Mussnig-Nachfolger: "Sehe wirtschaftliches Potenzial im Mölltal"
Uwe Penker, interimistischer Geschäftsführer der Nationalpark-Region Hohe Tauern, im WOCHE-Interview.
MALLNITZ. WOCHE: Am 1. November sind Sie Günter Mussnig interimistisch als Geschäftsführer der Tourismusregion Nationalpark Hohe Tauern gefolgt: Wie lautet ihre Zwischenbilanz nach gut einem Monat in dieser Funktion?
PENKER: Meine Zwischenbilanz lautet, dass in der Vergangenheit sehr viel Gutes erreicht wurde. Somit hat mein Vorgänger Günter Mussnig in vielen Dingen sehr gute Vorarbeit geleistet. Jedoch hat er einen zu großen Rucksack getragen - ich bin in einer angenehmeren Situation, da mein Rucksack kleiner ist.
Inwiefern?
Durch eine Neuorganisation sind ab 1. Januar 2016 die Tourismusbüros vor Ort wieder für die Gästeinformation zuständig, wodurch es natürlich weniger Reibereien gibt und ich mich auf andere Dinge konzentrieren kann.
Während Ihrer interimistischen Nachfolge, die ein Jahr dauern soll, wird die Stelle des Geschäftsführers neu ausgeschrieben: Sieht man sich dabei nicht als "Lückenbüßer"?
Absolut nicht. Das Interimsmanagement ist eine Aufgabe an sich. Außerdem kann ich mich ja auch für die Stelle bewerben, was ich auch tun werde.
Medienberichten zufolge wünschte sich Ihr Vorgänger Günter Mussnig einen "neuen, unverbrauchten Steuermann" für seine Nachfolge. Erfüllen Sie diese Kriterien?
Ja. Da ich noch keine intensive, touristische Vergangenheit habe, sehe ich viele Dinge nüchterner und bin unvorbelasteter. Insofern schwebt kein Damoklesschwert über mir.
Was wollen Sie als Geschäftsführer besser machen als Ihr Vorgänger?
Ich möchte weniger Kompromisse eingehen. In der Vergangenheit wurde versucht, allen alles Recht zu machen. Natürlich werde auch ich versuchen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Meine Hauptaufgabe liegt jedoch darin, das bestmögliche Marketing für die vier Leitprodukte Alpe-Adria-Trail, Alpe-Adria-Radweg, Drauradweg und Freeride zu betreiben.
Ihre Heimatgemeinde Mallnitz zählt zu den abwanderungsreichsten Gemeinden im Bezirk. 2009 gab es dort noch 872 Bewohner, heute sind es nur noch 800: Was macht diese Gemeinde für Sie dennoch lebenswert?
Erstens natürlich meine vielen Freunde sowie die natürlichen Gegebenheiten in der Gemeinde wie die frische Luft und die Natur. Zweitens sehe ich in Mallnitz - wie auch in anderen Gemeinden des Mölltals - wirtschaftliches Potenzial. Die Frage ist nur, wie man die bereits bestehende, reine Natur, gut verkaufen kann. Das beste Beispiel dafür, dass dies bei uns möglich ist, ist das Landgut Moserhof in Penk, das ausgezeichnet läuft und bereits jetzt bis Juli ausgebucht ist. Insofern müsste man den Moserhof nur ein paar Mal im Mölltal kopieren (lacht).
Sie haben in Wien Coaching und Organisationsentwicklung studiert: Inwiefern kommt Ihnen diese Studienrichtung bzw. das Fachwissen aus dieser in Ihrer neuen Funktion zugute?
Die Organisationsentwicklung kommt mir insofern zugute, als dass ich weiß, wie eine Organisation aufgebaut ist und welche Organisationsmodelle es gibt. Somit versuche ich, das richtige Modell für die gerade aktuelle Situation anzuwenden. Dabei geht es auch um viele Kleinigkeiten - ich suche beispielsweise kein "Wunderwuzzi", das Marketing, Pressearbeit und IT perfekt beherrscht, sondern kaufe Dinge, die nicht zum Kerngeschäft gehören, punktuell ein. Zwar sind die Probleme dennoch dieselben, aber sie werden auf mehreren Schultern ausgetragen.
