Rund 21 Kinder den Eltern "entzogen"
Im Sozialbereich ist Bezirkshauptmannschaft mehr gefordert denn je. Aber: Personal ist am äußersten Limit.
BEZIRK (ska). Seit fünf Jahren baut die Bezirkshauptmannschaft Schärding an Personal ab – die Aufgaben aber sind die gleichen, wie Bezirkshauptmann und Obmann des Sozialhilfeverbands Rudolf Greiner zur BezirksRundschau sagt. Im Sozialbereich nehmen sie sogar stetig zu.
"Wir haben 600 Gesetze und Verordnungen zu vollziehen", sagt Greiner. Aber: Fünf Prozent der Mitarbeiter musste die BH einsparen. Grund: "Sparsamkeit im Land", wie Greiner sagt. "Das Budget für das Personal ist nach der Wirtschaftskrise 2009 eingefroren worden." So mussten Bürgerservice und andere Behördentätigkeiten ordentlich gestrafft werden. Aber die Personalkürzungen kommen in einer Zeit, in der der Aufwand für die Bezirkshauptmannschaft im Sozialbereich immer weiter steigt. "Ein Viertel unserer Mitarbeiter ist bereits mit sozialen Aufgaben betraut", berichtet der Bezirkshauptmann. Besonders jene in der Kinder- und Jugendhilfe werden immer mehr. Als Beispiel nennt Greiner die neu eingeführten Schulsozialarbeiter und auch jene Mitarbeiter, die Erziehungshilfen in der stationären und ambulanten Hilfe auszuführen haben. "Ist das Wohl des Kindes gefährdet – etwa durch Gewalt oder Alkohol – ist Hilfe zu organisieren", erklärt Greiner. Heißt konkret: 21 Kinder wurden Anfang 2015 ihren Familien entzogen. "Bis zur Erreichung der Ziele werden die Kinder und Jugendlichen in sozialpädagogischen Einrichtungen oder Pflegefamilien betreut."
Und woran liegt's? "Die gesellschaftliche Entwicklung lässt die Anforderungen im Sozialbereich steigen", ist sich Greiner sicher. So gehen ihm zufolge vermehrt Anträge für die Mindestsicherung ein – nicht zuletzt wegen der Asylwerber, die im Bezirk untergebracht sind. Wandte die BH 2014 für die Mindestsicherung noch 500.000 Euro auf, waren es ein Jahr darauf bereits um 60.000 Euro mehr. Auch für die Alten- und Pflegeheime im Bezirk – vier an der Zahl, das fünfte ist in Planung – steigen Kosten und Personalbedarf. 6,5 Millionen Euro gab der Sozialhilfeverband dafür im Vorjahr aus. 2014 waren es 5,7 Millionen Euro.
BH Schärding gepaart mit Ried?
Derzeit ist laut Greiner kein weiterer Personalabbau ge-plant. "Wie es weitergeht, wissen wir trotzdem nicht", sagt er und nennt das Pilotprojekt in Eferding und Grieskirchen, bei dem die beiden Bezirkshauptmannschaften zusammengelegt werden sollen. "Da muss man erst schauen, wie sich das entwickelt", sagt Greiner. Denn eine Zusammenlegung der BH Schärding mit einer anderen – etwa Ried – werde derzeit nicht angedacht. "Außerdem möchten wir die Wege für die Bürger zu uns so kurz wie möglich halten."
Zahlen aus dem Jahr 2015 – das beschäftigte die BH Schärding
- 16 Waffenverbote wurden ausgesprochen. 813 Mal haben Beamte waffenrechtliche Überprüfungen durchgeführt.
- 30 Personen haben ihren Namen ändern lassen.
- Es kam zu einer Verpartnerung zwischen zwei Männern.
- 47 Haustiere ohne Besitzer wurden aufgegriffen.
- 102 Führerscheine wurden abgenommen.
- 21 Kinder wurden den Eltern entzogen (Volle Erziehungen).
- 8343 Anonymverfügungen und 5421 Strafverfügungen wurden ausgestellt. Zehn Personen wollten oder konnten die Strafe nicht bezahlen und wanderten daher ins Gefängnis. In 49 Fällen hat die Behörde eine Vorführung veranlasst – heißt: Der Beschuldigte wurde vorgeladen, ist nicht erschienen und musste von der Sicherheitsbehörde festgenommen werden.
- 5696 Reisepässe wurden ausgestellt.
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