Geflüchtete und Obdachlose
Diskussion um Nutzung des Haidehofs reißt nicht ab
Zuerst das Notquartier, dann die Flüchtlingsunterkunft: Die Diskussion um das Haus Haidehof reißt nicht ab.
WIEN/SIMMERING. Eines merkte man bei der vergangenen Bezirksvertretungssitzung definitiv: Es herrscht eine aufgeladene Stimmung. Der Grund? Wieder mal die vorübergehende Nutzung des Hauses Haidehof als Notschlafstelle für Obdachlose.
Bereits 2021 hätte der Haidehof generalsaniert werden sollen. Doch Corona-bedingte Bauverzögerungen führten dazu, dass der Beginn der Sanierung auf Mitte 2022 verschoben wurde. So funktionierte der Fonds Soziales Wien (FSW) das Pensionistenwohnheim während der Wintermonate zur Notschlafstelle um. Zusätzlich wurde nun ein Erstversorgungszentrum für ukrainische Flüchtlinge eingerichtet. "Wir sind froh, den aktuellen Leerstand für die geflüchteten Menschen nutzen zu können", so ein Sprecher des FSW.
Aufruhr rund um Notquartier
Einige sehen das aber problematisch: Bis zum 2. Mai bleibt das Notschlafquartier für Obdachlose geöffnet. Innerhalb der letzten vier Monate sorgte es oftmals für Aufruhr: Anrainer berichteten, dass sich rund um den Haidehof unangenehme Vorfälle mit Alkoholisierten gehäuft hätten.
Dies nahm die FPÖ im 11. Bezirk zum Anlass, der Thematik gleich zwei Anfragen in der Bezirksvertretungssitzung zu widmen. "Wir fordern die sofortige Schließung der Notschlafstelle", so die stellvertretende Bezirkschefin Katharina Krammer (FPÖ). Die FPÖ sei mehrmals ausgerückt und hätte mit verzweifelten Anrainern vor Ort gesprochen. Die Situation sei "untragbar".
"Jeder Simmeringer ist gleich viel wert"
Nach langwieriger Diskussion meldete sich dann auch Bezirkschef Thomas Steinhart (SPÖ) mit einer längeren Rede zu Wort: "Ja, es gibt Probleme im Haidehof, aber Zusperren ist nicht richtig. Mir ist jeder Simmeringer gleich viel wert. Es gibt einen Sicherheitsdienst, Streetworker sind vermehrt in der Gegend unterwegs, die Polizei macht öfters Kontrollfahrten – es besteht kein Grund zur Sorge."
Weiters merkt er an, dass es schonmal ein Notquartier in Simmering gegeben hat – damals war der Bezirk noch in blauer Hand. Der damalige Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ) sei laut Steinhart genau so vorgegangen wie er. Auch die SPÖ hätte damals einen Antrag bei der Bezirksvertretungssitzung bezüglich der Überprüfung der Notschlafstelle gestellt. Aber: "Der Unterschied ist, dass die SPÖ damals die Überprüfung des Notquartiers gefordert hatte. Heute will die FPÖ nur, dass zugesperrt wird", schildert Steinhart.
Notschlafstelle und Erstversorgungszentrum getrennt betreut
Zudem wurde die Befürchtung, die Flüchtlinge könnten "von den Obdachlosen belästigt werden" seitens der FPÖ geäußert. Dazu meint der FSW auf Nachfrage der BezirksZeitung: "Die beiden Unterkünfte sind zwar in einem Gebäude, aber es bestehen keine Berührungspunkte. Es gibt getrennte Zugänge und getrenntes Personal in der Betreuung."
Der Samariterbund, der Betreiber der Noteinrichtungen, kann hingegen nur von einer "großen Welle der Solidarität" berichten: "Anrainer bringen über den Tag verteilt wichtige Hilfsmittel wie Decken, Tiernahrung, Kleidung, Hygieneartikel und Babynahrung." Die dringend benötigten Sachspenden können von 8 bis 20 Uhr im Haidehof abgegeben werden.
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