St. Pölten
Landestheater NÖ: "Liliom" ist im Hier und Jetzt angekommen
Am Samstag feierte "Liliom" im Landestheater NÖ Premiere. Modern und stark.
ST. PÖLTEN (pw). Es weht ein frischer Wind am Landestheater NÖ, dessen Ursprung gut und gerne an der Schaubühne Berlin liegen könnte. Liliom (von Franz Molnár) ist ein Karussell-Ausrufer im Wiener Prater, der dem Begriff alle Ehre macht. Er träumt vom schnellen Geld für ein besseres Leben. Er setzt alles aufs Spiel – und verliert. "Mich kriegt ihr nicht." Er aber kriegt uns. Tim Breyvogel verkörpert den Liliom sehr modern, mit seinem nuancenreichen Spiel brilliert er bis zur Erschöpfung. Gegen Ende hin neigt er zur Übertreibung. Sehr stark: Josephine Bloéb gibt ihre Marie als Mädchen kraftvoll und feurig, an der Seite ihres Auserwählten Wolf (Tilman Rose) wandelt sie sich zum biederen Liebchen. Hanna Binder ist als Julie selbstbewusst und konsequent. Dennis Cubic macht aus dem Ganoven Ficsur einen zeitgemäßen "Gangster". Die Inszenierung von Rudolf Frey besitzt sehr viel Großstadtflair und eine gehörige Portion Coolness. Dazu gehört auch ein Riesenbär (mal mit Messer, mal mit Luftballon) als Panoptikum des Praters. Frey versteht es, gekonnt die Schauspieler auf der Bühne in ein Gemälde zu stellen. Aber es gibt auch Tiefen. Im zweiten Teil geht die Konstanz verloren, das Bühnenbild (Vincent Mesnaritsch) büßt seine Dynamik ein. Musikalisch getragen wird der Abend von den Strottern und Drehleierspieler Matthias Loibner, die es verstehen, jeder Stimmung ein Gefühl zu geben. Ein Abend voll unverklärter Sehnsucht, ohne Fingerzeig interpretiert und exzellentem Schauspiel.
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