D'Midloan kumman in d'Stubn

- hochgeladen von Michelle Bichler
Wer am 5. Dezember nach St. Roman kommt, wird Zeuge eines sehr alten Brauchtums.
ST. ROMAN (bich). Denn dann ziehen die "Midloan" in den Ortschaften Altendorf, Lehen, Wienetsdorf, Razing und Ried von Haus zu Haus und besuchen die Familien. Angeführt wird der Zug vom Nikolaus. Ihn begleiten die "Weißen", die guten Geister. Sie tragen Masken, hohe Spitzhüte und imitieren Tierlaute. Einer von ihnen trägt die "Gachten", eine Rute, mit der er in jeder Stube drei Mal auf den Tisch klopft und sie dann liegen lässt. Sie wird am Weihnachtstag zusammen mit dem Adventkranz verbrannt. In der Gefolgschaft des Nikolaus befinden sich auch ein Hund und das Körbelweib. Es kniet neben dem Nikolaus und trägt einen Buckelkorb, aus dem der Nikolaus die Gaben für die Kinder nimmt.
Haberngoas sorgt für Fruchtbarkeit
Eine besondere Aufgabe obliegt der Haberngoas, die zusammen mit dem Nikolaus und den Weißen die Stube betritt. Sie kriecht unter den Tisch und zwickt unverheiratete Frauen und Mädchen in die Beine – laut Überlieferung ein Fruchtbarkeitsritual.
Nachdem der Nikolaus und die Weißen den Raum verlassen haben, schlägt dem Tod seine Stunde. Er trägt ein schwarzes Skelett-Kostüm und hält eine Sichel in der Hand. Mit dieser fährt er einmal über die Köpfe der um den Tisch Sitzenden hinweg und verlässt rückwärtsgehend wieder den Raum. Im Hintergrund drängen bereits die vier "Schwarzen", die "Teifeln", herein. Sie tragen alle schwarze Fellmäntel und ihre Gesichter und Hände sind geschwärzt. Der Oberteufel wird dabei vom Teufeltreiber an der Kette gehalten. Sie schreien furchterregend, springen auf die Tische und beschmieren Kinder wie junge Frauen mit einem Gemisch aus Ruß, Wasser und Speiseöl. Je schwärzer, umso stolzer sind die Beschmierten danach.
Nur Burschen, keine Mädels
Früher war es nur den Mitgliedern der Razinger Zeche erlaubt, als "Midloan" zu gehen – heute ist es allen unverheirateten Burschen ab 16 Jahren aus den fünf "Midloan"-Ortschaften erlaubt. Frauen dürfen nicht teilnehmen, obwohl es immer wieder mal tapfere Mädchen gibt, die versuchen, sich in den Zug reinzuschummeln. Wer sich hinter den Masken verbirgt, darüber herrscht Stillschweigen, und "wer ausredt, derf nimma mitgehn". Wie lange es den Brauch schon gibt, wissen selbst die Dorfältesten nicht. Dass der Zug aber schon über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt ist, davon zeugen die hunderten Schaulustigen, die sich am 5. Dezember in den Straßen St. Romans sammeln, um die Midloan in Aktion zu sehen.
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