"Als Kind war ich eine Revoluzzerin"

Elisabeth Kislinger-Ziegler leitet ihr Stahlbau-Unternehmen mit 23 Mitarbeitern.
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Ihr Stahlbaubetrieb ist hier mitten im Grünen in Hellbrunn, umgeben von Landschafts- und Naturschutzgebiet. Wie kommt man zu einem solchen Gewerbestandort?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Mein Großvater hat hier 1946 eine verfallene ehemalige K&K-Hofschlosserei erworben und im Laufe der Zeit renoviert und hergerichtet.

Als einzige Nachfolgerin der Familie war es für Ihren Vater klar, dass Sie einmal den Familienbetrieb Stahlbau Ziegler übernehmen würden – für Sie nicht so. Sie wollten sogar Kunstgeschichte studieren.
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Ja. Keinen männlichen Nachfolger zu haben, war in den 60er-Jahren ein Super-Gau. Dass ein Mädchen das machen könnte, war nicht im Denkschema vieler Menschen drinnen. Mir selber war aber immer klar, dass ich das kann – auch ohne selbst die schwere Produktionsarbeit leisten zu müssen. Mein Vater hatte Kinderlähmung und war deshalb körperlich eingeschränkt. Wir hatten also selbstverständlich einen Prokuristen, der für die produktionstechnischen Dinge zuständig war. Das gab mir die Sicherheit, dass ich unsere Firma auch führen könnte. Dass ich Kunstgeschichte studieren wollte, war eine reine Protesthaltung.

Sie haben aber schon bei der Schulausbildung nicht das gemacht, was ihr Vater wollte: Sie sollten in die Hauptschule, besuchten dann aber das Gymnasium. Sie sollten in die HAK wechseln, blieben aber bis zur Matura im Gymnasium.
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Ja, aber das habe ich mir hart erkämpft. Ich war ein Revoluzzer. Ich musste zunächst in die Hauptschule gehen, weil mein Vater das so wollte. Aus Protest bin ich samstags – damals gab's noch die Sechs-Tage-Woche – nie in die Schule gegangen und habe auch sonst nichts gelernt. Bis er eingelenkt hat. Dann hatte ich im Gymnasium zunächst lauter Fünfer und musste sehr viel nachlernen. Und die Matura durfte ich dann machen, weil ich versprochen hatte, den Maturantenlehrgang der HAK im Anschluss zu machen. Dort ist dann auch endlich der Groschen gefallen. Mein Interesse für die Firmenübernahme war da und ich habe dann ein Betriebswirtschaftslehre-Studium absolviert.

Wie sind Sie mit dem kalten Werkstoff "warm" geworden?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Stahl ist nicht kalt, sondern ein spannender und vielseitiger Werkstoff. Ich mag auch den Geruch von Stahl. Es riecht vertraut, nach Heimat, nach Kindheit. Und aus einer Metallplatte ensteht bei uns in mehreren Arbeitsschritten ein vollständiges dreidimensionales Werk. Man kann ihn nach Wunsch zuschneiden, Stahl ist biegsam, gleichzeitig aber stabil. Das ist fantastisch.

Sie haben erst vor Kurzem ein neues Produkt entwickelt – Förderschnecken mit einem Durchmesser von vier Metern. Wo werden die eingesetzt?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Überall, wo Schüttgut transportiert wird, etwa bei Recyclingbetrieben. Wir liefern spezielle Komponenten an einen Hersteller, der seine Schnecken im Wasserkraftwerksbau einsetzt. Das Spannende daran: Die Fische brauchen keine extra Fischtreppen mehr, sondern können in der Förderschnecke sowohl hinauf als auch hinunter – es ist wie ein Fischaufzug, der gleichzeitig Strom erzeugt.

Ihre Produkte – Teilkomponenten und Halbfertigteile für Hallen- und Dachkonstruktionen, Rampen oder Anlagenbau – werden auch für Bühnenbilder oder die Jedermannbühne bei den Salzburger Festspielen verwendet, kommen aber hauptsächlich am Bau zum Einsatz. Ist das eine Branche für Frauen?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Die Abwicklung am Bau erledigen unsere Techniker. Aber natürlich habe ich hier viele Anknüpfungspunkte. Man kann auch in diesem Bereich das Frau-Sein leben. Manchmal bringt es sogar Vorteile, weil man unbewusst eine andere Dynamik hineinbringt.

Wie zeigt sich das?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Männer und Frauen denken unterschiedlich, das ist auch bei uns im Betrieb so. Die Gender-orientierte Gleichmacherei finde ich schlecht – denn die Kombination aus unserer Unterschiedlichkeit ist das Gute daran.

Ihre 23 Mitarbeiter sind ausschließlich Männer. Warum?

ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Produktionsarbeit, die bei uns verrichtet werden muss, für Frauen körperlich zu anstrengend ist. Und wenn ich von "Erfahrung" spreche, dann meine ich das auch so. Wir hatten vor vielen Jahren zwei weibliche Lehrlinge – auch weil ich da keinen Unterschied zu männlichen Lehrlingen machen wollte – aber es hat genau aus diesem Grund nicht funktioniert, den ich Ihnen genannt habe.

Sie verarbeiten rund 1.000 Tonnen Stahl pro Jahr und erwirtschaften einen Umsatz von etwa zwei Millionen Euro. Wie behaupten Sie sich am Markt gegen die Konkurrenz?
ELISABETH KISLINGER-ZIEGLER: Zunächst: Der Umsatz selbst ist nicht so maßgeblich, da wir ja alles selbst produzieren. Aber: Bei den Lohnkosten können wir mit den osteuropäischen 08/15-Stahlbau-Konkurrenten nicht mithalten. Was wir anbieten können, ist Schnelligkeit und Flexibilität, die wir vor allem am regionalen Markt ausspielen. Wenn ein Kunde auf einer Baustelle ein bestimmtes Stück braucht, dann kann er nicht schnell in Polen anrufen und schon ist es da. Bei uns ist das anders, da kommt es auch vor, dass jemand in der Früh anruft und wir liefern zu Mittag. Das schafft keine große Stahlbaufirma. Außerdem haben wir ein spezielles Know-how in der Fertigung, wir sind maschinell sehr gut ausgestattet und wir haben sehr kompetente Planer im Haus.

Hier geht es zur Interview-ReiheChefinnen-Gespräch

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