Glaubenskirche und Corona
Sonntagsgottesdienst bei Sonne, Wind und Regen
Trotz der von der Bundesregierung verordneten Lockerungen finden die Sonntagsgottesdienste der Glaubenskirche weiterhin nicht im Kirchengebäude statt. Es wird unter freiem Himmel gefeiert.
Der Gottesdienst ist gerade erst 90 Sekunden alt, da ist der erste Donner zu vernehmen. Weitere folgen, werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Gottesdienst aber einfach ignoriert. Und von Blättern, die dem Prediger ins Gesicht wehen oder Windstößen, die Manuskripte durcheinanderwirbeln, lassen sich die evangelische Pfarrgemeinde Simmering und ihre Pfarrerin Anna Kampl sowieso nicht stören.
Seit Pfingsten hat die Glaubenskirche ihre Sonntags-Gottesdienste ins Freie verlegt - vor die Heilandskirche auf dem Zentralfriedhof. „Das ist ein sicherer Ort. Unsere Kirche ist einfach zu klein. Und wir wollen keine Anmeldesysteme und schon gar nicht jemanden nach Hause schicken“, begründet Glaubenskirchen-Pfarrerin Anna Kampl diesen Schritt.
„Lasst uns unsere Vision weiterleben“
Dass es gleich zur Premiere zu Pfingsten nicht ohne Regen abgegangen ist, wurde mit Gelassenheit zur Kenntnis genommen. „Das sind Tränen der Freude“, weil man einander endlich wieder zum Gottesdienst treffen könne, kommentierte die 90-jährige Gemeindevertreterin Elisabeth Zahradnicek die Wetterkapriolen trocken.
An diesem Sonntag, 14. Juni, hält das Wetter – trotz durchgehender Donnerbegleitung aus dem Süden. Sie habe die Vision einer Kirche, in der Gutes und Trauriges geteilt werde. Einer Kirche, die sich nach außen öffnet. Einer inklusiven Kirche, in der jede und jeder einen Platz habe, sagt Kampl in ihrer Predigt. „Diese Visionen werden in der Gemeinschaft der Glaubenskirche ganz konkret gelebt. Lasst uns unsere Vision weiterleben!“
Gottesdienste im Freien jedenfalls bis 5. Juli
Bis 5. Juli bleibt die Glaubenskirche jedenfalls dabei, ihre Sonntags-Gottesdienste im Freien abzuhalten. Veranstaltungen in der Kirche selbst gibt es nur für klar definierte Personenkreise, etwa eigene Andachten für Senioren oder Taufwerber. Am 28. Juni findet zum zweiten Mal ein „Gottesdienst in Bewegung“ statt, konzipiert von Pfarramtskandidatin Clarissa Breu und Dagmar Lagger. Dabei werden im Rahmen eines Spaziergangs verschiedene Stationen in Simmering absolviert.
Seelsorge im Spaziergang
Mit Seelsorge in der frischen Luft hat die Glaubenskirche bereits früher Erfahrungen gesammelt. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise war Pfarrerin Kampl immer mehr zur Spaziergängerin geworden, die kreuz und quer durch Simmering unterwegs ist – und dabei einen Wohnort von älteren Gemeindemitgliedern nach dem anderen abklappert. „Vom Gespräch über den Gartenzaun über den Plausch durchs Fenster bis zum Treffen im Hof von Wohnhäusern war da dann alles dabei“, resümiert Kampl. Die Gottesdienste im Freien und Andachten im kleinen Kreis sind nun der nächste Schritt.
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