Geschichten aus dem Urwald
Rothwald: Der Urwald aus der Eiszeit

- Im Rothwald werden manche Bäume bis zu 600 Jahre alt
- Foto: Hans Glader
- hochgeladen von Hermine Kramer
Urwälder gibt es in Zentraleuropa nur noch ganz selten. Die Schweiz meldet kleinere Flächen. Auch in Tschechien und in den Balkanländern gibt es noch Reste von Urwald. Die größten Urwaldbestände in der EU hat Rumänien mit etwa 113.000 Hektar vorzuweisen.
Und natürlich gibt es auch in Österreich noch Urwälder. Etwa in Niederöstereich. Dort befindet sich in den Kalkalpen einer der größten Urwälder Mitteleuropas: der Rothwald.
400 Hektar ist er groß und liegt im Wildnisgebiet Dürrenstein. Der Rothwald ist nur sehr schwer zugänglich. Mit ein Grund, warum er seit dem Ende der letzten Eiszeit nie forstwirtschaftlich genutzt wurde. Mehr oder weniger haben wir es hier also mit einem Wald zu tun, der seit tausenden Jahren von Menschen nicht betreten wurde.
Ein letzter Rest völlig unberührter Natur
"Urwälder sind nach der letzten Eiszeit entstanden", erklärt Christoph Leditznig, der Geschäftsführer der Schutzgebietsverwaltung des Wildnisgebietes Dürrenstein."Nur dort konnte die Evolution ungehindert stattfinden und die Ökosystemleistungen sind noch völlig intakt. Daher ist es so bedeutsam die letzten Reste unberührter Natur zu erhalten. Einmal zerstört, können sie nicht wiederhergestellt werden."
Auch die Forscher können also nicht im Wald herumgehen wie sie wollen. Denn auch durch die Forschungsarbeiten, dürfen die Lebensgemeinschaften des Schutzgebietes nicht beeinträchtigt werden, so Leditznig.
600 Jahre alte Bäume
Durch jahrelange Beobachtung, konnten aber interessante Details erhoben werden. Der Rothwald besteht zu je einem Drittel aus Rotbuche, Tanne und Fichte. Rund 300 Festmetern Todholz stehen rund 1200 Festmeter Lebendholz gegenüber. Die Fichten und Tannen werden im Rothwald bis zu 600 Jahre alt, die Buchen bis zu 450 Jahre.
Außerdem gibt es rund 70 Vogelarten im Wald und 45 Säugetierarten. Manchmal ziehen Luchse durch das Gebiet oder auch wie zuletzt im Jahr 2010 Braunbären.
Durch die Mischung der Bäume scheint der Wald gesund zu sein. Wird ein Baum doch vom Borkenkäfer befallen, produzieren die Nachbarbäume Harz, um sich vor dem Käfer zu schützen. Eine Theorie in der Forstwirtschaft dazu lautet, dass die Pilzkulturen am Boden als Informationsträger fungieren. Über den Zustand der Pilze würden die gesunden Bäume also erfahren, wenn ein Nachbarbaum krank ist.
Entscheidung über UNESCO-Weltnaturerbe
Das Wildnisgebiet Dürrenstein ist übrigens als UNESCO-Weltnaturerbe nominiert. Leditznig hofft, dass die Entscheidung spätestens im kommenden Jahr fällt.
Schließlich wollen wir von Leditznig wissen, ob es in Österreich noch andere Urwälder gibt. "Der zweitgrößte Urwald In Österreich ist der Neuwald am Lahnsattel,", so Leditznig. Der ist aber viel kleiner. So wie die Urwaldreste im Waldviertel, im Hintergebirge oder auf den Hohen Tauern.
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