"Wir geben Kindern Zeit zum Entfalten"

- Kinder zur Selbstständigkeit begleiten: Bei "Gemeinsam wachsen" wird der Einfallsreichtum der Kleinen nicht eingeschränkt.
- Foto: Gemeinsam wachen
- hochgeladen von Lisa Gold
Raum zum Entdecken und Zeit zum Entfalten: Bei "Gemeinsam wachsen" wird dieses Konzept gelebt.
SALZBURG (lg). Kinder von Geburt an als Mensch ernst zu nehmen und vertrauensvoll die gesunde Entwicklung des Kindes nach seinem eigenen Zeitmaß zu ermöglichen – diese Grundhaltung stammt von der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler und wird in der Salzburger Krabbelgruppe "Gemeinsam wachsen" täglich gelebt. Die Krabbelgruppe ist eine Einrichtung des gleichnamigen Vereins, den die 35-jährige Cornelia Ernst 2012 gegründet und damit aus der Not sozusagen eine Tugend gemacht hat.
Lücken in der Betreuung
"Ich habe aus eigener Erfahrung als Pädagogin bemerkt, dass es in der Betreuung von unter Dreijährigen große Lücken gibt. Meist werden die pädagogischen Konzepte der Kindergartenkinder einfach ‚übersetzt’, indem man die Übungen vereinfacht. Die Bedürfnisse der Kleinen sind aber ganz andere und ich habe mich dann intensiv mit der Lehre von Emmi Pikler auseinandergesetzt", erzählt Ernst. Gemeinsam mit ihrem Team betreibt sie eine Krabbelstube im Ursulinengarten in Elsbethen, im September öffnet im Stadtteil Parsch eine zweite Krabbelstube ihre Pforten. Doch was unterscheidet nun die dort praktizierte Pädagogik von jener in anderen Betreuungseinrichtungen für unter Dreijährige? "Wir arbeiten nach drei Säulen. Das ist zum einen die beziehungsvolle Pflege, zum zweiten die selbstständige Bewegungsentwicklung und schließlich die Ermöglichung des freien Spiels. Es ist bei uns ganz natürlich, dass das Kind aktiv bei Tätigkeiten wie Mund abwischen, Hände waschen oder Wickeln aktiv beteiligt ist. Damit geben wir den Kindern das Gefühl, dass nichts über ihren Kopf hinweg geschieht. Die ‚Freie Bewegungsentwicklung’ bedeutet, dass wir Erwachsene eine herausfordernde, aber nicht überfordernde Umgebung vorbereiten, in der jedes Kind selbst neue Bewegungskompetenzen erprobt und entdeckt. Dabei arbeiten wir mit Krabbelkisten, einem Labyrinth, aber auch mit Polster und Matratze. Beim ‚Freien Spielen’ geht es darum, den Kleinen das passende Material anzubieten, die Initiative bleibt aber stets beim Kind. Größtenteils handelt es sich um einfache Materialien, wie Tücher, Körbe oder Becher, um den Einfallsreichtum der Kinder nicht einzuschränken", gibt Ernst Einblick in ihre Arbeit.
Kindern die Zeit geben, die sie benötigen
Wesentlich ist auch der Faktor Zeit: "Kinder brauchen manchmal eben noch zwei Minuten länger, um ihre Zeichnung fertigzumachen, diese Zeit sollte man ihnen als Eltern auch geben. Auch dass man ihnen genügend Zeit lässt, um die Jacke selbstständig anzuziehen und nicht gleich einzugreifen, damit es schneller geht. Denn meist geht es nur um wenige Minuten, diese sollte man dem Kind geben", so die 35-Jährige. Für die Gruppe in Parsch gibt es noch freie Plätze, nähere Infos:


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.