Länger leben mit Bewegung im Alltag
Interview mit Sportmediziner Josef Niebauer
„Sport ist Mord" ist eines der wohl bekanntesten Zitate zum Thema Sport. Zugeschrieben wird es fälschlicherweise Winston Churchill. Von wem wes wirklich stammt weiß wohl niemand. Wie uns Sportmediziner Josef Niebauer im Interview erklärt, ist jedenfalls das Gegenteil der Fall. Wer sich regelmäßig bewegt, bleibt länger gesund und lebt auch länger.
SALZBURG. Raus aus dem Bett. Acht Stunden vor dem Computer. Heim und dann rauf auf die Couch. Für viele von uns sieht so ein Arbeitstag aus. Das Problem dabei: Die Bewegung kommt oft einfach viel zu kurz. Wie wir unserem Körper sportlich etwas Gutes tun können, erklärt uns Josef Niebauer, Primar der Sportmedizin am Uniklinikum Salzburg. "Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 bis 300 Minuten moderaten Sport pro Woche. Es darf natürlich auch mehr sein. 600 Minuten Bewegung in der Woche sind genauso noch gesund. Das haben Studien gezeigt. Für einen Triathleten ist sowas ja immer noch nichts", so Josef Niebauer.
Zu wenig Bewegung
Laut dem Sportmediziner bewegen wir uns heutzutage einfach viel zu wenig. Gerade jenen Berufsgruppen, die vor dem Computer arbeiten und somit nicht während der Arbeitszeit aktiv sind, mangelt es an körperlicher Ertüchtigung.
"Das Ganze steht und fällt damit, was ich beruflich mache. Für jemanden, der hart körperlich arbeitet, für den ist das Sofa gedacht. Die meisten machen halt gar nichts. Früher waren wir Jäger und Sammler und den ganzen Tag draußen. Heute liegt die durchschnittliche Gehstrecke bei etwas zwischen 300 und 700 Metern pro Tag."
Josef Niebauer, Sportmediziner am Uniklinikum Salzburg
Gesundheitliche Risiken
Die Empfehlung der WHO von circa 20 Minuten Bewegung am Tag ist laut Josef Niebauer wirklich als ein Mindestmaß anzusehen. Wer dies nicht schafft, läuft Gefahr, übergewichtig zu werden und somit ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und weitere Erkrankungen zu entwickeln. "Wenn man am Tag mehr als acht Stunden sitzt, hat man ein um 60 bis 70 Prozent höheres Risiko für ein frühzeitiges Versterben. Durch eine Stunde bis 75 Minuten moderate Bewegung am Tag kann man das ausgleichen. Da reicht zügiges Gehen oder Radeln", so Niebauer.
Moderat ans Ziel
Der Umkehrschluss: Moderater Sport wirkt sich lebensverlängernd aus. Gerade im Alter profitiert die Gesundheit sehr stark von sportlicher Betätigung, insbesondere von Ausdauersport. Dabei muss es oft gar nicht so viel sein. "Um etwas Bewegung in meinen Alltag zu bringen, kann ich einfach etwas zügiger zur Arbeit gehen oder Spazierengehen. Ich muss mit dem Auto auch nicht direkt vor dem Arbeitsplatz parken. Gerade in Salzburg kann ich ja einmal über den Mönchsberg gehen, anstatt um ihn herum", so der Sportmediziner. Wenn man länger keinen oder noch nie Sport betrieben hat, sollte man langsam beginnen. Nordic Walken, Schwimmen, gemütliches Radeln oder Gymnastik sind aus seiner Sicht ausgezeichnete Sportarten, auch für Anfänger.
Geduld ist gefragt
Wie uns Josef Niebauer im Gespräch erklärt, sollten gerade Personen, die schon länger keinen Sport mehr gemacht haben, langsam beginnen und sich kontinuierlich steigern. Ein typischer Fehler, den viele machen, sei, aus Übermotivation heraus, sofort "Bäume ausreißen zu wollen". Das kann dann schnell mit Muskelkater und sogar Verletzungen enden, was wiederum der Motivation oft einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Das Ziel sollte jedenfalls sein, regelmäßige Bewegung nachhaltig in seinen Alltag zu integrieren.
„Gerade wenn man vielleicht seit Jahren oder Jahrzehnten keinen Sport gemacht hat, sollte man es nicht zu eilig haben. Am besten niedrig anfangen, ganz unterschwellig und sich dann steigern. Zum Beispiel, eine Woche mal nur eine Runde um den Block gehen. Wenn Sie merken, das tut Ihnen gut, dann können sie nach ein oder zwei Wochen auf zwei Runden erhöhen. Den Gelenken, Muskeln und Bändern müssen wir ja auch eine Chance geben, sich an die Belastung zu gewöhnen", so der renommierte Sportmediziner.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.