Die Entstehung des Pasterzengletschers
In der heutigen Sage von Wilhelm Kuehs geht es um die Entstehung der Pasterze.
HEILIGENBLUT. Die Pasterze am Großglockner ist der größte Gletscher Österreichs. Wer vor dieser mächtigen Eismasse steht, kann sich nicht vorstellen, dass sich hier früher grüne Wiesen ausbreiteten und Kühe weideten. Die Kühe hatten am ganzen Bauch Zitzen und gaben so viel Milch, dass man sie in einem See auffangen musste. Die Senner ruderten mit Booten hinaus und schöpften den Rahm ab. Den Käse musste man mit Ochsenwagen zu Tal bringen, und als einmal eines der Räder brach, steckte man einfach einen Käselaib auf die Achse und fuhr weiter.
Dieser Überfluss machte die Menschen hochmütig, und bald kümmerten sie sich nicht mehr um ihr Vieh. Sie verarbeiteten die Milch nicht mehr, sondern badeten darin. Schon am Vormittag spielten die Musikanten zum Tanz auf, und statt zu melken und Heu zu machen, lagen die Leute in der Wiese, tranken und ließen es sich gut gehen.
Dieses Treiben erzürnte die Berggeister. Sie hatten den Menschen ihre Gaben nicht geschenkt, damit sie Schindluder damit trieben. So ballten sie Wolken um den Gipfel des Großglockners zusammen, türmten Hagel und Eis auf und schickten dann einen Sturm. Schneller als die Menschen laufen konnten, überzog sich die Alm mit Eis. Meterdick fiel der Schnee und begrub Häuser, Tiere und Menschen unter sich.
Seit dieser Zeit ist die Pasterze ein Gletscher, eine Eiswüste. Nur ihr Name deutet noch auf die fruchtbare Alm hin, die sie einmal war. Denn das Wort „Pasterze“ leitet sich aus dem Slowenischen her und bedeutet nichts anderes als „Weide“.
Zur Sache:
Die Sage "Die Lindenkreuzkapelle" stammt aus dem neuen Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs. Die Illustrationen hat der Tiroler Jakob Kirchmayr beigesteuert. Die knapp 200 Seiten starke Sammlung von neu erzählten Kärntner Sagen ist im Tyrolia-Verlag erschienen.
Hier gelangt man zur Übersichtsseite aller Sagen: www.meinbezirk.at/themen/wilhelm-kuehs
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