Interview
So erlebte Mutter Corona-Test in der Klasse ihrer Tochter

Elke Braid aus Andorf erlebte die Corona-Testung in der Klasse ihrer Tochter als Elternvertreterin hautnah mit. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen. | Foto: Elke Braid
  • Elke Braid aus Andorf erlebte die Corona-Testung in der Klasse ihrer Tochter als Elternvertreterin hautnah mit. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen.
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Corona-Test einer Andorfer Schulklasse. Elke Braid war als Elternvertreterin dabei und spricht im Interview über ihre Erlebnisse. 

ANDORF (bich). Elke Braid aus Andorf über ihr Gefühlchaos nach dem Anruf des Direktors, das sich ihr bietende Stimmungsbild während der Corona-Tests und kursierende Horrorgeschichten.

Ihre Tochter musste kürzlich einen Corona-Test in der Schule machen, weil eine Lehrkraft positiv getestet wurde. Wie wurden Sie informiert?
Elke Braid: In der Früh bekam ich einen Anruf vom Schulleiter.

Wie ging es Ihnen dabei?
Schlecht. Ich war momentan überfordert und mir schwirrten alle möglichen Gedanken durch den Kopf: Wie wird der Test gemacht? Wie bereite ich meine siebenjährige Tochter in dieser halben Stunde, die mir jetzt noch bleibt, bevor sie das Haus verlässt, darauf vor? Wie wird es ihr bei der Testabnahme gehen? Packt sie das?

Und was sagte Ihre Tochter vorab dazu, dass Sie getestet werden musste?
Sie sagte, dass sie nicht will. Mein Vergleich mit dem Zahnarztbesuch war da vielleicht auch eher kontraproduktiv.

Sie wurden von der Schule angefragt, ob Sie als Vertreter der Elternschaft bei der Testung dabei sein wollen. Warum war das der Schule wichtig?
Die Initiative, einen Elternteil dazuzunehmen, ging vom Roten Kreuz aus, weil man dadurch diesen ganzen wilden Gerüchten über die Testung in Schulen entgegenwirken wollte.

Haben Sie sofort zugesagt?
Ja, da habe ich keine Sekunde gezögert. Ich war ja froh, dass ich etwas tun konnte und dass ich an der Seite meiner Tochter sein konnte.

Wurden Sie von der Schule oder dem Roten Kreuz oder der Bezirkshauptmannschaft auf den Test vorbereitet?
Vom Schulleiter bekam ich wie gesagt den Anruf, dass die ganze Klasse getestet wird. Da der Direktor ja alle Eltern anrufen musste, blieb da natürlich wenig Zeit über den Ablauf der Testung zu reden. Trotzdem war er sehr bemüht mir die Informationen weiterzugeben, die er zu diesem Zeitpunkt hatte. Eine genauere Erklärung bekam ich dann vor Ort vom Roten Kreuz.

Wurden die Schüler in irgendeiner Weise auf den Test vorbereitet?
Ja, sehr gut sogar. Der Bezirksrettungskommandant und ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes gingen zuerst in die Klasse, stellten sich vor und erklärten auf kindgerechte Art und Weise den Ablauf der Testung. Anschließend gaben sie den Kindern Zeit Fragen zu stellen und nahmen ihnen dadurch ihre Anspannung und Unsicherheit.

Wie ging die Testung vonstatten? Wie haben Sie persönlich den Test erlebt?
Die Schüler gingen immer paarweise in die Schulbücherei, wo die Testabnahme stattfand. Die beiden Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die für die Testung zuständig waren, strahlten sehr viel Ruhe aus. Der eine saß am PC und fragte die Kinder nach ihrem Namen und ihrem Geburtsdatum, der andere entnahm daraufhin den Rachenabstrich, bei dem ein verlängertes Wattestäbchen in den Rachen geführt wird. Das geht ganz schnell, ist aber natürlich nicht besonders angenehm für die Kinder. Trotzdem waren sie sehr brav und es ging im Großen und Ganzen alles recht reibungslos und unspektakulär über die Bühne. Kinder, die trotz aller Bemühungen nicht bereit sind, einen Rachenabstrich entnehmen zu lassen, haben ja die Möglichkeit mit den Eltern eine andere Teststelle aufzusuchen. In unserer Klasse war das aber nur bei einem Kind der Fall.

