Herz für Personal & Patienten

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Schwazer Lokalanzeiger: Bei der Eröffnung des neuen Südtraktes wurde angesprochen, eventuell einen Betriebskindergarten einzurichten. Wie weit ist man in der Umsetzung?
Margit Holzhammer: „Die Pläne sind fertig, derzeit wird gebaut und das nötige Geld ist da. Im Juli sollte der Betriebskindergarten fertig sein, gestartet wird in der ersten Septemberwoche mit der Krippe für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Da derzeit die Anmeldungen laufen, wissen wir noch nicht konkret, ob wir auch gleich mit dem Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige starten. Wir sind jedenfalls froh, dass wir mit dem EKiZ Schwaz einen professionellen Partner gefunden hat, der den Betriebskindergarten führen wird.“

An Nachfrage kann es in einem Krankenhaus mit hauptsächlich weiblichen Personal nicht mangeln.
„Das stimmt. Der Pflege- und Diplompflegesektor hat einen sehr hohen Frauenanteil, aber auch der Ärzteberuf wird zunehmend weiblicher und auch diese brauchen eine Betreuung für ihre Kinder, wenn man bedenkt, dass 45 % unserer Dienstverhältnisse auf Teilzeit beruhen. Natürlich wäre es mit einer Arbeitszeit von 30 % für die MitarbeiterInnen möglich, bei den Kindern zu Hause zu bleiben, aber das können sich nur noch die wenigsten Familien leisten. Um unsere Mütter so gut wie möglich zu unterstützen, haben wir auch ausgeweitete Öffnungszeiten beim Betriebskindergarten - angepasst an die Dienstzeiten von 6.30 bis 19.15 Uhr. Wir werden wahrscheinlich bis auf eine Woche im Sommer durchgehend geöffnet haben.“

Vor einem halben Jahr wurde das Pilotprojekt - die Kurzzeit- und Übergangspflegestation - gestartet. Kann man bereits Resümee ziehen?
„Das läuft wirklich super. Mit senecura haben wir auch einen engagierten Partner. Die Stationsbewohner haben so eine Freude und man merkt auch, dass die Angehörigen dadurch irrsinnig entlastet werden. Denn wenn jemand nach einer Krankheit oder einem Unfall nicht mehr ganz fit ist, haben die Angehörigen noch einen Puffer, fast stressfrei Zeit, um Zuhause Umbauten vorzunehmen oder eine 24-Stunden Hilfe zu organisieren. Die pflegebedürftige Person wird in dieser Zeit mit Physio-, Logo- und Ergotherapie sehr gut unterstützt. Die Leute sind auch richtig motiviert etwas zu tun und freuen sich über den Kontakt und die Therapie.“

Ist ein Aufenthalt auf dieser Station günstiger als ein Pflegeheim?
„Nein, die Kosten sind gleich hoch wie bei einem Alters- und Pflegeheim, es wird auch in gleicher Weise abgerechnet. In unserer Station ist eben das Therapieangebot dabei. Vor allem die Flexibilität über die Anzahl von Tagen schätzen die Angehörigen. Wir haben zuvor Angst gehabt, dass die Personen dort genauso lange liegen wie in Altersheimen, aber im Schnitt sind sie rund ein Monat da. Danach gehen sie nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung. In Kürze wird die Urlaubspflege anlaufen. Die Angehörigen brauchen auch einmal Urlaub und da es sonst wenig Angebot dafür im Bezirk gibt und es vor allem für Heime einen hohen administrativen und Pflegeaufwand darstellt, wird die Nachfrage noch mehr steigen.“

