Kamingespräch zum Thema Digitalisierung in den Alpen - Chance oder Widerspruch

Im Bild von links nach rechts: NR und Gastgeber Franz Hörl, Herbert EMPL, BM Dr Margarete Schramböck, WK Vizepräsidentin MMag Barbara Thaler und David Kammerlander GF der Schilift Zentrum Gerlos GmbH
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  • Im Bild von links nach rechts: NR und Gastgeber Franz Hörl, Herbert EMPL, BM Dr Margarete Schramböck, WK Vizepräsidentin MMag Barbara Thaler und David Kammerlander GF der Schilift Zentrum Gerlos GmbH
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Digitalisierung durchdringt alle Bereiche, prägt unsere privaten Lebensräume und die Wirtschaft genauso. Der Begriff „Digitalisierung“ als gerne verwendetes Schlagwort und oft beschworener Heilsbringer für den Standort, rückt immer stärker in den Mittelpunkt öffentlicher Forderungen. Doch was bringt sie wirklich und wie kann sie vor allem im ländlichen Raum dem Menschen von Nutzen sein ? Gerade hier in den Alpen trifft Digitalisierung auf besondere Gegebenheiten, dort wo dezentrale Lebens,-Bildungs-und Arbeitsbedingungen, eine spezielle Unternehmensstruktur und die innovative Energie von Tourismus und Freizeit aufeinandertreffen, steht auch der technologische Fortschritt unter ganz besonderen Zeichen. Wenn es sie wirklich gibt, worin liegen die Potenziale der Digitalisierung im ländlichen, alpinen Raum und wie können die alpinen Regionen davon in Zukunft noch stärker profitieren ?

Zu dieser Thematik lud der Fachverband der Österreichischen Seilbahnen und die Schilift Zentrum Gerlos GmbH am vergangenen Samstag zu einem Kamingespräch in das Foyer der Dorfbahn Gerlos. Nationalrat und Seilbahnsprecher Franz Hörl konnte zu diesem Gespräch viele Vertreter, Experten und Insider aus den unterschiedlichen Fachrichtungen begrüßen und willkommen heißen, welche den Ausführungen der hochkarätig besetzten PodiumsdiskutantenInnen mit Frau Bundesministerin Dr Margarete Schramböck, LHstv ÖR Josef Geisler, Wirtschaftskammer Vizepäsidentin MMag Barbara Thaler und David Kammerlander, dem Geschäftsführer der Schilift Zentrum Gerlos GmbH aufmerksam folgten und Fragen an diese richteten. Die Diskussion wurde von Karlheinz (Charly) Zanon, dem ehemaligen Chefredakteur der Bezirksblätter souverän geleitet.

Sie habe 22 Jahre lang in der IT Branche in leitender Position gearbeitet, erklärte Frau Bundesministerin Schramböck und habe erlebt, wie die so genannte Digitalisierung alle Lebensbereiche erfasst habe. Wer kennt noch das „Vierteltelefon“ warf sie in die Diskussion, um daraufhinzuweisen, dass die digitale „Steinzeit“ ja gar nicht so lange zurückliege und wer erinnere sich denn noch an den 1. PC welcher in seinem Betrieb Einzug gehalten habe. Die Zukunft in Sachen IT werde sicher so ausschauen, dass die Kinder in der Schule neben den Grundfächern Lesen, Schreiben und Rechnen auch die Digitalisierung auf dem Stundenplan vorfinden werden müssen, meinte die Ministerin. Außerdem sei sie eine Kämpferin für eine breitgefächerte Lehrlingsausbildung und viele Lehrberufe werden zukünftig auch auf IT Interessen ausgerichtet werden müssen.

Wirtschachaftskammer Vizepäsidentin MMag Barbara Thaler auf die Frage, was komme eigentlich nach der Glasfaser ?
Danach komme vorerst einmal ganz viel Mut oder auch Angst meinte die Inhaberin eines digitalen Unternehmens und stieß in dasselbe Horn, wie Frau BM Schramböck, dass die Kinder in der Schule neben dem Lesen, Rechnen und Schreiben auch Digitales auf dem Stundenplan haben werden. Die Wirtschaftskammer in Tirol bemühe sich sei Jahren, auch Mädchen für digitale Berufe zu begeistern, allerdings halte sich das Interesse dazu in Grenzen, meinte Thaler und forcierte ebenso die Ausbildung zu einem Lehrberuf, der ja auch begleitend mit Matura absolviert werden könne. Das Bundesland Salzburg habe beispielsweise mit der Einführung eines so genannten verpflichtenden „Talente Checks“ bei 13 Jährigen bewiesen, dass sehr wohl  Interesse bei jungen Leuten für einen Beruf im IT Bereich vorhanden sei.

