RMagazin Buchtipp: Gail Honeyman: „Ich, Eleanor Oliphant“

Einsam, eigen, einzigartig. – von Mirjam Dauber

Das alles ist Eleanor Oliphant und man könnte noch so manches hinzufügen: introvertiert, strukturiert, konsequent, intelligent, abweisend, belesen. Eine Außenseiterin, die so gar nicht in das Schema ihrer Bürokolleginnen und -kollegen passt. Anders, gekennzeichnet durch lange Narben auf der Wange, eine besondere Art sich zu kleiden, zu kommunizieren, höflich, distanziert, ernsthaft. Gail Honeymans Debütroman „Ich, Eleanor Oliphant“ erstreckt sich über 527 spannende Seiten, denn es braucht viele Worte, um das Leben der Protagonistin zu beschreiben, anschaulich zu machen. Trotz der anfänglichen Kargheit und Tristheit eines einsamen Lebens. Nach ihrem Studium hat Eleanor begonnen in einem Grafikbüro zu arbeiten, nicht in der Kreativabteilung, sondern im Bereich der klaren und verlässlichen Zahlen, als Buchhalterin. Dort wird sie von ihrem Vorgesetzten geschätzt, ansonsten eher ignoriert, als farblos empfunden, gemobbt. Den Spott erträgt sie mit einer erstaunlichen Gelassenheit, hinter ihr liegt Schlimmeres. Eine Kindheit in verschiedenen Pflegefamilien, folgend auf eine zutiefst traumatische Erfahrung, die sich den LeserInnen im Fortlauf des Romans Stück für Stück erschließt. Wie sich auch die Protagonistin Stück für Stück entwickelt, öffnet, einem neuen Leben hinwendet. Von einer einsamen und gedemütigten Frau, die ihre Feierabende und Wochenenden ohne zwischenmenschliche Kontakte schweigend mit ein paar Flaschen Wodka verbringt, zu einer Frau, die hinter sich lassen kann, was nicht zu ändern ist. Dabei hilft ihr die Begegnung mit dem IT-Experten Raymond, den ihre Narben nicht interessieren, der ihre Vergangenheit kennen lernen will, behutsam. 27 Verlage weltweit haben das fabelhafte Erstlingswerk der schottischen Autorin Honeyman gekauft, fraglos eine gute Entscheidung.