"Nicht mitleiden, sondern mitfühlen"

- Reinhilde Alperth
- hochgeladen von Michael Thun
Ganz der Hospizarbeit hat sich Reinhilde Alperth in ihrer Freizeit verschrieben.
"Schon in sehr jungen Jahren wurde ich im Verwandten- und Freundeskreis mit Krankheit und Tod konfrontiert", berichtet die 52-Jährige. "Als ich 21 war, erzählten mir die Leute von ihren Befindlichkeiten." Die gelernte Buchhalterin spürte nach ihren Worten mit der Zeit ihre Empathiefähigkeit. Aber auch, dass Pflege einsam machen kann.
"Deswegen wollte ich eines Tages wissen, wie man es 'richtig' macht", so die gebürtige Spittalerin weiter. Sie belegte im Bildungshaus Sodalitas der Caritas in Tainach ein halbjähriges Seminar, zu dem auch ein 40-stündiges Praktikum in einem Altersheim gehörte. Zur Caritas habe sie über Pfarrer Johannes Staudacher gefunden, einem "Vorreiter" in Kärnten bei der Trauerbegleitung. An der Hilfsorganisation schätzt die ehrenamtlich Tätige, dass sie überkonfessionell und unabhängig vom Immigrationshintergrund der Betroffenen arbeite.
"Die Ausbildung hat mir viel Rüstzeug im Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod gegeben", sagt Reinhilde Alperth. Neue Potenziale, neue Energie seien geweckt worden. Auch habe sie lernen müssen, sich selbst Grenzen zu setzen. "Denn es geht nicht darum, mitzuleiden, sondern mitzufühlen." Eine große Bedeutung komme regelmäßigen Treffen mit anderen Mitarbeitern zu, bei denen die Arbeit reflektiert werde.
Eine Freundin habe ihr einmal gebeichtet, sie hätte vor so einer Aufgabe Angst: "Das könnte ich nicht." Denn allein aufgrund des Zuhörens eines Menschen in dessen letzter Lebensphase bleibe für einen selbst die Welt stehen, wie es die Hospizbetreuerin ausdrückt. "Man beginnt, sich seiner eigenen Endlichkeit zu begegnen." Jeder Besuch vermittle ihr das Gefühl, die Zeit sinnvoll genutzt zu haben. "Die Begegnung mit Todkranken bereichert das eigene Leben, verändert die Persönlichkei."
Weil sie "von außen" als unbeteiligte Person komme, erfahre sie als Hospizbetreuerin häufig mehr von den betroffenen Menschen als deren Angehörige, die manchmal selbst überlastet seien, sich von Freunden unnötigerweise abkapselten. "Weil wir uns in einem geschützten Raum bewegen, können die Betroffenen alles loswerden, was sie bewegt. Es bleibt unter uns", fährt die 52-Jährige fort, die zum einen Menschen in einem Altersheim betreut, zum anderen im Bedarfsfall zur mobilen Begleitung gerufen wird.
Wichtig ist es der Hospizbetreuerin auch, wie sie erzählt, Menschen, um die sie sich bis zum Schluss gekümmrt hat, auch bei deren Begräbnis zu begleiten: "Das ist für mich ein Abschied, ein Abschluss. Ich brauche dann immer eine gewisse Zeit, um Abstand zu gewinnen, neue Kraft und Energie zu tanken."
Von ihrer Familie - Ehemann und vier Kinder - erfährt Reinhilde Alperth jedweden Rückhalt. "Sie unterstützen mich, wo es nur geht", erzählt die Idealistin, im Sinne von: "Wenn es Dir gut geht, geht es auch uns gut."
Dabei sprüht die in Seeboden wohnende Kärntnerin nur so voller Lebenskraft. "Es ist nicht so, dass ich mich nur mit Krankheit und Sterben beschäftige", erzählt sie lachend. Sie blättere gerne in einer Wochenillistrierten, zählt zu ihren Lieblingsautoren Oscar Wilde, Arthur Schnitzler, Tolstoi und Josef Winkler aus Paternion. Doch auch schwarzem Humor in Krimis ist sie nicht abgeneigt.
Was wünscht sich Reinhilde Alperth? "Schön wäre es, wenn es mehr Ehrenamtliche, vor allem auf dem Land gäbe. Und mehr männliche Hospizbetreuer."
Zur Sache
Wer die mobile Hospizbegleitung in Anspruch nehmen will, wendet sich an Eva Maria Wernig, Caritas Klagenfurt, Telefon 0676/87 22 435. Weitere Information unter www.caritas-kaernten.at
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