Liftkartenpioniere
Zillertaler Superskipass: seiner Zeit voraus

Heinz Schneeberger: einer der Pioniere für den Zillertaler Superskipass.  | Foto: privat
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TUX (red). Am Rückweg von einer Besprechung hatten zwei engagierte Seilbahner eine Vision für ein gemeinsames Ticket aller Zillertaler Skigebiete. Jahre später entstand aus einer simplen Idee der Zillertaler Superschipass.

„Heinz war überzeugt vom Skigebiet auf der Eggalm“, erinnert sich Ing. Franz Warum an Heinrich Schneeberger, „und er hat sich immer für unsere Ideen und unsere Gesellschaft eingesetzt“. Franz Warum kam 1950 vom Millstätter See ins Magnesitwerk Tux. Von seinem Arbeitsplatz auf 1.700 m schaute er fast täglich hinüber zur Eggalm und dachte an eine Erschließung des Gebietes mit einer Seilbahn. Zweifel an einer Machbarkeit gab es für ihn nicht. Schließlich war er beim Bau des ersten Sesselliftes im Zillertal nicht nur mit von der Partie. Er plante Bahntrasse und Stationen. „Mit diesem Lift sind die Bergarbeiter zum Tagbau am Kristaller im Magnesitwerk Tux transportiert worden“, so der Maschinenbau-Ingenieur, „im Winter wurde der Lift zusätzlich für den Skisport genützt. Nicht nur von Werksangehörigen“. Spätestens mit dem Ende des höchstgelegenen Bergbau- und Hüttenbetriebes in Europa sollte sich die Erschließung der Eggalm als wegweisend herausstellen. Allmählich wurde Tux von der Bergbau- zur Tourismusgemeinde.

Auf Granit gebissen

Nach der Gründungsversammlung der Tuxer Bergbahnen AG (TUBAG) im Jahr 1962 hat das Vorhaben Gestalt angenommen. Einige interessierte Tuxer konnten sich mit den Visionen anfreunden. Die Anlagen der Eggalm waren dann die ersten Liftanlagen für den organisierten Publikumsschilauf in Tux. Teils heftiger Widerstand innerhalb der politischen Gemeinde hätte das ehrgeizige Projekt aber beinahe scheitern lassen: „Für ERP-Kredite mussten öffentliche Institutionen wie zum Beispiel die Gemeinde eine Ausfallshaftung übernehmen. Doch höchste Gemeindevertreter sträubten sich dagegen“. Aktionäre und Wegbereiter der Eggalmbahnen gaben sich kämpferisch. „Zehn Aktionäre mussten genauso viele Blankowechsel unterzeichnen, um die Investition möglich zu machen“. Eine eigene Gesellschaft aus Hintertux (gegründet im Jahr 1949) baute 1965 den Sessellift auf den Sommerberg und einen weiteren Schlepplift. „Wir wollten immer eine gemeinsame Dachgesellschaft für sämtliche Seilbahnen in Tux. Diese scheiterte leider an den unterschiedlichen Gesellschaftsformen“.

Zillertaler Skigebiete für mehr Attraktivität

Einer seiner Mitstreiter – und Vorreiter für die weitere Entwicklung in Tux – war Heinrich Schneeberger, ehemals Obmann des Fremdenverkehrsvereins Tux und Tuxerhof-Wirt. Im Frühsommer 1974 lud die Bezirkshauptmannschaft Schwaz zu einem Gespräch nach Strass ein. „Die Initiative dazu ging von Apotheker Mag. Erich Knapp aus, dem damaligen Obmann des Fremdenverkehrsvereins Schwaz. Er und einige andere (u. a. Liftbetreiber aus Inn- und Achental) dachten an einen gemeinsamen Skipass für den Bezirk Schwaz“. Interessiert hörten die zwei zu und fanden den Gedanken auch überlegenswert. „Das Gebiet zwischen Hintertux, dem Achensee und Weerberg ist halt sehr weitläufig“ meinten sie am Ende.
Doch der ins Ohr gesetzte Floh gab scheinbar keine Ruhe mehr und noch während der Heimfahrt nach Tux konnten Heinrich Schneeberger und Franz Warum der Idee aus dem Gasthof Zillertal durchaus Einiges abgewinnen.

Weniger ist mehr

Letztlich beschränkten sie den Schipass auf die Schigebiete im Zillertal. „Daraufhin habe ich mit den Vertretern aller Seilbahnen in der Region gesprochen, um ihnen die gemeinsame Karte schmackhaft zu machen“, erzählt Franz Warum. Er konnte überzeugen und noch im Winter 1974/75 konnte der „Schiblock Zillertal“ starten. Preis: 375 Schilling oder umgerechnet 27 Euro.

Aber vor über 40 Jahren gab es noch keine modernen Ticketsysteme ähnlich den heutigen. Daher bediente man sich für diese Großraumkarte eines Abrissblocks, dessen 150 Coupons mit den Buchstaben der teilnehmenden Skigebiete (M wie Mayrhofen, F wie Fügen ...) markiert waren. „Abgerechnet wurde aufgrund der Anzahl von Abrissen je Fahrt zu einem vorher vereinbarten Schlüssel. Dieser war abhängig von Art, Länge und Höhenunterschied des Lifts“ erläutert Franz Warum die verwaltungstechnische Handhabe. Eine Bergfahrt mit dem Waldfriedenlift (Schlepplift) in Fügen etwa kostete zwei Abrisse, eine mit der Eggalmbahn (Sessellift) acht. Für eine Talfahrt wurden z. B. vier Coupons für die Gerlossteinbahn (Gondel) abgerissen. Wenn er sich recht erinnere, habe es diesen Vorläufer des Zillertaler Superskipass „drei bis vier Winter“ gegeben. Der Rest der Entwicklung bis zum heutigen Tag ist erfolgreiche Tourismusgeschichte.

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