Sollte man ev versuchen, junge Leute in ein Land zu verschicken, wo das viel zitierte „Silicon Valley“ vorherrsche, wurde als Frage aufgeworfen, um heimisches Personal für den IT Bereich besser auszubilden ? Diese Frage verneinte die WK Vizepräsidentin, weil in Tirol 90 % der Betriebe nicht mehr als 9 Mitarbeiter hätten und das unweigerelich einem wirtschaftlichen Mitarbeiterproblem führen würde.

Wie könnte man noch mehr digitale Bereiche, z.Bsp in den Gemeindeämtern, nutzen, damit die Bevölkerung nicht für jeden schriftlichen Antrag zur Behörde kommen müsse, wurde die Frage an LHstv Josef Geisler gestellt ?

Das sei jetzt schon vielfach der Fall, meinte Geisler, aber man dürfe auch den Umstand nicht außer Acht lassen, dass die Bürger auch im zwischenmenschlichen Bereich  ein Anrecht darauf hätten, zu einem persönlichen Gespräch zur Behörde zu kommen. Wenn auch in der Landwirtschaft die Digitalisierung bereits Einzug gehalten habe (Tiere können z.Bsp per App überwacht werden, wo sie sich befinden), so ist doch darauf zu achten, dass es nicht gar so überschießend werde, indem man vielleicht den Schulweg der Kinder per Handy überwache, meinte Geisler.

David Kammerlander, Geschäftsführer der Schiliftzentrum Gerlos GmbH, meinte, Gerlos war bereits im Jahr 1999 führend bei der Verlegung von LWL Kabeln. Die Seilbahnen seien inzwischen sehr gut vernetzt aber für einen großen Ausbau und für die größtmögliche Nutzung gebe es natürlich bestimmte Beschränkungen mit den Bandbreiten. Für den Service im IT Bereich solle man nach Möglichkeit auf Personal aus dem Betrieb zurückgreifen können, meinte Kammerlander, aber dazu müsse man es eben gut ausbilden.

Eine besondere Komponente im IT Bereich hob Frau BM Dr Schramböck noch hervor, als sie meinte, dass in Österreich pro Jahr 230 Millionen Infos verpflichtend an diverse Behörden von den Betrieben gemeldet werden müssten (z.Bsp. Finanzamt, Kfz Zulassung, Gericht, etc.) Das koste den Staat umgerechnet etwa 4,5 Milliarden Euro. Vieles davon könnte digital und zentral erledigt werden. Eine entsprechende Infrastruktur in den Ländern mit dem Ausbau der so genannten 5 G Technologie (Verbindung zwischen den einzelnen Netzen) sei dafür die Basis und deshalb werde in die digitale Bildung in Zukunft viel investiert werden müssen. Ihr schwebe ein Paket für digitale Bildung vor, so die Ministerin. Dazu sollte man auch  60-jährige Menschen berücksichtigen.
Von der von der Vorgängerregierung versprochenen IT Digitalisierungsmilliarde sei eigentlich sehr wenig bei der Bevölkerung angekommen. Wichtig sei ganz einfach die Jugend für das digitale Zeitalter zu begeistern und das erschöpfe sich nicht alleine durch die tägliche, oft stundenlange Bedienung eines Handys. Weltweite und seriöse Studien hätten ergeben, dass ein digitaler Arbeitsplatz bei richtiger Ressourcenplanung drei manuelle Arbeitsplätze schaffe. Somit könne man das Argument eines Arbeitsplatzverlustes durch die digitale Arbeitswelt entkräften, meinte Dr Schramböck abschließend und appellierte zudem an die anwesenden Unternehmer, dass man sich die per 1. Mai 2018 in Kraft tretende Datenschutzverordnung genau anschauen solle, weil darin vielfach in den IT Bereich der Unternehmen eingegriffen werde.

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