Friedhof der Namenlosen
Nennen Sie mich exzentrisch oder gar verrückt, aber haben Begräbnisstätten nicht ein besonderes Flair? Verspüre nur ich die historische Brise, die mir leise ins Ohr flüstert: "Hör gut zu, ich erzähle dir jetzt eine Geschichte aus längst vergangener Zeit!"
Der Friedhof der Namenlosen, am Alberner Hafen, im 11. Wiener Gemeindebezirk, hat schon seit langem mein Interesse geweckt. Ein beiläufiger Besuch in meiner Jugend - nur dunkel in Erinnerung - und doch ausreichend genug, um das Verlangen nach diesem geheimnisvollen Ort zu stillen.
Einst trug ein neuentkeimter Strudel der Donau dafür Sorge, dass ab 1840 immer wieder Wasserleichen am Ufer des heutigen Alberner Hafenbeckens angespült wurden. An Ort und Stelle, ohne jegliche Identifikation und Zeremoniell begraben, fanden letztendlich 478 Personen ihre letzte Ruhestätte. Oftmals überschwemmt, erinnert nur noch ein Kreuz an die vielen unglücklichen Seelen und deren einstiges Leben.
Im Jahre 1900 war es dann dem damaligen Bezirksvorsteher Albin Hirsch zu verdanken, dass ein zweiter Friedhof, gleich hinter dem Hochwasserschutzdamm, errichtet wurde. 1918 auf Grund der damaligen Notlage stillgelegt erhielt er 1935, bei Verstärkungsarbeiten am Schutzdamm, eine steinerne Umfassungsmauer und eine Kapelle. Insgesamt 104 Gräber, 61 davon namenlos, finden sich auf diesem Friedhof wieder und wurden vom einstigen, ehrenamtlichen Totengräber Josef Fuchs bis zu dessen Tod 1996 gepflegt.
Die letzte Bestattung fand laut offiziellen Aufzeichnungen 1940 statt, - eine Kreuzinschrift aus dem Jahre 1953 birgt wohl ein weiteres Mysterium um diese geheimnisumwobene Ruhestätte.
Nachdem ich also die Tagesaufnahmen bereits hinter mir hatte - ich stöberte mal wieder zufrieden auf 'meinbezirk' und bewunderte die neuersten Nachtaufnahmen von Robert Mrzena - überkam mich plötzlich der Gedanke eines gemeinsamen Nacht-Shootings.
Gesagt, getan,…doch glauben Sie mir, selbst zu zweit ist es kein Honiglecken, rund 100 Teelichter in den Grablaternen und weitere 50 auf der Anlage zu platzieren. Aber wir haben es geschafft, und unter den Anweisungen des Meisters ist es auch mir gelungen ein paar ansehnliche Nachtaufnahmen in fast völliger Finsternis zu erwirken.
Ihr NorbS
PS.: Lieber Robert, ich danke dir für die vielen Tipps und Tricks, sowie den gelungenen Abend und hoffe du stellst bald einige 'deiner' Bilder ins Netz!
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