Der Anschluss Österreichs vor 80 Jahren – Zeitzeugin Lore Bichl erzählt
Die Stadt Schwaz gedenkt

SCHWAZ.  Vor 80 Jahren am 12.März 1938, marschierten Hitlers Truppen in unser Land ein, Österreich wurde in das Deutsche Reich eingegliedert. Anlässlich dieses Ereignisses besuchte Bgm Hans Linter die heute 94-jährige Zeitzeugin Lore Bichl in ihrem Haus, wo sie der Ereignisse, welche dem 2. Weltkrieg vorausgingen, gedachten. Eleonora Maria Unterberger, wie ihr voller Mädchenname lautete, war damals 14 Jahre alt. Ihre Eltern - so wie viele andere Zeitgenossen auch – konnten sich nicht mit dem nationalsozialistischen Gedankengut identifizieren. Vor allem, betont Lore Bichl, misstraute ihre Familie dem faschistischen Regime deshalb, weil in den vorangegangenen vier Jahren durch verschiedene Maßnahmen, wie beispielsweise durch die 1000-Mark-Sperre, immer wieder versucht wurde, Österreich zugrunde zu richten. Für den 13. März 1938 plante Bundeskanzler Kurt Schuschnigg in Österreich eine Volksabstimmung zur Frage des Anschlusses an Deutschland. Am Freitag den 11. März, so erinnert sich Frau Bichl, war die Stimmung im Allgemeinen daher sehr angespannt. Man wusste nicht genau, wie sich die Lage weiterentwickeln würde. Auf den Straßen von Schwaz hörte man immer wieder die Worte „Heil Österreich“, doch zunehmends hörte man auch den Gruß „Heil Hitler“. Am Abend dieses Tages versammelte sich die Familie vor dem Radio, welches in demselben Raum stand, in dem Frau Bichl sich heute an die damaligen Ereignisse wieder erinnert. Gespannt warteten sie auf die neuesten Nachrichten, bis eine Sondersendung das Programm für die Meldung des Bundeskanzlers unterbrach, welcher den Einmarsch der deutschen Truppen verkündete und gleichzeitig seinen Rücktritt erklärte. Seine letzten Worte „Gott schütze Österreich“ sind Frau Bichl noch so deutlich im Gedächtnis als wäre alles erst gestern passiert. Auch die darauffolgenden Worte ihres Vaters hallen ihr immer noch in den Ohren, der schon zu dieser Stunde wusste: „Und jetzt kommt Krieg!“.
Eine Stunde später klopfte schon eine Gruppe der Hitlerjugend an die Türe und verlangte die Herausgabe sämtlicher Gegenstände der Pfadfinder, deren Gruppenführer ihr Vater war. Andere Jugendeinrichtungen als die HJ oder der BDM (Bund Deutscher Mädl) wurden verboten, da das Regime keine Einrichtungen abseits der nationalsozialistischen Ideologie duldete. Somit begann zu diesem Zeitpunkt schon die Diktatur der Nazis. Abschließend zu diesen ereignisreichen Märztagen des Jahres 1938 fügt Lore Bichl hinzu, gab es viele Befürworter, viele Gegner und viele Märzveilchen – Menschen, die im richtigen Moment ihre Ideologie anpassten.
Am Gedenktag entzündete Bürgermeister Hans Lintner in Anwesenheit mehrerer Vertreter des Gemeinderates und der Stadtverwaltung eine Kerze des Erinnerns an die dramatischen Ereignisse vor 80 Jahren in der Rathauskapelle. Weitere Gedenkkerzen wurden in den Schwazer Pflichtschulen angezündet.

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