SimpliTV in Salzburg wirklich so simpli?
Bekanntlich stellt der ORF seine Programme von DVB-T auf DVB-T2 um und vermarktet sie unter dem Namen „SimpliTV“.
Das wäre an und für sich kein Problem, wenn man da nicht stillschweigend die Verschlüsselung hinzufügen würde. Diese hat weitreichende Folgen: Aus politischer Sicht heißt das, dass in den Grenzregionen wie Oberbayern, Niederbayern und Bayerischer Wald die österreichischen Programme nicht mehr empfangen werden können, da die Registrierung nur mit Wohnsitz in Österreich erfolgen darf.
„Das ist nicht besonders nachbarschaftlich und in Hinblick auf Tourismus und Wirtschaft auch alles andere als schlau. Vom Europa-Gedanken wollen wir erst gar nicht reden!“ meint Mag. Reinhold Drazansky, Salzburg, Lehrer an der HTL
Nachteile auch für Österreich
Durch die Verschlüsselung sind außerdem in Österreich Gebiete, die nicht an das (unverschlüsselte) Ausland grenzen, sämtliche mobile Empfangslösungen wie DVB-T(2)-Sticks für Smartphones, Tablet-PCs und Laptops, Autofernseher (vor allem auch bei Salzburger Taxifahrern beliebt, während sie auf die nächste Kundschaft warten) und tragbare Fernseher nicht mehr kompatibel. Da diese Geräte auch mit Akku laufen, bekäme man in Extremsituationen wie beim Hochwasser in Freilassing/Salzburg nach wie vor Information. (Beim Hochwasser in Passau im Jahre 2013 gab es Stromausfälle und einen Zusammenbruch des Mobilfunks - d. h. Internet war nicht mehr möglich. Das einzige was funktioniert hat, waren DVB-T und Radio).
Eingeschränkte Barrierefreiheit
Die Verschlüsselung der österreichischen Programme beginnt in Salzburg und Oberösterreich am 19. April 2016. Es bleiben vorläufig ORFeins und ORF2 in niedriger Auflösung unverschlüsselt - allerdings nur auf drei Jahre befristet! Da wir in Salzburg durch das Landesinstitut für Hörbehinderte sehr viele Gehörlose haben, ist der mobile Fernsehempfang im Katastrophenfall für sie der einzige Zugang zu Informationen. Mit der Einstellung der letzten frei empfangbaren Programme wäre dies nicht mehr möglich.
Dies stellt eine nicht zu akzeptierende Diskriminierung dar.
In Rosenheim werden die Bildschirme schwarz
Die Verschlüsselung hat außerdem auch negative Auswirkungungen auf die Rosenheimer Kabel-TV Kunden von Komro, da diese die österreichischen Programme vom Salzburger Gaisberg bezieht und in ihr Netz einspeist. Der große Anteil der in Rosenheim lebenden Österreicher hat durch die Verschlüsselung nicht mehr die Möglichkeit einen Großteil der Fernsehprogramme aus ihrer Heimat zu sehen.
Von wegen Lizenzrechte
Es nicht ersichtlich, dass teilweise die Programme (z. B. ORF III) wo die wenigsten lizenzrechtlichen Probleme auftreten, verschlüsselt wird, und ORFeins (wenn auch in niedriger Auflösung) hingegen frei empfangbar bleibt.
Am Rande bemerkt: in Südtirol sind schon seit Jahren u. a. ORFeins HD, ORF2 HD und ORF III unverschlüsselt per DVB-T zu empfangen. Daran wird sich in den nächsten Jahren auch nichts ändern. Warum wird daher in Österreich verschlüsselt?
Dank Untersberg in Salzburg weiterhin ohne Verschlüsselung empfangbar
Vom Untersberg versorgen deutsche öffentlich-rechtliche Programme das Berchtesgadener Land und strahlen in Folge dessen auch in den Flachgau, Stadt Salzburg und Teile des Tennengaus:
Das Erste (ARD)
arte
EinsPlus
Phönix
ZDF
ZDFinfo
3Sat
neo/kika
BR
SWR
ARD alpha
tagesschau 24
Diese Programme dürfen aufgrund des Staatsvertrages in Deutschland nicht verschlüsselt werden. Damit haben wir in der Grenzregion den Vorteil diese Sender ohne jegliche Registrierung usw. weiterhin zu empfangen.
Politische Unterstützung
Unterstützende Worte gibt es auch von Herrn Dr. Bergmüller von der CSU Rosenheim, der sich in seiner Region massiv für den Erhalt des Empfanges österreichischer Programme einsetzt.
"Die große Verbundenheit unserer Regionen soll nicht durch kommerziell veranlasste technische Maßnahmen eingeschränkt werden."
In Rosenheim fand bereits im November 2014 ein Infoabend, veranstaltet von der CSU Rosenheim, zu diesem Thema statt. Der Einführungsvortrag wurde aufgezeichnet:
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