Wintercamping
Gar nicht so frostig: Wintercamping
Wintercamping: Einige Campingplätze im Bezirk Spittal haben auch im Winter nicht geschlossen.
HEILIGENBLUT/DÖBRIACH. Wenn das Stichwort Wintercamping fällt, denken viele an durchtrainierte hartgesottene Abenteurer, denen auch der tiefste Frost nichts anhaben kann. Doch weit gefehlt: Das einzige, was zutrifft, ist die Freude am Abenteuer. Das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Und wenn, wie jetzt, schon frühlingshafte Temperaturen herrschen: umso besser.
Im eigenen Bett
Zu den wenigen Campingplätzen, die das ganze Jahr über geöffnet haben, gehört der im Nationalpark Hohe Tauern am Fuße von Heiligenblut. Hier haben direkt neben der Möll zum wiederholten Mal die Wiener Silvia und Herbert Aicher ihr Wohnmobil geparkt, das sie sich vor sechs Jahren gebraucht für die Hälfte des Neupreises für 29.000 Euro geleistet hatten. "Es sind also nicht Kostengründe, die uns fürs Campen begeistern", beteuern die beiden Pensionisten, "sondern einfach die Möglichkeit, sich von einem Tag auf den anderen für Urlaubstage entscheiden zu können. Habe ich ein Hotelzimmer gebucht, muss ich es nehmen, auch wenn das Wetter schlecht ist." Und, ganz wichtig: "Wir schlafen im eigenen Bett." Dass Dusche und WC nur ein paar Meter durch den Schnee zu erreichen sind, nehmen die Wiener gerne in Kauf. "Es ist eben ein bisschen Zigeunerleben", lautet ihr politisch nicht ganz korrektes Fazit.
Schon im Dezember hier
Sie waren bereits zum Saisonbeginn vom 8. bis 15. Dezember in Heiligenblut und wollen auch zum Saisonende Mitte April noch einmal kommen: "Hier kann man noch ungestört Ski laufen", schwärmen sie, Nassfeld oder Amadé sei ihnen zu überlaufen. Außerdem stimme noch das Preis-/Leistungsverhältnis, würden die Hütten von Einheimischen geführt. Die Küche sei allgemein sehr gut. Nur: Weil die Portionen meist zu groß seien, werde größtenteils in der kleinen Kombüse selbst gekocht.
Wohnmobil gemietet
Dies gilt auch für die nebenan stationierten Tschechen Sanak Radomir und Krystian Radek, die mit ihren Söhnen Quido und Matej einwöchige Skiferien in Heiligenblut verbringen. Sie sind Sanaks Schwester Monika gefolgt, die bereits zum vierten Mal ihren Winterurlaub am Fuße des Großglockners verbringt - allerdings in einem Hotel. Die vier Prager hatten aus Kostengründen ein Wohnmobil gemietet, das in dieser Jahreszeit wesentlich preiswerter als im Sommer zu haben sei. Und zumal die beiden jungen Schüler verbringen einen richtigen Abenteurerurlaub, garniert mit einem Iglu neben dem eigentlichen Schlafplatz.
Urlaub in der Natur
Das dritte Wohnmobil, das zurzeit auf dem Nationalpark-Camping Großglockner steht, gehört den Thüringern Antje Schaller und Hartmut Credo. Die beiden Erfurter hatten das Gefährt erst vor wenigen Monaten erworben, um Urlaub so nah wie möglich an der Natur verbringen zu können. Alpines Skifahren hatte Antje erst im vergangenen Winter in Sölden gelernt, ansonsten betreiben sie Langlauf im einschlägigen Mekka in Oberhof. Nur: Vergleichbar mit ihrem ersten Wintercamping in 1.200 Meter Höhe sei das natürlich nicht.
Immer bei Familie Brunner
Nicht ganz so sportlich machen zwei Pensionistenpaare Wintercamping auf dem Campingplatz Brunner in Döbriach, dem einzigen, der rund ums Jahr am Milstätter See geöffnet hat. Dauercamper seit mehr als einem halben Jahrhundert sind Hildegard und Erwin Weber. "Wir leben zehn bis zwölf Wochen im Jahr in unserem Wohnmobil, sommers wie winters", erzählen die Münchener, seit zehn Jahren immer bei Familie Brunner. "Wir müssen hier auf keinen Komfort verzichten", schwärmen sie und zeigen stolz ihre mobile Ferienunterkunft. Ihr schönstes Erlebnis in all den Jahren? "Wir haben hier nur schöne Erlebnisse!"
Mehr Erholung als im Sommer
Ähnlich begeistert äußern sich Doris und Volker Diehl, die seit dem Jahr 2000 Wintercamping praktizieren. "Der Erholungswert in dieser Jahreszeit ist höher als im Sommer", sind sich die Hessen aus Weilmünster einig, die diesmal für zehn Tage mit dem dreijährigen Enkel Theo urlauben. Es wird viel gewandert, auch in Bad Kleinkirchheim, mit den Nachbarn gegrillt, gewürfelt oder Karten gespielt. "Es gibt nichts Schöneres", sind sich beide Paare einig, die mit Familie Brunner ein schon familiäres Verhältnis verbindet. Walter Brunner (28) führt den 1967 eröffneten Campingplatz in dritter Generation, seit Oktober gemeinsam mit der 25-jährigen Julia Mücke aus Franken, die schon als Einjährige (!) erstmals mit ihren Eltern Campingurlaub bei den Brunners gemacht hatte.
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