Welche Probleme meinen Sie?
Das größte Problem sehe ich darin, dass sich viele Hotelbetreiber zu wenig um die eigenen Gäste kümmern. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Tourismusbüros ihnen die Gäste schickt, was heute natürlich nicht mehr so ist. Betreiber können Gäste also nur durch mehr Werbung locken. Dabei gibt es zwei Richtungen: Entweder man arbeitet verstärkt mit Reiseveranstalter zusammen oder man betreibt mehr Eigenmarketing. Auch ist es hilfreich, wenn man sich als Hotel spezialisiert - diese Spezialisierung sollte man natürlich auch entsprechend bewerben.
Was wollen Sie durch Ihre neue Funktion im Mölltal und Mölltaler Tourismus verändern?
Den Glauben an die vier Leitprodukte Alpe-Adria-Trail, Alpe-Adria-Radweg, Drauradweg und Freeride. Ich wünsche mir also weniger Skeptiker und Jammerer. In den Hohen Tauern gibt es nämlich bessere Skitouren- und Freerideverhältnisse als am Arlberg.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich wünsche mir, in zehn Jahren nach wie vor einer Tätigkeit in meiner Heimat nachgehen zu können.
Zur Person:
Name: Uwe Penker
Geboren am: 23. Dezember 1977
Ausbildung: Studium in Wien (Coaching und Organisationsentwicklung), Titel der Diplomarbeit: Burnout-Syndrom: Die ersten erkennbaren Anzeichen aus Eigen- und Fremdsicht
Beruf: Interimistischer Geschäftsführer der Nationalpark-Region Hohe Tauern
Wohnort: Mallnitz
Familienstand: Ledig, keine Kinder
Hobbys: Bergsteigen, Skifahren
Lebensmotto: Lebe den Tag
Zum Wordrap:
Der Nationalpark Hohe Tauern ist: eine lebenswerte Region
Sport bedeutet für mich: Auspowern in der freien Natur
Dieses Buch zählt zu meiner absoluten Lieblingslektüre: "Der Weg zu den Besten" von Jim Collins
Luxus bedeutet für mich: Zeit zu haben
Damit sollte ich anfangen: Sesshaft zu werden
Darüber fluche ich: Über die Verbohrtheit mancher Mitmenschen
Diese Telefonnummer weiß ich auswendig: Feuerwehr, Bergrettung und Polizei
Meine größte Leidenschaft ist: Ideen zu entwickeln
Dafür würde ich mein letztes Geld ausgeben: Ein gutes Essen in netter Gesellschaft
Dafür gebe ich kein Geld mehr aus: Reine Luxusartikel wie etwa ein Auto als Statussymbol
Die Frau, die ich anziehend finde, trägt: Nichts
Das hätte ich lieber nie erfahren: Was manche Leute über einen denken
Glücksgefühle hatte ich zuletzt: In der Gegenwart einer schönen Frau (die jedoch angezogen war)
Zuletzt geweint habe ich: Als festgestanden ist, dass ich die Funktion als Geschäftsführer der Nationalpark-Region Hohe Tauern für ein Jahr ausführen darf - da hab ich vor Freude geweint
Mein schönstes Erlebnis war: Mein erster Alleinflug als Hubschrauberpilot vor fünf Jahren - es war ein Gebirgsflug von Wien nach Semmering
Mein einschneidendstes Erlebnis war: Als ich im Zuge meiner Diplomarbeit unterschiedliche Interviews mit Personen, die unter Burnout leiden, geführt habe. Die Geschichten dieser Personen, wie etwa jene einer Frau, die nicht mehr leben wollte und nur noch überlegte, wie sie sich umbringen kann, waren sehr, sehr einschneidend.
Der Sinn des Lebens ist: zu leben
Meine letzten Worte sollen sein: "Seht ihr, die Erde dreht sich doch um die Sonne"
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