St. Pöltens Taxler packen aus

- <f>Martin Joichl</f> von Taxi James macht sich bereit für seine nächste Fahrt: Welche Erlebnisse diese wohl bringen wird?
- hochgeladen von Bettina Talkner
Die Taxifahrer der Stadt erzählen über ihren Alltag hinter dem Steuer, samt unanständigen Szenen, Erbrochenem, verwirrten Passagieren und riskanten Vorfällen.
ST. PÖLTEN (bt). Taxifahrer bringen uns von A nach B und haben immer ein offenes Ohr. Vor allem betrunkene Fahrgäste scheinen ihren Beifahrersitz gerne mit der Couch eines Psychiaters zu verwechseln. Doch was wird da erzählt und was haben St. Pöltens Taxler schon alles erlebt? Die Bezirksblätter haben ihnen ihre skurrilsten Geschichten entlockt.
Szenen auf dem Rücksitz, die nicht mehr jugendfrei sind und gestohlene Geldbörsen, darüber berichtet Martin Joichl, der seit 2017 als Taxi James unterwegs ist. Unanständige Fahrgäste ermahnt er, den Dieb hat er gestellt. Doch seine ungewöhnlichste Fahrt erlebte Joichl mit einem Mann im Krankenhauskittel. Der Fahrgast, ein Gastronom aus dem Bezirk, wollte zuerst zu einem St. Pöltner Restaurant, um die Konkurrenz auszuspionieren. Danach ging es in sein Haus, sein eigenes Lokal und zu einer Tankstelle. "Er hat um 500 Euro Rubbellose gekauft. Mit diesen wollte er mich auch gleich bezahlen", schmunzelt Joichl, der abgelehnt hat. Nun wollte sein Fahrgast seinen Gewinn einlösen - kaufte stattdessen aber neue Lose. "Ich habe ihn dann wieder ins Krankenhaus zurückgebracht. Meine Frau ist Krankenschwester und wusste schon, dass er abgehaut ist." Beim Aussteigen vergaß der Mann seine Unterlagen. Ein Glück für Martin Joichl, der sich dadurch das unterschlagene Geld holen konnte.
Retter in der Not
Bei Taxilenker Anton Wieland haben Urlauber aus Italien, die er bereits abgesetzt hatte, Alarm geschlagen, dass sie ihr behobenes Geld im Bankomat vergessen hätten. "Ich habe gleich einen Kollegen verständigt, der ist zum Bankomat geeilt und hat das Geld noch bekommen." Bei den Italienern war die Freude groß, aber noch größer war die Verwunderung: "Ich habe nicht geglaubt, dass ich das Geld nocheinmal sehe. Was sind die Österreicher für Leute, das Geld ist noch da'", erinnert sich Anton Wieland, der seit 55 Jahren auf den Straßen unterwegs ist, an die damaligen Worte.
Unappetitlicher Zwischenfall
"Eigentlich kann alles passieren beim Taxifahren", weiß Daniela Grundböck, Fahrerin beim Taxi 31900. Während am Tag gestresste Geschäftsleute einsteigen, sind es an den Wochenenden vor allem Jugendliche, häufig betrunken. "Einmal ist einer hinter mir gesessen und hat sich übergeben. Der hat dabei nach vorne geschaut und ich war von oben bis unten voll", schildert Grundböck. Sie war geschockt und vor allem wütend. "Ich habe ganz lange blonde Haare, da hatte ich alles drinnen. Der Abend war gelaufen." Die Fahrerin konnte selbst nicht gleich unter die Dusche hüpfen, sondern musste ihr Auto erst einmal vorreinigen. Die endgültige professionelle Reinigung kann dann bis zu 400 Euro kosten. "Wenn es einem schlecht geht, sofort das Fenster aufmachen und Bescheid geben", appelliert Grundböck. Ist ihren Fahrgästen nicht gerade übel, scheinen sie sich bei ihr aber rundum wohlzufühlen, denn die Lenkerin hört ganze Lebensgeschichten. "Wenn man merkt jemand ist sehr verzweifelt, muss man schon gut zureden." Dennoch, Grundböck liebt ihren Job. "Es macht schon Spaß. Ich habe noch nie bei einer Arbeit so viel gelacht wie beim Taxifahren."



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