Wie erschien Ihnen der Gemütszustand der Schüler?
Die Kinder waren relativ entspannt und wirkten gar nicht ängstlich. Sie waren durch das Rote Kreuz und die Schule einfach gut vorbereitet und gingen sehr positiv an die Sache heran. Man hatte nicht das Gefühl, dass dieser Test ein großes Ding für sie war. Die Kinder waren unvoreingenommen, weil sie diese ganzen Horrorgeschichten, die über diese Testungen kursieren, im Gegensatz zu uns Erwachsenen ja Gott sei Dank nicht kannten. 

Sie schrieben auf Facebook einen längeren Eintrag zu dem Vorfall, in dem Sie Ihre Gedanken und Ihre Erlebnisse genau geschildert haben. Warum?
Zum einen ging es mir darum anderen Eltern, die vielleicht irgendwann in die gleiche Situation kommen, die Angst und Unsicherheit vor der Testung in der Schule zu nehmen und sie zu beruhigen. Zum anderen habe ich diesen Bericht als Chance gesehen etwas richtigzustellen und einen Beitrag zu leisten gegen die verbreiteten Unwahrheiten und auch gegen die Ungerechtigkeit und Geringschätzung von Menschen, die ihr Bestes geben. Dass ein Schulleiter und Lehrkräfte, die sich über die Maßen bemühen und engagieren und für die das Wohl der Kinder an erster Stelle steht, diffamiert werden und sich haltlosen Beschimpfungen aussetzen müssen und dass Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die sich den Kindern mit einer pädagogisch durchdachten und einfühlsamen Herangehensweise nähern, so hingestellt werden als würden sie den Kindern Gewalt antun, das kann einfach nicht sein. Noch dazu sind diese Horrorszenarien über die Testung unserer Klasse von einer Person ausgegangen, die weder ein Kind in unserer Klasse hat noch bei der Testabnahme dabei war. Das hat mich schon beschäftigt und ich habe den Drang verspürt den Menschen, die bemüht sind ihre Arbeit gut zu machen, Wertschätzung entgegenzubringen. Ich denke, Wertschätzung ist etwas, das wir in Zeiten wie diesen alle einfach dringend brauchen. Und wir sollten zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen, anstatt uns das Leben noch schwerer zu machen als es momentan ohnehin schon für uns alle ist. Wir sitzen ja alle im selben Boot.

Was denken Sie, warum kursieren so rasch falsche Gerüchte oder Meldungen?
Diese Frage hat mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Dafür gibt es sicher mehrere Gründe, denke ich: Wahrscheinlich steckt eine gewisse Sensationsgier dahinter, die uns Menschen zu solchen Falschaussagen treibt. Vielleicht ist es ein Schrei nach Aufmerksamkeit und Anerkennung in einer Zeit, in der jeder nur noch mit sich selber beschäftigt ist. Möglicherweise machen manche Menschen durch solche Aktionen auch dieser Hilflosigkeit, mit der wir alle in der momentanen Situation konfrontiert sind, einfach Luft und reagieren sich ab, weil sie überfordert sind. Mithilfe der sozialen Medien geht es dann sehr schnell, dass sich solche Geschichten wie ein Lauffeuer verbreiten. Und was ich auch denke ist, dass wir Menschen diese Horrorgeschichten leider irgendwie brauchen, sonst würden sie sich ja nicht verbreiten. "Ohne Blut ist es keine Story!" So hat ein Facebooknutzer meinen Beitrag kommentiert. Da ist schon was dran.

Wie lange mussten Sie auf das Testergebnis warten?
Wir bekamen das Ergebnis schon am nächsten Vormittag.

Was können Sie Eltern sagen, deren Kinder vor einem Corona-Test in der Schule stehen?
Man darf sich nicht verrückt machen lassen durch die Flut an Berichten und Videos, die durch das Internet und die sozialen Medien verbreitet werden, sondern wir sollten den direkten Kontakt suchen – insbesondere zur Bildungseinrichtung. Aber auch das Rote Kreuz habe ich als sehr offen für Anliegen und Fragen erlebt. Eltern und Schule sollten einander gegenseitig unterstützen, denn lustig sind solche Testsituationen auch für die Schulen ganz sicher nicht. Wenn wir als Eltern uns der Schulleitung und den Lehrkräften gegenüber kooperativ und vertrauensvoll verhalten und ihnen wertschätzend begegnen, wird das dazu beitragen unseren Kindern die Angst vor einem solchen Test zu nehmen. Wenn wir Eltern mit der Schule an einem Strang ziehen, wird ihnen das ein Gefühl der Sicherheit geben, das sie in einer solchen Ausnahmesituation dringend brauchen.

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