Zum Thema Skiunfälle: Wie läuft die Abrechnung von ausländischen Urlaubern ab, nachdem sie im BKH Schwaz behandelt wurden?
„Also prinzipiell haben wir mit Versicherungen in den Ländern - hauptsächlich in Europa - Abkommen, dass wir gleich viel Geld für die Behandlung des Urlaubers bekommen wie für die eines Österreichers. Das Geld bekommen wir aber erst fünf Jahre später. Das heißt, dass es zwar die gleiche Summe ist, aber wir drei bis fünf Jahre offene Forderungen in der Höhe von ca. fünf Millionen Euro an die Versicherungen haben. Die fünf Millionen müssen die Gemeinden vorfinanzieren, weil das Geld da sein muss, schließlich müssen wir ja einen Betrieb führen. Das ist eigentlich ein Missstand und zwar flächendeckend in ganz Tirol.“

Ein Krankenhaus wird auch immer als Wirtschaftskörper betrachtet. Der Umsatz vor zwei Jahren lag bei 35 Millionen Euro. Wie sieht es dieses Jahr aus?
„Der Umsatz beläuft sich 2011 auf 42 Millionen Euro. Leider liegt das Betriebsergebnis immer noch bei rund einer Million im Minus. Da ich oft Krankenhäuser miteinander vergleiche, ist unser Problem, dass wir nur die Grundversorgung haben und keine speziellen Bereiche wie Optometrie oder Urologie haben. Wir sind zeitweise pumpvoll, die Mitarbeiter sind am Limit und trotzdem schaffen wir es nicht, ein positives Ergebnis zu schreiben. Das ist schon frustrierend für alle. Zwar ist eine Million bei 42 Millionen Umsatz nicht viel, trotzdem würden wir es gerne schaffen.“

Wieviele Betten hat das Krankenhaus und bei welchem Prozentsatz liegt die Auslastung?
„Wir haben 254 Betten. Neu ist die Palliativstation, die wir im Februar gebaut haben mit vier Betten in einem abgegrenzten ruhigen Bereich. Der Schmerz- und Sterbebereich ähnelt dem Hospiz in Innsbruck. In der Inneren Medizin sind wir seit November voll mit einer Auslastung von über 100 Prozent durch die Gangbetten. Auch in der Unfall und Chirurgie stehen seit März überall Gangbetten. Das variiert natürlich von Tag zu Tag und das stresst zunehmend die Mitarbeiter, da man die Situation nur sehr gering vorab steuern kann. Für die Geräte ist der Dauereinsatz zwar gut, aber für das Personal nicht zumutbar. Im Winter haben wir wie im Gastgewerbe Saisonniers und längere OP-Zeiten.“

Der Pflegeplan 2012-2022 vom Land Tirol weist einen enormen Anstieg der älteren Bevölkerung auf. Die Pflegeberufe sollen attraktiver angeboten und forciert werden. Wie sieht es dahingehend aus Sicht der hauseigenen Pflegeschule aus?
„Derzeit haben wir 190 Schüler in Ausbildung, 105 in der Diplompflege und der Rest im Pflegehelferkurs. Das Image der Pflegeberufe in unserem Bezirk ist gut. Wir haben überhaupt kein Problem mit den Bewerbungen. Auf 30 Diplompflege-Ausbildungsplätze bewerben sich 120 Personen. Daher können wir uns die Besten aussuchen. Nur, das Problem ist, dass wir 25 der 30 Absolventen für das Krankenhaus selbst benötigen, weil wir etwa so viel Schwangere oder Pensionierungen haben. Für die Sprengel und Pflegeheime bleiben dadurch natürlich nicht viele übrig. Das ist ein massives Problem. Deshalb planen wir derzeit, 2013 mit einem zusätzlichen Diplompflegekurs mit 30 Ausbildungsplätzen zu starten. Dafür müssen wir nur minimal umbauen und ein paar Modernisierungen erledigen. Die Gemeinden haben das bereits beschlossen, vom Land habe ich noch keine Zusage, aber ich habe den Antrag erst kürzlich abgeschickt. Die zusätzlichen Arbeitskräfte sind nötig, denn in den kommenden Jahren erwartet uns ein massives Wachstum der Bevölkerung ab 65 Jahren.“

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