Diskussion um S-Link Bauarbeiten
Salzburger Hoteliers befürchten enorme Verluste

Georg Imlauer, Sprecher der Salzburger Hoteliers in der WKS (links) und Prodinger Tourismusberatung CEO Thomas Reisenzahn (rechts) mit ihrer Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der S-Link Baustelle auf den Städtetourismus in Salzburg.  | Foto: wildbild
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  • Georg Imlauer, Sprecher der Salzburger Hoteliers in der WKS (links) und Prodinger Tourismusberatung CEO Thomas Reisenzahn (rechts) mit ihrer Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der S-Link Baustelle auf den Städtetourismus in Salzburg.
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Kommende Woche findet die öffentliche Umweltverträglichkeitsprüfungs-und Bauverhandlung zum ersten Bauabschnitt des S-Link statt. Nun melden sich die Gastronomen und Hoteliers des Andräviertels zu Wort. Sie befürchten extreme Umsatzeinbußen durch die Baustelle und fordern einen Fond zur Entschädigung.

SALZBURG. Laut einer von der der Wirtschaftskammer Salzburg in Auftrag gegebenen Studie müssen die hiesigen Hotels und Gastrobetriebe in den drei Jahren der Baustelle mit Umsatzeinbußen von 40 bis 60 Prozent rechnen. Laut Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung würden das viele der Betriebe finanziell nicht überleben.

Die erste Etappe

Ende 2024 soll planmäßig der Bau am ersten Streckenabschnitt des S-Link begonnen werden. Diese würde sich vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz erstrecken und 2027 fertiggestellt werden. Die Meinungen über das Projekt gehen nach wie vor auseinander. Politisch sind mit Ausnahme der Stadt-SPÖ alle Parteien für den Bau des S-Link. Bei der kürzlich in der Stadt Salzburg durchgeführten Bürgerbefragung sprachen sich rund 58 Prozent der Befragten gegen das S-Link Projekt aus. Mit 22 Prozent der Wahlberechtigten fiel die Teilnahme aber auch relativ niedrig aus. In unserer eigenen Online-Umfrage sprachen sich im Kontrast von rund 800 Teilnehmern circa 74 Prozent positiv für den S-Link aus. Nun meldet sich eine weitere Gruppe zu Wort, die Salzburger Hoteliers-und Gastronomen. Sie befürchten durch Baustelle jahrelange Umsatzverluste von bis zu 160 Millionen Euro.

Hotelierssprecher Georg Imlauer (links hinten) betont, dass mit den betroffenen Tourismusbetrieben bislang seitens der Stadt und dem Land nicht gesprochen wurde. | Foto: Philip Steiner
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„Eine Jahrhundertbaustelle"

Georg Imlauer, Sprecher der Salzburger Hoteliers in der WKS führt vier Hotelbetriebe im Andräviertel. Aus seiner Sicht läuft bei der Kommunikation rund um das S-Link Projekt einiges schief. Weder das Land oder die Stadt seien bislang auf die betroffenen Betriebe zugegangen. Stattdessen würden die Auswirkungen der Baustelle heruntergespielt werden.

"Es gibt hier immer der Vergleich mit einer Kanalbaustelle. Da wird kein reiner Wein eingeschenkt. Die Bürger und Unternehmen müssen munter werden und realisieren, was diese Jahrhundert Baustelle für sie heißen wird. Das wird für sie eine starke Belastung werden und einige Unternehmen werden wahrscheinlich dadurch Pleite gehen.“
Georg Imlauer, Sprecher Salzburger Hoteliers

Georg Imlauer stört sich auch sehr daran, dass zu einem Teilabschnitt des S-Link eine UVP und Bauverhandlung eingereicht wird, ohne dass vorher der Weiterbau und die Trassenführung abgeklärt würden.

