Wie angehende Produktdesigner traditionelles Handwerk mit Innovation verbinden
Autokonzern Pappas öffnet seine Altstadt-Boutique für ein City Labor der Fachhochschule Salzburg
Es ist ein Experiment, dessen Ausgang noch keiner kennt: Master-Studentinnen und Studenten des Lehrgangs Design- und Produktdesign an der FH Salzburg und acht traditionelle Salzburger Handwerksbetriebe haben sich zusammengefunden, um innerhalb des Sommersemesters neuen Produkte, neuen Techniken, und ja auch teilweise verrückten Ideen neuen Raum zu geben. Ob am Ende markttaugliche Produkte herauskommen, weiß man nicht – "das ist aber auch nicht das vorrangige Ziel unseres experimentellen Projekts", betont Studiengangsleiter Günther Grall. Vielmehr gehe es darum, "etwas auszuprobieren, ruhig auch zu scheitern und neue Wege zu beschreiten."
Salzburger Handmacher
Zwei, die sich auf dieses Experiment der "Salzburger Handmacher" eingelassen haben, sind die beiden FH-Studentinnen Laura Fendrich und Marlene Arabjan: Gemeinsam mit der Kerzenmanufaktur Nagy wollen sie traditionelle Techniken nicht nur mit neuem Design, sondern auch mit neuen Materialien kombinieren und so etwas noch nie Dagewesenes schaffen. Auch für sie ist es eine Reise ins Ungewisse, denn was dabei herauskommt, steht noch nicht fest – sonst wäre es ja auch kein Experiment. Fest steht nur, dass die mit Altwachs arbeiten wollen und dieses gemeinsam etwa mit Stein oder Holz zu einem nachhaltigen Designkörper für die Hotellerie machen wollen, der dann mit Kerzenlicht zum Leuchten gebracht werden soll. Oder Evelyn Obermüller und Louisa Schwich, die sich bei der Handweberei Weiß bereits mit Webtechniken vertraut gemacht und Laptophüllen als Prototypen entwickelt haben. Sie wollen den weichen gewebten Stoff mit Werkstoffen wie Holz und Metall kombinieren und daraus einen Hocker oder Stuhl entstehen lassen.
Handwerk soll mehr ins Bewusstsein gerückt werden
Das traditionelle Handwerk müsse weniger "abgestaubt", aber dafür wieder mehr ins Bewusstsein gerückt werden, findet Projektleiter Marcus Schranzer. "Wenn ich dem Messermacher Kapeller oder Schirmhersteller Kirchtag bei der Arbeit zusehen kann, dann kann ich als Kunde – anders als wenn ich etwas bei Amazon bestelle – nachvollziehen, wie das Produkt entstanden ist und warum es genau diesen Preis hat, den es hat. Und wenn man das sieht, dann weiß man ein Produkt auch zu schätzen." Dass Salzburgs angehende Produktdesigner sich mit traditonellem Handwerk auseinandersetzen, ist für ihn naheliegend: "Industriedesign ist auch ein Handwerk – und für beides braucht es die richtige Technik und viel Leidenschaft."
Besucher können sich einbringen
Eine Besonderheit des City-Labors in der Pappas-Boutique ist die gewünschte Interaktion mit scheinbar Unbeteiligten: Jeweils freitags von 8 bis 12 Uhr und an zwei Mittwochnachmittagen (10. und 17. Mai) im Rahmen des Designfestivals Hand. Kopf. Werk steht das Labor – es ist Projekt- und Ausstellunsgraum – Besuchern offen. Dann gibt es nicht nur halbfertige Teile oder Prototypen zu besichtigen oder mit den Studentinnen und Studenten ins Gespräch zu kommen, sondern auch die Möglichkeit, sich interaktiv einzubringen. "Wo bietet es sich besser an Marktforschung zu betreiben, als direkt hier vor Ort?", so Marcus Schranzer.
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