Frauen in der Wissenschaft
Höchste Zeit für Gleichstellung
Wir haben mit Diplomingenieurin Anita Kloss-Brandstätter aus Oberdrauburg über das Thema Frauen in der Wissenschaft gesprochen.
SPITTAL. Am 11. Februar war der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. Anita Kloss-Brandstätter weiß, es gäbe genug Potenzial seitens der Frauen in der Forschung, jedoch fehlt es an Rollenvorbildern.
Laufbahn
„Ich habe schon früh die Schönheit der Mathematik erkannt. Bereits in der Oberstufe habe ich mich sehr dafür interessiert und auch Nachhilfe angeboten“, so die Diplomingenieurin. Später absolvierte sie ein Doppelstudium in Biologie und Mathematik und war danach sechs Jahre in Innsbruck auf der Gerichtsmedizin. Dort arbeitete sie an einem mathematischen Algorithmus, welchen man in die Biologie transferieren konnte, um Leichen nach Massenkatastrophen identifizieren zu können.
Der Frauenanteil
„Zu meiner Studienzeit waren wir zwei Frauen von insgesamt 25 Studierenden in Mathematik“, erzählt Anita Kloss-Brandstätter. „Dieses Verhältnis hat sich inzwischen geändert, jedoch liegt noch viel Arbeit vor uns um mehr Frauen für die technischen Wissenschaften zu begeistern“. Diese Tatsache und die eigenen, nicht immer positiven Erfahrungen motivieren sie, sich für die Förderung von Frauen in MINT-Fächern einzusetzen. „Mit meinem YouTube-Kanal „Sciencebarbie erklärt Mathematik“ und unserer Initiative „Women in Data Science Villach“ möchten wir vermitteln, dass Frauen unbedingt in die Mathematik, Technik, Informatik und Naturwissenschaften gehören“, verrät die Oberdrauburgerin.
Es braucht Vorbilder
Als Professorin an der FH Kärnten am Campus Villach im Bereich Engineering & IT begeistert sie täglich junge Menschen für die Wissenschaft. „Die Mathematik ist eine lebendige Wissenschaft, welche in der heutigen Zeit, die von Klimakrisen, Pandemien und Weiterentwicklungen künstlicher Intelligenz geprägt ist, in fast allen Lebensbereichen eine wichtige Rolle spielt. Wenn man die Zusammenhänge verstehen und die Zukunft aktiv mitgestalten möchte, sollte man sich der Naturwissenschaft öffnen“, betont sie.
Weibliche Handschrift
Im Studium Applied Data Science sind aktuell 19% ihrer Studierenden weiblich. „Das entspricht dem Zeitgeist. Aktuell arbeiten in diesem Bereich nämlich 15% Frauen und 85% Männer. Unser Ziel für 2030 wäre ein Frauenanteil von 30%“, erklärt Anita Kloss-Brandstätter. Statistische Modelle, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen beruhen auf Daten und auf Algorithmen die von Menschen programmiert werden. Damit diese Algorithmen die unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensrealitäten der gesamten Bevölkerung für die Entscheidung berücksichtigen, braucht es Diversität in den Entwicklungsteams. Ein gewichtiger Grund den Frauenanteil in den Datenwissenschaften zu erhöhen.
Women in Data Science
Ganz wichtig ist es Anita Kloss-Brandstätter, ein Vorbild für andere Frauen zu sein. „Wenn sie mich sehen, denken sie vielleicht „Hey, dass möchte ich auch machen“, lächelt sie. Mit der Initiative Women in Data Science Villach holt sie, zusammen mit der Mathematikerin Olivia Pfeiler und weiteren ehrenamtlichen Mitgliedern, Frauen in den Datenwissenschaften vor den Vorhang. Bei der jährlichen Konferenz in Villach treffen sich über 250 Data Scientists aus der Region und aus aller Welt um sich auszutauschen.
Sciencebarbie
Anita Kloss-Brandstätter hat auf ihrem YouTube Kanal „Sciencebarbie“ bereits über 500 Videos veröffentlicht. Sie produziert Lehrvideos für ihre StudentInnen, MaturantInnen und sogar Videowünsche von außen werden erfüllt. Zukünftig sollen auch Inhalte für Mathematik ab der fünften Schulstufe folgen, damit das Interesse noch früher geweckt wird.
Link zum YouTube Kanal: @sciencebarbie
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