CEO Thomas Reisenzahn erklärt die Vorgangsweise der Studie. | Foto: Philip Steiner
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Tourismus kommt zum erliegen

Seitens der Salzburger Wirtschaftskammer hat man die Tourismusberatung Prodinger mit einer Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der S-Link Baustelle beauftragt. Dabei hat 
sich die Firma insbesondere mit den wirtschaftlichen Auswirkungen ersten Etappe vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz auf die Salzburger Hotellerie befasst. Wie CEO Thomas Reisenzahn erklärt, ging man bei der Studie folgendermaßen vor. Es wurden vergleichbare Großbaustellen gesucht. Dabei konnten vergleichbare Projekte in Wien lokalisiert werden. Diese wurden dann anhand ihrer wirtschaftlichen Folgen auf die örtlichen touristischen Betriebe analysiert und die Daten dann mit der Situation im Ändraviertel verglichen. Im Endeffekt wird jedenfalls mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen für Tourismus und Gastronomie im Andräviertel gerechnet.

„Die Bautätigkeiten sind erheblich und es ist davon auszugehen, dass das touristische Geschäft entlang der Trassenführung während der Bauzeit großteils zum Erliegen kommen wird.“
Thomas Reisenzahn, CEO der Prodinger Tourismusberatung

Drei Jahre soll die Baustelle im Andräviertel dauern. Bei den negativen Wirtschaftseffekten ist man sich auf Basis der Studie schon relativ sicher. Bei den positiven Effekten noch weniger. | Foto: Philip Steiner
  • Drei Jahre soll die Baustelle im Andräviertel dauern. Bei den negativen Wirtschaftseffekten ist man sich auf Basis der Studie schon relativ sicher. Bei den positiven Effekten noch weniger.
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Auswirkungen der Baustelle

20 Hotels und 45 Gastronomiebetriebe werden laut der Studie von der ersten Etappe der S-Link Baustelle wirtschaftlich betroffen sein. Insgesamt geht man von 800.000 Nächtigungen weniger in den drei Jahren der Baustelle aus. Das würde zu einem Verlust von rund 110 Millionen Euro führen. Für die Gastronomie wurde ein Umsatzrückgang von 50 Millionen Euro errechnet. Insgesamt wird also von einem Gesamtverlust von 160 Millionen Euro ausgegangen. Viele der örtlichen Betriebe würden die enormen Umsatzeinbußen von im Schnitt bis zu 44 Prozent nicht stemmen können. Kündigungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Schließungen wären wahrscheinlich die Folge. Im Kontrast dazu ist man seitens der Salzburger Hoteliers von den positiven Wirtschaftseffekten des S-Link nicht wirklich überzeugt.

„Den negativen Auswirkungen durch die Baumaßnahmen stehen aktuell keine relevanten positiven Folgeeffekte durch die Inbetriebnahme des S-LINK in Hinblick auf die touristische Qualität der Stadt sowie den Beherbergungstourismus gegenüber“, kritisiert Georg Imlauer.

Die Forderung

Seitens der Salzburger Hoteliers in der Wirtschaftskammer Salzburg fordert man jedenfalls die Einrichtung eines Fonds seitens der Stadt Salzburg, mit dem ein Teil des Umsatzausfalls kompensiert werden soll. Konkret will man für die betroffenen Hotels-und Gastronomiebetriebe eine pauschale Ersatzrate von 30 Prozent Umsatzverlust. Auch eine Kurzarbeitsregelung ähnlich wie während Corona wäre den Betrieben sehr willkommen. Denn so könnte man auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten, was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wesentlicher Punkt ist.

Statement der Projektgesellschaft

Seitens der Projektgesellschaft will man die Kritik so nicht gelten lassen. Man sei sich definitiv der Belastung bewusst und bemüht im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die Wirtschaftstreibenden zu unterstützen. Auch die Sorgen bezüglich der Zugänglichkeit und den Feuerwehrzufahrten möchte man zerstreuen. Diese seien während der Bauphase gesichert. Auch Wege für Radfahrer und Fußgänger seien fix geplant sowie auch Querungen der Baustelle über Brücken. Alle diese Punkte seien auch im Baustellenverkehrskonzept genau beschrieben.

„Uns ist bewusst, dass die Bauarbeiten eine Belastung sind - die Lokalbahnverlängerung aber gerade in diesem Bereich viele Chancen der Aufwertung - wie zum Beispiel mit dem Salzburg-Boulevard - bietet. Der Standortanwalt der Wirtschaftskammer hat dazu sogar eine positive Stellungnahme im UVP-Verfahren eingebracht."
S-Link Projektgesellschaft

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