Mutmaßlicher Schärdinger "Drogenboss" in Ried vor Gericht
Der 42-Jährige aus dem Bezirk Schärding steht im Verdacht, Verbrechen des Suchtgifthandels begangen zu haben. Der Prozess im Rieder Landesgericht – 1. Prozesstag am 1. Februar 2018 – musste nun vertagt werden, weil zwei Zeugen unentschuldigt fernblieben.
RIED, BEZIRK SCHÄRDING (ska) Er habe riesengroßen Mist gebaut. Sei blauäugig gewesen, bereue zutiefst, was geschehen ist und zeige sich teilweise geständig, sagt Rechtsanwalt Manfred Arthofer über den Angeklagten, der sich am 1. Februar 2018 vor dem Rieder Landesgericht verantworten musste.
Dem 42-Jährigen aus dem Bezirk Schärding wird unerlaubter Umgang mit Suchtgift sowie Suchtmittelhandel vorgeworfen. Er soll Cannabis-Produkte sowie Speed und Kokain in großen Mengen eingeführt und weiterverkauft haben. Diese Vergehen ziehen einen möglichen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren Haft nach sich. Am 21. August 2017 hat die Polizei den Verdächtigen in seinem Haus verhaftet. Die BezirksRundschau berichtete.
Vorwurf: Bandenmitglieder zum Drogenverkauf gezwungen
Der Beschuldigte war längere Zeit Obmann einer Motorrad-Gruppierung mit Mitgliedern aus dem Raum Passau und dem Raum Schärding. Zwei junge Männer (25 und 19 Jahre alt), die Mitglieder in dieser Gruppe waren, soll der 42-Jährige zum Verkauf von Drogen gezwungen haben. "Speziell einer davon soll ein Laufbursche für Ihre Drogengeschäfte gewesen sein", spricht Richter Andreas Rumplmayr den Angeklagten direkt an.
Doch das bestreitet der 42-Jährige. Er habe niemanden angestiftet. Und seit zwei Jahren habe er auch nichts mehr mit Drogen zu tun. Was er allerdings zugibt ist, 2015 Cannabis erworben und nach Deutschland weiter verkauft zu haben. Und: Einem der beiden Männer habe er Geld für Drogen gegeben und dieses nur teilweise zurück erhalten – "weil ich gewusst habe, dass er es brauchen kann", sagt der Anklagte. Dem anderen, dem "Laufburschen", habe er acht Wochen lang regelmäßig 50 Gramm Cannabis verkauft.
"Hört sich an, als seien Sie die Melkkuh der Nation gewesen", sagt Richter Rumplmayr. "Sie haben also allen Geld gegeben und nichts verlangt dafür?". "Ja, weil ich blöd war", antwortet der Angeklagte. Im Zeugenstand zeichnen die beiden ehemaligen Bandenmitglieder ein völlig anderes Bild: Dem 25-Jährigen etwa habe der Angeklagte 12.000 Euro gegeben, um in Wels Cannabis zu kaufen. "Sie haben gesagt, Sie wurden ausgeraubt, um das Geld behalten zu können, richtig?", fragt Rechtsanwalt Arthofer. "Ja", gibt der Zeuge zu.
Schuss mit der Gaspistole als Drohung?
Der 19-Jährige gibt im Zeugenstand an, dass er die wöchentlichen 50 Gramm, die ihm der Angeklagte gegeben habe, weiter verkaufen hätte sollen. "Weil ich das meiste davon aber selbst konsumiert habe, konnte ich ihm das Geld dafür nicht geben", sagt er. Das Ganze sei schließlich eskaliert: Der Angeklagte soll ihm mit einer Gaspistole einen Streifschuss verpasst haben (Anm.: Es soll sich um eine Gastpistole mit Projektilen gehandelt haben). Dieser Schuss solle ihn ermahnen, das Geld für die Drogen abzuliefern.
Der 42-Jährige bestreitet das. Und die beiden Zeugen verstricken sich diesbezüglich in Widersprüche. Denn der 19-Jährige gibt beim Prozess einen anderen Zeitpunkt für den Schuss an, als noch bei der Einvernahme durch die Polizei. Der 25-Jährige könne sich zwar an den Vorfall an sich erinnern, an den Hergang jedoch nicht, obwohl er dabei gewesen sein soll.
Zwei weitere Zeugen – beide aus dem Bezirk Schärding – sind nicht zur Verhandlung erschienen. Einem der beiden soll der Angeklagte 100 Gramm Speed verkauft haben. Der Prozess wurde vertagt.
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