Schwerpunkt Bildung und Lehre

Legasthenie als Chance

Legasthenietrainerin Daniela Schweiger spricht mit uns über die Entwicklungsverzögerung im Lesen oder Schreiben.

SPITTAL. Als Legasthenie bezeichnet man das Phänomen, dass normal intelligente Kinder oder Erwachsene aufgrund einer differenzierten Wahrnehmung Probleme beim Lesen und Schreiben haben. Die Sinneswahrnehmungen sind different und optische, akustische und räumliche Informationen werden deshalb anders verarbeitet. „Es kann nach dem aktuellen Stand der Forschung davon ausgegangen werden, dass verschiedene Faktoren für das Auftreten einer Legasthenie verantwortlich sind. Mit großer Sicherheit sind dies einerseits genetische Einflüsse und andererseits verschiedene Defizite im Bereich der Wahrnehmung“, so die Legasthenietrainerin Daniela Schweiger.

Veränderung der Sichtweise

Das Thema Legasthenie gab es immer schon, nur wurde die Problematik nicht richtig diagnostiziert. Die Expertin erklärt: „Heute wird wesentlich besser darauf geachtet und die Menschen wissen mehr über die Thematik. Immer mehr Menschen bekennen sich zu ihrer Legasthenie, das ist erfreulich und hat wohl auch damit zu tun, dass das vorgefertigte Bild von einer Krankheit immer mehr zu schwinden beginnt. Dabei ist jede in ihrer Ausprägung so individuell wie ein Fingerabdruck. Deshalb muss auch die Intervention individuell und speziell auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt werden.“

Neue Perspektive

„Legasthenie kann als Chance gesehen werden, weil legasthene und dyskalkule Menschen über umfassendere Gedankengänge verfügen und eine hohe Merkfähigkeit und Auffassungsgabe haben. Albert Einstein ist wohl das beste Beispiel dafür. Als schwerer Legastheniker galt er als „Dummian“, bis man entdeckte, dass er über ein ausgesprochenes überdurchschnittliches mathematisches Denken verfügte. Natürlich steckt nicht in jedem Legastheniker ein Einstein, jedoch wenn man mit den Betroffenen an ihren Stärken arbeitet, kann man einiges bewirken und so manche verborgene Talente entdecken“, bestärkt die Legasthenietrainerin.