St. Pölten
Einbindung von Soziologen und Psychologen ist Gebot der Stunde

- Bürgermeister Matthias Stadler meint entschlossen, dass Kinder und Jugendliche genug gelitten haben.
- Foto: Konstantin Mikulitsch
- hochgeladen von Katharina Gollner
Bürgermeister Matthias Stadler nimmt Stellung zur Diskussion um künftige Maßnahmen der Bundesregierung: Es existiere ein blinder Fleck bei den aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung im Bereich psychologischer und gesellschaftlicher Aspekte – dieser gehöre umgehend beseitigt.
ST. PÖLTEN (pa). „Mit Fortdauer der Maßnahmen treten von allen Seiten Menschen, Experten wie Betroffene, an mich heran, um auf die alarmierende Situation aufmerksam zu machen“, so Stadler. Laut aktuellen Studien zeigt mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendliche depressive Verstimmungen, gleichzeitig sind psychosoziale Einrichtungen überfüllt. „Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklungen haben wir das Angebot der Schulsozialbetreuung erweitert. Es braucht aber Maßnahmen auf allen Ebenen. Die sensibelste Gesellschaftsgruppe muss geschützt und endlich gehört werden. Ich fordere daher von der Bundesregierung bei allen kommenden Maßnahmen soziologische, psychologische wie gesellschaftliche Aspekte miteinzubeziehen“, so Stadler.
Regelbetrieb im Pflichtschulbereich
Bürgermeister Stadler fordert deshalb auch eine möglichst baldige Aufnahme des Regelbetriebes im Pflichtschul- und Kindergartenbereich. Die bekannte Psychotherapeutin und Buchautorin Martina Leibovici-Mühlberger unterstreicht die Relevanz eines geregelten Tagesablaufs und sozialer Kontakte: „Fragt man Kinder nach jenen Dingen, die ihnen am meisten fehlen und worauf sie sich am meisten freuen, sind das interessanterweise die Schule und ihre Freunde. Der soziale Kontakt fehlt diesem radikal sozialen Wesen am meisten.“
Auch in der städtischen Jugendhilfe ist der Anstieg an Konflikten spürbar. Leiter Gerhard Karner dazu: „Leider ist in diesen Krisenzeiten auch ein Anstieg familiärer Gewalt erkennbar, so gab es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg von Betretungsverboten mit Wegweisungen.“
Die Jugendhilfe steht in solch Krisenzeiten mit einem vielfältigen Angebot zur Seite. Dieses reicht von einer einfachen Beratung bis hin zu Kinderschutz und Unterbringung bei Pflegeeltern.
Für den Jugendbereich hat die Stadt St. Pölten selbst während der Lockdown-Phasen andere Wege gefunden mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben.
„Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist in diesem Alter wichtiger als in anderen Lebensphasen. Die Situation ist vor allem in prekären Wohnverhältnissen oder problembelasteten Familien eine Herausforderung. Es macht sich eine Perspektivlosigkeit breit. Wir haben eine Art Krücke mit den sozialen Medien, um den Kontakt mit Jugendlichen zu halten. Wir versuchen die Jugendlichen in ihrer Lebensrealität abzuholen. Wir sind auch weiterhin vor Ort für die Jugendlichen da und bauen das virtuelle Jugendzentrum immer weiter aus“, so Michael Hogl vom Steppenwolf.
Corona-Maßnahmen schießen am Ziel vorbei
St. Pölten hat aktuell am drittwenigsten Neuinfektionen von allen österreichischen Gemeinden. In anderen Gebieten wie Hermagor, Lienz oder St. Johann im Pongau liegt die 7 Tages Inzidenzzahl bei rund 300. In St. Pölten hingegen liegt dieser Wert bei 46. „Die Corona-Maßnahmen gehen an der Realität vorbei. Diese Werte lassen sich nicht vergleichen. Es müssen für Städte wie St. Pölten, deren Inzidenzzahl im unteren Bereich liegt andere Zugänge gefunden werden als für Skipisten und Wintersportgemeinden. Die Corona-Ampel bildet das reale Infektionsgeschehen nicht mehr ab“, fordert Matthias Stadler.
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