Anrainer steigen auf Barrikaden
Eines von vier geplanten Projekten zur Verwertung von Klärschlämmen soll im Industriegebiet von Wöllersdorf-Steinabrückl gebaut werden. Aber nicht, wenn es nach den Anrainern geht.
WÖLLERSDORF. Teils heftiger Widerstand regt sich in Wöllers-dorf-Steinabrückl gegen eine Klärschlammverwertungsanlage im Industriegebiet. Dementsprechend gingen auch die Wogen beim Bevölkerungsinformationsabend im Kulturheim Steina-brückl hoch.
Die Anrainer, vor allem Bewohner der Feuerwerksanstalt, der Heideansiedlung und Steinabrückls steigen gegen dieses Projekt auf die Barrikaden. Sie wollen keine Klärschlammverbrennungsanlage in unmittelbarer Nähe von bewohntem Gebiet. Der Grund: Sie befürchten Geruchsbelästigung, Schadstoff- und Verkehrsbelastung.
Doch Kalogeo-Geschäftsführer Peter Ramharter entwarnt: „Kalogeo ist ein geschlossenes System, bei dem es praktisch keine Beeinträchtigung der Umwelt durch Gerüche oder Lärm geben kann. Unsere Referenzanlage in Bad Vöslau beweist das seit mehreren Jahren. Das Verkehrsaufkommen wird sich bei ca. 7 LKW/Tag durch die Anlieferung der Klärschlämme und Abtransport der Asche bewegen, die Zufahrt wird nicht durch Wohngebiet erfolgen.“
In einer weiteren Stufe soll neben der Anlage eine Düngemittelproduktion zur weiteren Verwertung der beim Prozess entstehenden Asche errichtet werden. Dabei sollen rund 20 bis 25 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ganz im Alleingang will Kalogeo das Projekt nicht durchziehen, daher auch der Informationsabend. „Sinn dieses Informationsabends war es, die Bevölkerung in den Planungsprozess mit einzubeziehen, auf Wünsche einzugehen und die Bedenken gegen die Anlage zu zerstreuen.“
Dagegen
Gelungen ist dies aber nur bedingt, denn die Bedenken der Anrainer sind auch nach der Bürgerversammlung nicht verschwunden. Auch die Gemeinde stellt sich hinter die Anrainer und hat auch im Gemeinderat einstimmig gegen das Projekt gestimmt. „Das Problem liegt darin, dass die Gemeinde hier nicht Baubehörde 1. Instanz ist. Derartige Projekte werden vom Land entschieden. Und genau das ist hier passiert. Das Land hat das Projekt ohne Rücksprache mit der Gemeinde bewilligt. Aus diesem Grund nehme ich mir jetzt einen Rechtsbeistand und werde alle Rechtsmittel ausschöpfen. Der Gemeinderat lässt die BürgerInnen mit ihren Sorgen nicht allein. Die Lebensqualität steht klar an erster Stelle“, versichert Bürgermeister Ing. Gustav Glöckler.
Zur Sache:
Das NÖ-Unternehmen Kalogeo hat sich auf die Verwertung dieser Klärschlämme spezialisiert und dafür ein innovatives und patentiertes Verfahren entwickelt, das an mehreren Standorten in Österreich und dem angrenzenden Ausland umgesetzt wird. Dabei wird der angelieferte Klärschlamm (noch 75 % Wasseranteil) in einem geschlossenen System getrocknet und anschließend gemeinsam mit Hackschnitzel (zur Erhöhung des Brennwertes) thermisch verwertet. Die dabei entstehende Energie kann über Fernwärmesysteme, z.B. zur Stromgewinnung genutzt werden. Die anfallende Asche kann deponiert werden, bzw. in der Düngemittelproduktion, bzw. auch als Baustoff genutzt werden.
Zusätzlich werden hier aus den Ascherückständen des Verfahrens hochwertige Düngerbestandteile (Phosphor, etc.) rückgewonnen. An insgesamt 4 Standorten soll so der Klärschlamm des ganzen Bundeslandes verwertet werden und daraus fast 50 % des Düngerbedarfes Niederösterreichs rückgewonnen werden.
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