Postämter gehen, Partner kommen
Nach BAWAG-Deal plant die Post AG die Aufgabe aller Eigenfilialen, die Betroffenen sind überaus erbost
„Die Postämter sind tot, alles wird auf ein Franchise-System (sprich: Postpartner) umgestellt“: Diese Info einer „zuverlässigen Quelle“ drang letzte Woche ans Ohr von SPNÖ-LGF Günter Steindl. Dessen Reaktion: Dem Kahlschlag die Stirn bieten. Der Konter der Post: Alles Unsinn ...
NÖ (HL). Dabei interessant: Nicht nur Steindl, auch Wiener Neustadts Ortschef Bernhard Müller will selbiges aus dem Munde eines „hochrangigen Postvertreters“ erfahren haben. Steindl fühlt sich in seiner Haltung zudem durch ein Schreiben des Postvorstands Herbert Götz bestätigt. „Wir werden den eingeschlagenen Weg mit Partnern konsequent weiter beschreiten, heißt es in diesem Brief. Der Schließungs-Wahnsinn wird somit indirekt zugegeben, wir werden jedoch alles Menschenmögliche unternehmen, um diese Ausdünnung der Lebensqualität zu unterbinden“, gibt sich der SP-Landesgeschäftsführer kämpferisch.
In NÖ 85 Postämter weniger
Für Post-Sprecher Stephan Fuchs sind die roten Untergangsszenarien nichts als „purer Humbug“. „Ja, eigenbetriebene Postfilialen in der derzeitigen Form wird es nicht mehr lange geben. Doch gibt es eine Liste von österreichweit 520 Postämtern (Anm.: in NÖ sind es 102), die wir in Zusammenarbeit mit der BAWAG führen werden“, beteuert Fuchs.Der „Post-Fuchs“ geht sogar noch weiter: Der BAWAG-Deal bedeute eine „erstmals ausgesprochene Standortgarantie“, selbst in den Mietverträgen fände sich der Name Österreichische Post AG. Der Rest würde aber definitiv der Ummodelung in Postpartner harren, da insbesondere im ländlichen Raum kaum mehr möglich wäre, ein Postamt gewinnbringend bzw. kostendeckend zu betreiben. Steindl bleibt trotzdem dabei: Die Post dreht alles zu. „Dann spielt eben die BAWAG den Postpartner“, schlussfolgert der Rote. Detail am Rande: Der besagte BAWAG-Vertrag läuft vorerst nur bis ins Jahr 2020.
Stellungnahmen der Vertreter
Für die Gemeinden bedeutet das Umstrukturierung oder Ende. Christine Dürnwald, Bürgermeis-terin in Scheibbs ist erleichtert, weil es in der Bezirkshauptstadt zu keiner Schließung kommt. Allerdings ist sie mit der Aushöhlung des ländlichen Raumes sehr unzufrieden. Neben Schließung von Schulen, Spitälern und Nebenbahnen trägt dieser Schritt weiter dazu bei, die Lebensqualität am Land zu verringern. „Folge sind Museumsstädte mit überalterter Bevölkerung“, zeigt sie sich unzufrieden. Ins selbe Horn schlägt die Bürgervertreterin aus Purgstall, Marianne Fallman. Sie ist aber bemüht, einen Postpartner im Ortskern zu finden, um die Einwohner zu entlasten. Sie sieht zwar einen „Imageverlust für den Ort, aber auch eine Chance für einen bestehenden Betrieb, der die Briefannahme gewährleistet“. Verhandlungen laufen bereits.
Mehr Verständnis für die Schließung zeigt Wieselburgs Bürgermeister Günther Leichtfried. „Man müsse die unternehmerischen Entwicklungen berücksichtigen“, meint der Vertreter. Der im City Center seit einigen Jahren bereits bestehende Postpartner hat seine Bewährungsphase bereits hinter sich. Als eine Art Pilotprojekt ist der Postshop als geglückter Versuch zu verzeichnen und Vorbild für weitere Partner. Für die Stadt werden lediglich Umstrukturierungen erwartet.
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