Pfingstfestspiele Salzburg
Starbesetzung bei Mozarts La Clemenza di Tito
Wolfgang Amadeus Mozarts La Clemenza di Tito bei den Pfingstfestspielen in Salzburg. Seine erste Mozartoper und seine sechste Opernproduktion insgesamt dirigiert Gianluca Capuano.
SALZBURG. Gianluca Capuano steht in Salzburg am Dirigentenpult für Wolfgang Amadeus Mozarts erstes Werk im Operngenre, "La clemenza di Tito", welches zugleich seine sechste Operninszenierung überhaupt darstellt. Für ihn ist dieses Stück ein faszinierender Mix aus Tradition und Innovation. Einerseits huldigt es der glorreichen Ära der metastasianischen Opera seria, andererseits zeichnet es sich durch moderne und fortschrittliche Elemente aus. Obwohl das Libretto bereits im Entstehungsjahr 1791 über 40 Mal vertont wurde, haucht Mozart dieser fast vergessenen Ära der ausgedehnten Secco-Rezitative und Da Capo-Arien für Kastraten neues Leben ein.
Capuano identifiziert moderne Aspekte vor allem in der formalen Struktur und der Harmonik des Stücks. Besonders das Finale des dritten Akts zeigt bereits ansatzweise romantische und wegweisende Züge. Mozart, der sich gegen Ende seines Lebens mit neuen Formen auseinandersetzt, drückt sich hier auf bemerkenswert komprimierte Weise aus, vor allem in den Arien, die im Vergleich zur ursprünglichen Metastasio-Fassung deutlich verkürzt sind. Zudem experimentiert Mozart in den Soli von Sesto und Vitellia im zweiten Akt mit der Einbeziehung von Solo-Instrumenten wie Klarinette und Bassetthorn.
Stimme für Kastraten geschrieben
Die langen Rezitative, die aus Zeitgründen von Mozarts Schüler Süßmayr überarbeitet wurden, wurden teilweise stark gekürzt. Darüber hinaus wurde das ursprüngliche Libretto vollständig umgestaltet, wobei Mozarts Version überraschend viele Terzette enthält, im Gegensatz zu Metastasios ursprünglicher Vorlage, die hauptsächlich aus Rezitativen und Arien bestand. Ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten ist die Rolle des Sesto, die für einen Kastraten geschrieben wurde und auch heute noch eine enorme stimmliche Herausforderung darstellt.
Megastar Cecilia Bartoli
Regisseur Robert Carsen hebt die intensive und fokussierte Arbeitsweise in Salzburg hervor, bei der hochqualifizierte Kollegen wie Cecilia Bartoli und talentierte Sänger über einen längeren Zeitraum an einem einzigen Werk arbeiten können. Für ihn verkörpert "La clemenza di Tito" den Geist des Wandels. Bereits zu Mozarts Zeit habe sich der Kontext und Schwerpunkt des Stücks stark verändert, wobei die Anzahl der Figuren im Vergleich zur ursprünglichen Vorlage deutlich reduziert wurde. Im Zentrum steht die Frage nach guter Regierungsführung, die auch heute noch aktuell ist.
Machtansprüche und persönliche Traumata
Carsen betrachtet das Stück vor allem aus politischer Perspektive und betont die Relevanz der Frage nach politisch korrektem Handeln. Die Handlung dreht sich um Machtansprüche und persönliche Traumata, während Titus als liberaler Humanist gezwungen ist, über gesetzliche Grenzen hinwegzugehen, um das Wohl des Volkes zu gewährleisten. Die Oper kann je nach politischer Situation unterschiedlich interpretiert werden, was die Frage nach den Erwartungen an die Politik aufwirft.
Ein weiterer Aspekt des Librettos ist der historische Bezug zu Titus, der sich während des Vesuvausbruchs um das Leid seines Volkes kümmerte. Mozart zeigt, dass Titus sein Volk liebt und sich für dessen Wohl einsetzt. Auch Shakespeare'sche Elemente, insbesondere in Bezug auf Macht und Herrschaft, sind erkennbar.
Für Carsen ist "La clemenza di Tito" ein vielschichtiges Werk, das seiner Vorliebe für Ambiguität entspricht. Er schätzt die Nuancen und Zwischentöne des Stücks, die Mozarts Liebe und Wertschätzung für seine Figuren widerspiegeln.
· Gianluca Capuano Musikalische Leitung
· Robert Carsen Regie und Licht
· Gideon Davey Bühne und Kostüme
· Peter Van Praet Licht
· Thomas Achitz Video
· Ramses Sigl Choreografie
Besetzung La Clemenzia di Tito
· Daniel Behle Tito Vespasiano
· Alexandra Marcellier Vitellia
· Cecilia Bartoli Sesto
· Mélissa Petit Servilia
· Anna Tetruashvili Annio
· Ildebrando D'Arcangelo Publio
· Il Canto di Orfeo
· Jacopo Facchini Choreinstudierung
· Les Musiciens du Prince — Monaco
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