in Planung. Wir müssen jetzt einmal 30 Mio. für das Bad auf den Tisch des Hauses legen.“

Interview: Susanne Drachsler

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